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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Easy zu verbringen. Natürlich hatte er vor, die Einladung der Madame in den Club anzunehmen, denn eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften war schließlich immer noch seine unsterbliche, fast katzenhafte Neugier. Und insgeheim hoffte er, dass es sich mit dem Rest seiner Charakteristika genauso verhielt, denn sieben Leben konnte er in seinem Job gut gebrauchen.
    Er hob die USA Today vom Boden auf, die er vorhin beim Eintreten mit einem Fußtritt ins Zimmer befördert hatte. Ein wenig im Weltgeschehen zu schmökern, konnte nicht schaden, bevor er sich schick machte. Er schlug die Zeitung auf und sein Blick gefror. Ein plötzliches Maschinengewehrfeuer begann in seiner Brust zu hämmern und seine Finger wurden von dem heftigen Tremor erfasst, den er längst überwunden glaubte. Zitternd ließ er die Zeitung fallen und mit ihr das Ding, das in ihr versteckt gewesen war.
    Eine Puppe aus Lumpen.
    Sein Gesicht war von einem Foto ausgeschnitten und auf den Kopf der Puppe geklebt worden. Im rechten Auge des scheußlichen Lumpenmannes steckte eine lange Nadel … und als Kopf der Nadel diente ein glitschiger, aufgespießter Augapfel.
    Noch im selben Atemzug schossen stechende Schmerzen durch seine rechte Gehirnhälfte und Ondragon schlug sich die Hände an die Schläfen, kurz bevor er zum Klo stolperte und Austern und Bier dem Mississippi übergab.

9. Kapitel
    08. Februar 2010
    New Orleans, Louisiana
    21.39 Uhr

    Ondragon kam zu sich wie nach einem tiefen Schlaf und fand sich zusammengerollt auf dem Badvorleger wieder. Stöhnend erhob er sich. Schmerzen und Übelkeit hatten zwar nachgelassen, schwangen aber noch dumpf in jeder Faser seines Körpers nach wie eine schlechte Erinnerung.
    Nachdem er sich den Mund ausgespült und kaltes Wasser ins Gesicht geklatscht hatte, fühlte er sich so weit gestärkt, in das Zimmer zurückzukehren und dieses widerliche Voodoo-Ding mit etwas mehr Nüchternheit zu betrachten. Aber zuerst ging er zur Verandatür und öffnete sie, um frische Luft in den Raum zu lassen. Danach wandte er sich der Puppe zu.
    Mit einem Wattestäbchen drehte er das handgroße, unförmige Objekt auf dem Zeitungspapier hin und her. Es war aus grobem, braunem Leinen gefertigt, mit schwarzem Garn umwickelt und getränkt mit einer stinkenden Flüssigkeit. Ondragon rümpfte die Nase. Das roch fast wie die Mischung im „Captain Zombie“. Auch trug die Puppe eindeutig sein Gesicht. Es war sorgfältig von einem schlecht geschossenen Foto, das vermutlich aus großer Ferne mit einer Handykamera aufgenommen worden war, ausgeschnitten und mit Garn auf den Kopf der Puppe genäht worden. Aus seinem rechten Auge ragte die fingerlange Stahlnadel, auf deren Ende ein blutiger Augapfel gespießt worden war. Das extrahierte Sehorgan war lange nicht so groß wie das eines Menschen und stammte vermutlich von einem Tier – das hoffte Ondragon zumindest und schlug das Puppending fest in das Zeitungspapier ein. Als er aufstand, um die Verandatür zu schließen, fiel sein Blick auf einen kleinen Gegenstand, der außen am Knauf hing. Er trat näher heran, ahnte aber längst, was es war.
    „Noch so ein Scherzartikel“, knurrte er, nahm das kleine graue Säckchen vom Knauf und ließ es am Zeigefinger baumeln. Es sah aus wie das Amulett von Tyler Ellys. Eine schwarze Feder steckte in der Schnur, die das Säckchen verschlossen hielt, und eine Spiegelscherbe, die auf den groben Stoff geklebt worden war, reflektierte auf unheilvolle Weise das Licht der Nachttischlampe. Ondragon schnaubte verärgert und stopfte das Ding zu der Puppe in das Zeitungspaket. Er würde beides mitnehmen und Madame Tombeau unter die Nase halten. Mittlerweile hatte er eine gewisse Ahnung, welchem Zweck dieser Hokuspokus dienen sollte.
    Da er sich bei dem zweiten Treffen mit der Madame von seiner wohlerzogenen und modebewussten Seite zeigen wollte (denn immerhin war er Diplomatensohn), legte er sich den cremefarbenen Anzug mit weißem Hemd und bordeauxroter Krawatte an, dazu hellbraune Lederschuhe und eine teure, aber unaufdringliche Armbanduhr.
    Mit einer halben Stunde Verspätung, die er durchaus als salonfähig erachtete, betrat er die Bourbon Street. Es war kein weiter Fußmarsch bis zur Dumaine. Der Regen hatte sich verzogen und eine stickig schwüle Nacht zurückgelassen. Der nasse Asphalt unter den Füßen der unzähligen einheimischen wie ausländischen Party-Touristen reflektierte die bunten Lichter der Neonreklamen. Von überall her klang Musik aus den Bars

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