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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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brauchen, um sich von diesem Tiefschlag zu erholen. Er warf Rod einen Blick zu, der ihn beinahe mitleidig erwiderte. Ausgerechtet sein Freund war Zeuge dieser unseligen Zurschaustellung seiner Schwächen geworden.
    Schweigen breitete sich aus und lastete schwer wie der Zement einer haitianischen Grabplatte auf ihm.
    Schließlich war es Rod, der es brach.
    „Woher hat dieser Reverend Zombie überhaupt das Wissen über das Zombiegift? Ist er auch ein Haitianer?“
    „Ja, er stammt wie ich aus Haiti“, erklärte die Madame. „Er ist auch ein Eingeweihter, er hat bei mehreren großen Zauberern auf der Insel gelernt, wie man die Zutaten mischt.“
    „So wie Sie?“, fragte Rod mit beinahe unschuldiger Miene.
    „So wie ich“, entgegnete die Madame kühl. „Aber wie ich Ihnen schon mehrfach versichert habe: Ich diene nicht den Diabs! Ich bin kein Bokor. Eine Mambo muss die bösen Gifte kennen, um sie bekämpfen zu können. Aber sie verwendet sie nicht für dunkle Zwecke.“
    Rod nickte. „Und wenn der Reverend ebenso ehrenhaft ist wie Sie, wie kommt er dann dazu, für Darwin Inc. zu arbeiten?“
    „Geld, Eitelkeit. Es gibt viele Gründe, warum ein Priester schwach wird und mit der linken Hand dient. Und der Reverend ist sehr eitel!“ Erst jetzt sah die Madame Ondragon an. „Konnte ich den Herrn nun endlich überzeugen?“
    Ondragon vermied es, einen der beiden anzusehen. In seiner Arroganz war er viel zu tief in einen Sackbahnhof hineingerast. Und dass ihm der Buchtitel nicht aufgefallen war, nagte dabei besonders an seinem Stolz. Aber da war noch eine Frage, auf die er gerne eine Antwort hätte. Reumütig blickte er die Madame an.
    „Warum hatte Tyler Ellys das Voodoo-Buch in seinem Regal?“
    Sie hob einen Finger an die Brille. „Nun, ich vermute, er wollte sich über die Zeichen auf seiner Veranda und den kleinen Beutel informieren, das Vèvè und das Ouanga. Es waren Warnungen, das hatte selbst er verstanden. Das Buch von Reverend Zombie ist ein esoterisches Standardwerk, man kann es ganz einfach bei Amazon bestellen. Der Aufwand mit den Vèvès erscheint mir allerdings etwas merkwürdig. Warum hat Darwin Inc. den Vodou -Zauber mit ins Spiel gebracht?“
    „Vielleicht sollten Ellys und seine Kollegen und auch alle anderen, die sich mit dem Fall beschäftigen würden, davon überzeugt werden, dass ein Voodoo-Fluch sie dahingerafft hat – so wie beim Fluch der Pharaonen“, erklärte Rod. „Ein authentisches Ablenkungsmanöver, denn immerhin kamen sie von einem Job in Haiti.“
    „Könnte sein“, stimmte die Madame nachdenklich zu. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und dehnte ihren Rücken. Ondragon betrachtete sie unverhohlen. Sie hatte eine brillante Schlussfolgerung geliefert und ihm mächtig in den Arsch getreten – aber das mit so viel Eleganz, dass er sie dafür beinahe bewunderte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
    „Nun gut“, sagte er und stemmte sich aus seinem Stuhl in die Höhe, „dann schlage ich vor, dass wir diesem Reverend Zombie mal einen kleinen Besuch abstatten. Dann werden wir ja sehen, ob Sie mit Ihrer Vermutung tatsächlich recht haben, Madame!“
    Seufzend verdrehte sie die Augen. „Sie sind wirklich eine harte Nuss, Monsieur Ondragon!“
    „Ich weiß“, sagte er unbekümmert und schob ein Grinsen hinterher. Kategorie: schuldbewusster Flegel.

    Bevor sie aufbrachen, warteten sie noch eine halbe Stunde, denn draußen musste es für ihre Unternehmung erst dunkel werden. Die Zeit nutzte Ondragon, um die Mail von Rudee zu lesen. Mit einem triumphalen Gefühl schloss er sie anschließend wieder und platzte beinahe vor Vorfreude. Er konnte es gar nicht erwarten, die Madame damit zu konfrontieren, doch erst einmal mussten sie sich um diesen Reverend Zombie kümmern. Er steckte das Handy weg und unterdrückte ein siegessicheres Grinsen.
    Wenig später machten sie sich auf den Weg in die Royal Street, Ecke Dumaine, wo das Haus von Reverend Zombie stand. Obwohl es nur zwei Blöcke entfernt lag, nahmen sie einen kleinen Umweg, denn Ondragon wollte sichergehen, dass ihnen niemand folgte.
    Die Straßen waren nass, und wegen des gestrigen Karnevals herrschte unterschwellige Katerstimmung, aber es waren immer noch genug Touristen in der anbrechenden Nacht unterwegs, um ihnen ausreichend Deckung zu geben. Als Tarnung war jeder von ihnen mit Mardi-Gras-Ketten geschmückt und hielt einen bunten Hurricane-Drink in der Hand. Ausgelassen flanierten sie von einer lauten

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