Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
als er erkannte, was mit ihr geschehen war. Man konnte schließlich nicht von einer natürlichen Körperhaltung sprechen, wenn der Hinterkopf zur Brust hinwies. Jemand hatte ihr buchstäblich und mit brutaler Gewalt den Hals umgedreht!
Rasch erhob er sich und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. Was für ein Schlachtfest.
„Sie hat sich das Genick gebrochen“, kommentierte Rod das Offensichtliche. „Ein Sturz, oder …“
„Kein Sturz!“ Ondragon sah sich um. Auf dem Schotter um die Kuppen war nichts zu erkennen. Nur der Rand des Waldes starrte sie aus einiger Entfernung dunkel an. Wurden sie gerade von dort aus beobachtet? Er kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts Verdächtiges ausmachen. Er war sich jedoch sicher: Falls sie angegriffen würden, dann aus Richtung der Bäume.
„Hey, Leute! Kommt mal her. Ich hab den Schacht gefunden!“ Rod winkte sie heran. Er war über ein paar weitere Kuppen geklettert und blickte nun in ein viereckiges, schwarzes Loch. „Sieht einladend aus, nicht?“ Er ging auf die Knie und lugte über den Rand. „Den Boden kann man nicht sehen.“ Er nahm einen Stein und ließ ihn fallen. Kurz darauf war ein dumpfer Aufprall zu hören. „Vierzig Fuß, schätze ich, vielleicht fünfzig.“
„Unser Seil ist lang genug.“ Ondragon setzte den Rucksack ab und holte die Kletterausrüstung hervor. „Nur, wo machen wir es fest?“ Suchend sah er sich um.
„Da hinten habe ich alte Holzbalken gesehen, vermutlich alte Stützpfeiler“, sagte die Madame.
Sie gingen zu den schwarz verwitterten Balken, die am Rand der Schotterkegel verstreut lagen, und prüften das oberschenkeldicke Holz. Die meisten waren morsch, einer aber schien stabil und lang genug zu sein, um ihn über den Schacht legen zu können. Gemeinsam trugen sie ihn zu dem Loch, schoben ihn diagonal über eine Ecke und fixierten ihn zu beiden Seiten mit einer Handvoll Felsen, die sie mühsam herbeirollten.
„Gut!“ Ondragon klopfte sich den Staub von den Handschuhen. „Bevor wir uns ans Werk machen, muss ich noch was erledigen. Bereitet schon mal alles vor. Ich werde dann hinuntersteigen und die Lage checken.“ Er zückte sein Handy und sah auf das Display. Ein unbekannter Teilnehmer hatte versucht, ihn zu erreichen. Kurz überlegte er zurückzurufen, wählte dann aber die Nummer seiner Assistentin. Es klingelte. Drei Mal, fünf Mal, dann ging die Mailbox dran. Ondragon legte auf. Seltsam, Charlize war doch hoffentlich nicht in Schwierigkeiten. Er sah, dass er vor einer Stunde eine E-Mail von ihr bekommen hatte, öffnete sie und las:
Hey Chef,
im Anhang findest du zwei Zeitungsartikel. Die sind sehr interessant! Habe sie heute früh im Archiv der Zeitung von Portland gefunden, nachdem ich einen Hinweis erhalten habe. Sonst alles O.K. hier, habe noch keine Verfolger entdecken können. Sei bitte vorsichtig, wenn du in die Mine gehst. Ich hab da so ein Gefühl, dass dort mit gefährlichem Zeugs rumhantiert wurde.
Charlize
Er sah auf die Akkuanzeige. Noch genug Saft, um die Zeitungsartikel anzusehen. Er öffnete den Anhang.
Tödlicher Pilz breitet sich in Oregon aus
(04.10.2006, The Oregonian)
Die Ausbreitung eines hochinfektiösen Mikroorganismus in Oregon bereitet der Gesundheitsbehörde Sorgen. US-Wissenschaftler haben den Erreger als eine Variante des Hefepilzes Cryptococcus neoformans identifiziert, der bisher nur immunschwachen Patienten gefährlich werden konnte. Diese neue Variante aber vermag nun auch bei gesunden Menschen schwere bis tödliche Erkrankungen auszulösen.
Portland – Ärzte in Oregon sind ratlos, nachdem seit dem Sommer vermehrt Pilzinfektionen auch bei gesunden Menschen auftreten. Eine unbekannte Variante eines Hefepilzes, der bislang nur für immungeschwächte Patienten mit HIV-Erkrankung oder nach einer Organtransplantation gefährlich war und eigentlich nur in tropischen und subtropischen Klimazonen vorkommt, greift nun auch gesunde Menschen an. Mittlerweile haben Forscher den Übeltäter als Mutation der bekannten Art, Cryptococcus neoformans, identifiziert. Cryptococcus mattesii ist aggressiv und weist eine weit höhere Letalität auf. Das Team um Dr. Abel Brouwers von der Boise State University in Idaho warnt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, wann der Pilz sich auch bis nach Washington und dem bevölkerungsreichen Kalifornien ausbreite.
Bisher starben sieben der 30 erkrankten Menschen an der neuen, aggressiveren Form des Pilzes, das entspricht einer
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