Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
in einer privaten Tongrube entsorgt hatte. Das Gift gelangte in das Trinkwasser und viele der Einwohner wurden schwer krank oder starben gar an den Folgen. Die geschädigten Familien reichten Jahre später eine Sammelklage ein. Der Prozess zog sich über zwei Dekaden, aber am Ende wurde Darwin Inc. schuldig gesprochen. Dem Konzern konnte nachgewiesen werden, dass er jahrelang von der Toxizität von PCB gewusst, es aber weiterhin bequem in der Grube entsorgt hatte. Zähneknirschend zahlte Darwin Inc. die über 300 Millionen US-Dollar Schadensersatz an die Opfer. Bis heute waren die Produktionsstätten in Oklahoma mit PCB kontaminiert.
Ondragon ließ seinen Kugelschreiber klicken.
Tja, die Grundstücke gibt es dort jetzt bestimmt im Dutzend billiger, dachte er ironisch. Bitter für die Menschen, die dort lebten, aber einen PCB- oder Dioxin-Skandal gab es mittlerweile bei jeder dritten oder vierten größeren Firma und war daher kaum etwas Besonderes.
Klick.
Er rekapitulierte den zweiten schon etwas interessanteren Artikel, in dem es hieß, dass sich 2009 sieben Landwirte aus Deutschland mit dem bekannten und weltweit genutzten Herbizid „Weedsweep“ von Darwin Inc. vergiftet hätten. Die Bauern hätten das Pflanzenschutzmittel eingeatmet und dadurch eine Schädigung des zentralen Nervensystems davongetragen. Alle Sieben wurden arbeitsunfähig und zogen vor Gericht. Ihr gemeinsamer Anwalt warf Darwin Inc. vor, die Gefährlichkeit des Herbizids, an dem der Konzern Milliarden verdient, systematisch zu verschweigen. Er forderte, das Produkt vom Markt zu nehmen. Ein Fall, der natürlich weltweites Aufsehen erregte, denn es war der erste, in dem direkt nachgewiesen werden sollte, dass Weedsweep krank mache. Im Laufe des Verfahrens wurde das Herbizid auf seine Inhaltsstoffe geprüft und es kam heraus, dass es tatsächlich bedenkliche Lösungsmittel enthielt. Seitdem erwägten einige Länder ein Verbot von Weedsweep, was derbe Einbußen für Darwin Inc. bedeuten würde. Bislang konnte aber keine Verknüpfung der Inhaltsstoffe des Darwin-Produktes mit der gesundheitlichen Schädigung der Landwirte hergestellt werden.
Klick.
Kein Wunder, dachte Ondragon zynisch. War ja irgendwie klar gewesen. Auch, dass Gutachten und Gegengutachten noch immer die Experten beschäftigten, und der Prozess sich deshalb bis heute hinzog. Eine eindeutige Verzögerungstaktik, gegen die niemand etwas unternehmen konnte. Zusätzlich kündigte ein Sprecher des Biotech-Giganten auch noch an, dass Darwin Inc. erwog, eine Gegenklage wegen Ruf- und Geschäftsschädigung einzureichen.
Klick.
Ondragon lachte bitter. Das war das übliche Säbelrasseln der Großen und mit Sicherheit auch das Ende des Verfahrens, denn gegen die gewieften Anwälte der Konzerne waren Normalbürger machtlos. Die Welt war ein Tank voll mit Scheiße, und man musste nur wissen, wie man sein eigenes Boot über Wasser hielt, damit man den anderen dann getrost dabei zuschauen konnte, wie sie darin ersoffen.
Klick.
Ondragon strich sich nachdenklich über das Kinn. Gab es hier einen ersten Zusammenhang mit Gentechnik und dem Labor in der Mine? Weedsweep war der Verkaufsschlager Nummer eins von Darwin Inc. Die Firma hatte einen genialen Coup gelandet, in dem es Nutzpflanzen designt hatte, die gegen ihr hauseigenes Pflanzenschutzmittel resistent waren. Das bedeutete, die Bauern brauchten nur das Saatgut von Darwin Inc. auszusäen und nachher das dazugehörige Herbizid auf die Anbaufläche aufzutragen. Weedsweep vernichtete alles, außer den Pflanzen made by Darwin Inc. Das war zwar nicht ganz billig für die Bauern, denn Darwin Inc. ließ sich seine grüne Technologie gut bezahlen, aber dennoch eine saubere Sache, die sich am Ende in der Jahresbilanz eines Agrarbetriebs bezahlt machte. Natürlich waren die herbizidresistenten Nutzpflanzen und das Pflanzenschutzmittel patentrechtlich geschützt, und beides bescherte Darwin Inc. jedes Jahr einen konstanten Geldregen. Es war nicht verwunderlich, wenn der Konzern diese Einnahmequelle mit Klauen und Zähnen zu schützen versuchte, dachte Ondragon. Er spürte, wie die Zentrifuge kurz ins Rucken kam.
Klick.
Wollte sie ihm etwas mitteilen?
Klick.
Eine Vermutung, die langsam Gestalt annahm?
Klick, klick.
Die nächsten beiden Artikel befassten sich mit einer jener Sorte gentechnisch veränderter Pflanzen, die aus den Darwin-Laboren stammte, genauer gesagt mit der Maissorte DWIN 411. Darwin Inc. hatte diesen Mais nicht nur resistent
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