Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
zusammen. Ein Bauchgefühl sagte ihn, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten.
Wenig später saßen sie im Cockpit und Achille drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang ohne zu Stottern an. Der Franzose überprüfte den Öldruck und legte beide Hände an den Steuerknüppel. Anschließend ließ er die Bremse los und gab Vollgas. Wie eine wütende Biene hüpfte die Maschine über den Sand. Ondragon verkrampfte sich unwillkürlich auf seinem Sitz. Die Düne am Ende der kurzen Piste kam bedrohlich näher, und er kniff die Augen zusammen, als die Cessna kurz davor mit der Schnauze abhob und in den Himmel schoss. Dabei streifte sie mit einem Reifen den Sand, doch Achille fing die Krängung der Maschine gekonnt ab und zog sie gnadenlos hoch. Ondragon blieb der Atem weg, als er mit mindestens zwei G in den Sitz gepresst wurde. Trotz des Drucks auf seinen Ohren konnte er hören, wie es im Rumpf der Cessna knackte und ächzte. Warum tat er sich das bloß immer wieder an?
Als sie eine Höhe von siebenhundert Metern erreicht hatten, nahm Achille etwas Geschwindigkeit raus. Der Motor wurde leiser und die Vibrationen des Flugzeuges ließen etwas nach. Auch Ondragon hatte seine ungewollte Pressatmung wieder im Griff und deutete auf die dunklen Felsen unter ihnen. „Geh da rüber. Ich will das längliche Tal dort untersuchen.“
„Wird gemacht!“ Der Franzose legte die Cessna in eine Kurve und wenig später überflogen sie das Tal. Mit dem Fernglas versuchte Ondragon, etwas zu erkennen, doch sie waren zu schnell.
„Kannst du wenden und das Tal noch einmal tiefer und langsamer überfliegen?“
„ Oui, mon Capitaine! “
Achille flog eine langgezogene Schleife über den anderen Tälern und Ondragon nutzte die Gelegenheit, diese zu inspizieren. Doch auch hier konnte er nichts Auffälliges entdecken. Jedenfalls kein fremdes Flugzeug. Achille ging tiefer, und als sie das besagte Tal der Länge nach passierten, meinte Ondragon, etwas entdeckt zu haben. Doch plötzlich begann der Motor der Cessna zu stottern. Achille zog die Maschine nach oben und brachte sie gerade noch rechtzeitig über den Grat, bevor sämtliche Instrumente ausfielen. Mehr verwundert als entsetzt beobachtete Ondragon, wie der Propeller mit einem Ruck stehenblieb und die Cessna in einen gefährlichen Sinkflug ging.
„Was, zur Hölle, ist los?“, schrie er und hielt sich am Sitz fest. Jetzt war er entsetzt!
„Weiß nicht“, keuchte Achille und konzentrierte sich darauf, das kleine Flugzeug abzufangen. Doch die Dünen am Boden kamen immer näher. Die Cessna war viel zu schnell. Wenn sie Glück hatten, würde das eine Bruchlandung geben, aber nur, wenn sie Glück hatten. Andernfalls bekämen die Geier ganz unerwartet was zu fressen.
Die Cessna senkte ihre Schnauze und begann zu schlingern. Mit aller Gewalt zerrte Achille am Steuerknüppel.
Das war’s, dachte Ondragon. So sollte es nun zu Ende gehen. Nicht schön, aber wenigstens heldenhaft.
Doch bevor sie den Kamm der ersten Düne touchierten, gelang es Achille, die Maschine ein wenig hochzuziehen und sie in einen ausbalancierten Segelflug zu bringen. Natürlich waren sie noch immer zu schnell, und als sie zwischen den Dünen das erste Mal aufsetzten, prallte die Cessna vom Boden ab und hüpfte unkontrolliert über den Sand. Am Ende bohrte sich das Flugzeug mit der Schnauze in eine hohe Düne. Metall knirschte und Glas splitterte. Abrupt wurde Ondragon nach vorn geschleudert und verlor das Bewusstsein.
54. Kapitel
12. September 1899 Colorado Springs nachmittags
Gerührt brach Philemon in Tränen aus und ließ es zu, dass sie über sein Gesicht strömten. Wie ein Sturzbach überfluteten ihn die verschiedensten Emotionen. Tränen benetzten sein Hemd, seine Hände und die Tischplatte vor ihm. Bebend sah er Tesla an. Er war wie elektrisiert von dem, was der Doktor ihm soeben eröffnet hatte. Vergessen war der negative Effekt des Röhnfeldt-Experiments, denn etwas viel Größeres war an dessen Stelle getreten. Tesla hatte etwas entdeckt, das Röhnfeldt übersehen hatte. Eine verborgene Energiequelle, die schon immer dagewesen war. Die aber noch nie jemand zuvor wahrgenommen hatte. Es war die größte Entdeckung aller Zeiten!
„Doktor“, sagte Philemon mit tränenverschleiertem Blick, „warum haben Sie das nicht längst der ganzen Welt offenbart? Ihre Entdeckung würde alles verändern!“
„Weil ich befürchte, dass die Menschen die Größe meiner Erfindung nicht erkennen und sie womöglich
Weitere Kostenlose Bücher