Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
verebbte. Dr. Teslas Gesichtsausdruck blieb unverändert. Er blinzelte nicht mal. Wahrscheinlich ging er bereits im Kopf durch, was er sich später in seinem Studierzimmer notieren würde.
„Mein Herren, ich gehe jetzt ins Terminal. Löwenstein, führen Sie alles so durch, wie ich es Ihnen erklärt habe!“
„Jawohl, Doktor!“, rief der Deutsche.
Philemon beobachtete, wie Tesla nach draußen marschierte und in das Terminal kroch. Als die kleine Tür sich hinter ihm schloss, schaute er zu Löwenstein hinüber. Die Hand des deutschen Ingenieurs senkte sich, und gelassen schloss Philemon den Stromkreis. Es war ja nicht das erste Mal, dass der Doktor persönlich an dem Experiment teilnahm, und schließlich war noch nie etwas passiert. Zumindest nicht, seit er dabei war.
Routiniert wartete Philemon ab, während die Blitze durch das Labor zuckten und die Skalarwellen durch seinen Körper wummerten. Da hob sich Löwensteins Hand wieder und er unterbrach die Stromzufuhr. Sofort huschte sein Blick hinüber zum Terminal, und sein Herzschlag beschleunigte sich, als sich nichts rührte. Doch dann öffnete sich die Tür und Dr. Tesla kam heraus. Beruhigt sah Philemon, wie er seine langen Gliedmaßen streckte und zu ihnen herübergeschlendert kam. Er schien viel besserer Laune zu sein als vorher und zwinkerte Philemon vergnügt zu, als er an ihm vorbei in das Labor ging
„Genug für heute!“, rief er und Philemon pulte sich die Pfropfen aus den Ohren. „Wir brechen hier ab. Sie können die Apparaturen abbauen.“ Dann verschwand er in seiner Kammer.
Philemon half Löwenstein bei der Demontage des Terminals. Immer wieder warf er dabei dem Deutschen einen verstohlenen Blick zu. Sollte er ihn jetzt danach fragen? Er war unsicher. Vor zwei Tagen hatte er eine Antwort auf sein Telegramm erhalten, und konnte es kaum erwarten, Löwenstein damit zu konfrontieren. Was sein Freund in New York nach einigem Suchen über das Röhnfeldt-Experiment herausgefunden hatte, war äußerst beunruhigend, und er musste unbedingt mit jemandem darüber sprechen.
Sie schleppten die große Kupferröhre ins Labor und deckten sie mit dem Wachstuch ab. Auch Löwenstein wirkte, als stehe er unter großer Anspannung. Er war wenig gesprächig, was ungewöhnlich war. Philemon fragte sich, ob etwas vorgefallen war, von dem er nichts wusste. Hatte sich das Problem mit Myers verschärft? Oder hatte es vielleicht mit den Aufzeichnungen der Messinstrumente auf dem Berg zu tun, die man ihm vorenthielt? Philemon unterdrückte einen Seufzer und ging Löwenstein bei der Deaktivierung der Kondensatoren zur Hand. Er würde es niemals herausfinden, wenn er sich nicht überwand und den Deutschen danach fragte. Sie zogen die Drahtklemmen von den Kontakten ab und legten sie sorgfältig zur Seite. An den Kondensatoren und Batterien durfte kein Fließstrom entstehen. Bestenfalls waren dann am nächsten Tag die Batterien leer, schlimmstenfalls aber gab es einen Funkenschlag und das Labor brannte ab.
Als sie die Aufräumarbeiten abgeschlossen hatten, zogen sie sich die Gummihandschuhe von den Fingern und wuschen sich in der Regentonne vor dem Gebäude. Danach kehrten sie zurück in das Labor, wo sie sich an einen Tisch setzten und Coca-Cola tranken. Die Flaschen hatten sie zum Kühlen in der Regentonne versenkt. Löwenstein grinste und stieß mit Philemon an. Sie gaben einen zufriedenen Laut von sich, als sie die Flaschen wieder absetzten.
„Ein wirklich schmackhaftes Gesöff habt ihr Amerikaner da erfunden!“, sagte Löwenstein und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Na, dann wollen wir mal auf den guten alten Czito warten. Ich bin gespannt, wie schnell er es mit seinen kurzen Stummelbeinchen hierherschafft.“
Philemon lachte und trank noch einen Schluck von dem süßen Getränk. Jetzt wäre der perfekte Moment, dachte er. Diese freundschaftliche Stimmung musste er ausnutzen. Er sah Löwenstein an, der sich endlich etwas zu entspannen schien, und gab sich schließlich einen Ruck. Wer niemals fragt, wird dumm sterben, hatte sein Onkel immer gesagt und der war Reporter bei der New York Times gewesen. Er stellte seine leere Flasche auf den Tisch und lehnte sich vor. „Was glauben Sie, werden die Aufzeichnungen, die Czito mitbringt, anzeigen? Ich hätte sie zu gerne einmal gesehen.“
Löwensteins Gesichtsausdruck veränderte sich leicht und sein Lächeln wirkte mit einem Mal nicht mehr ganz so offen. „Also“, sagte er und lehnte sich wieder vor, „darüber
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