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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Vormittag

    Clandestin stieg aus dem Flugzeug und sah Yaqub auf sich zukommen. Er breitete die Arme aus und gab sich in die väterliche Umarmung des Älteren. Als sie voneinander abließen, küsste Clandestin ihn auf beide Wangen.
    „ As-salamu ‘aleikum , Meister Yaqub.“
    „ Wa-‘aleikumu s‘salam , Clandestin.“ Yaqub lächelte. Sein weißer Bart leuchtete wie Schnee auf seiner braunen Haut und verlieh ihm Würde. „Hast du den Schatz mitgebracht?“, fragte er.
    Mit einem stolzen Lächeln zog Clandestin die zwei Gegenstände aus der Bauchbinde und präsentierte sie Yaqub.
    „Gepriesen sei der Schöpfer. Beides kehrt nun an den Ort zurück, an den es gehört: in den Schoß der Bruderschaft.“ Yaqub nahm das Buch und die Medaille wie zwei wertvolle Reliquien entgegen und strich andachtsvoll mit den Fingern darüber. „Ich danke dir, Clandestin, dass du die beschwerliche Reise auf dich genommen hast, um unser Gelöbnis zu erfüllen.“
    Ergeben senkte Clandestin sein Haupt. „Ich habe zu danken, dass Ihr mich für diese ehrenvolle Aufgabe auserkoren habt, Meister.“
    „Was ist mit Achmed?“ Auf Yaqubs Stirn erschienen sorgenvolle Falten.
    „Ich denke, er ist tot. Sonst hätte er mir längst eine Nachricht zukommen lassen, wie wir es verabredet hatten.“
    In Yaqubs Blick legte sich Trauer. „War es der Deutsche?“
    Clandestin antwortete mit Wut im Bauch. „Ich fürchte, er ist mir dichter auf den Fersen, als uns lieb ist.“
    „Dann war er bestimmt in dem Flugzeug, das ich heute früh gesehen habe. Es ist draußen in den Dünen gelandet.“
    Erschrocken schaute Clandestin auf. „Ein Flugzeug? Aber wie hat er wissen können, wo ich hin will? Ich begreife das nicht! Er muss mit dem Teufel im Bunde sein.“
    Yaqub legte trostspendend eine Hand auf Clandestins Schulter. „Mit wem auch immer er im Bunde ist, er scheint sehr begabt zu sein. Und hartnäckig. Keine schlechte Eigenschaft für einen Mann, dessen Bestimmung es ist, der Welt ihre Geheimnisse zu entreißen.“
    Clandestin schüttelte verzweifelt den Kopf. „Dass er hier ist, ist allein meine Schuld. Ich habe es nicht geschafft, ihn abzuschütteln. Bitte, bestraf mich, wenn du es wünschst, Meister.“
    „Unsinn, du hast getan, was du konntest. Dieser Fremde ist nur eine weitere Prüfung für uns. Wir werden auch sie zu meistern wissen. Vertrau mir. Komm, wir gehen in den Raum der Stille und beten für Achmed, der sich geopfert hat, und dafür, dass der Schöpfer uns seinen Segen gebe, auf dass wir gewappnet seien.“
    „Der Deutsche ist draußen in den Dünen, sagtest du?“ Clandestin sah zum Flugzeug hinüber, mit dem er gekommen war. Es wurde von vier Brüdern auf der Piste gewendet und mit einem Tarnnetz abgedeckt. Die kaum sichtbare Landebahn lag in einem schwer zugänglichen Tal zwischen den Felsen, mehrere Kilometer vom Guelta entfernt. Das Tal war für die Bewohner des Gueltas mit einem Tabu belegt und niemand durfte es betreten. Es besaß eine eigene Quelle mit Frischwasser und war nur über einen schmalen Pfad zu erreichen oder mit einem kleinen Flugzeug – das perfekte Versteck.
    „Dann ist er nahe dran“, sagte er sorgenvoll.
    „Nicht nahe genug. Mach dir keine Sorgen. Die Wüste wird uns helfen und ihn in die Knie zwingen. Sie wird ihn verschlingen, wie sie auch alle anderen Eindringlinge verschlungen hat. Keine Spur wird von ihm zurückbleiben. Und nun komm.“
    Clandestin ließ sich von Yaqub durch einen kaum sichtbaren Eingang im Fels in das weit verzweigte Höhlensystem führen, in dem sich neben unzähligen Gängen und Kammern auch ihre bescheidenen Behausungen und der Raum der Stille befanden. Als Clandestin die aus dem Fels gehauene Kaverne betrat und das eherne Kreuz auf dem Altar des Schöpfers erblickte, fiel er ehrfürchtig auf die Knie. Mit seiner Stirn berührte er den Boden, sog tief den vertrauten Geruch nach feuchtem Lehm und Weihrauch ein und begann, leise die magischen Verse aufzusagen. Der alte Yaqub fiel in sein Gebet mit ein und ihre murmelnden Stimmen schwebten durch den Raum. Clandestin fühlte, wie seine Stärke neu erwachte. Er war zu Hause, im Kreise der Bruderschaft. Hier herrschten andere Gesetze als in der Welt da draußen. Der Deutsche war ein Eindringling. Er würde gehen müssen. Oder sterben.

53. Kapitel

    02. Juni 2011
in der Wüste am Mittag

    Hastig berichtete Ondragon Achille von dem fremden Flugzeug und packte daraufhin das Nötigste für einen Erkundungsflug über die Berge

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