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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Wirklichkeit überhaupt eine Chance, oder mühte er sich umsonst ab? Legte er vollkommen sinnlos all seine Hoffnung in eine Illusion?
    Matt glitt er wieder in den Schatten des Blätterdachs. Nicht einmal hier oben wehte der Hauch einer Brise, die ihn hätte erfrischen können. In wahren Strömen lief ihm der Schweiß über die gereizte Haut und beschleunigte das Unvermeidliche, die Dehydration. Zusammengesunken hing er in der Astgabel und dachte erneut über seine Lage nach. Er wusste nicht, was ihn mehr beunruhigte – die Tatsache, dass er keinerlei Werkzeuge zur Verfügung hatte, oder sein Mangel an Proviant. Er brauchte dringend Wasser, das stand fest! Ohne Essen würde er noch etwas länger aushalten. Der limitierende Faktor war definitiv die fehlende Flüssigkeitsversorgung. Unmittelbar trat ein Bild in seine Gedanken: silbrig glänzende Pfützen. Er hatte trinkbares Wasser gesehen … hier auf dem Baum! Ondragon lachte über die Trägheit seiner Nervenbahnen, die das Bild erst jetzt an die grauen Zellen weitergeleitet hatten. Auf dem Weg nach oben hatte er mehrere Astgabeln passiert, in denen Wasser gestanden hatte.
    Ondragon stieg hinab zu der ersten mit Wasser gefüllten Astgabel. Nach einigem Zögern warf er seine Bedenken ob der Genießbarkeit über Bord und schöpfte mit einer Hand das klare Nass in seinen Mund. Es schmeckte moosig, schien aber ansonsten recht bekömmlich. Er trank die Astgabel leer und auch die nächste, bis er das Gefühl hatte, seine Speichelproduktion sei wieder angeregt und seine Zunge klebe nicht mehr am Gaumen fest. Da er keine Möglichkeit sah, das Wasser mit sich zu nehmen, leerte er vorsichtshalber auch noch das dritte Wasserreservoir.
    Auf dem untersten Ast angekommen begrüßte ihn die schlanke Silhouette des Alligators im Wasser, und in seinem Ohr sang Sir Elton John leise Crocodile Rock . Wie sollte er das Biest bloß loswerden? So ein Alligator konnte Tage, wenn nicht Wochen ausharren. Wahrscheinlich verdaute er gerade in aller Seelenruhe seinen Schuh.
    Wenn ich ein Messer hätte, Freundchen, dann würde ich Kroko-Sushi aus dir machen! Ondragon ließ den Blick von dem Reptil in die Ferne schweifen. Erst einmal sollte er sich überlegen, in welche Richtung er überhaupt gehen wollte. Nach Norden, dachte er und hoffte, dass sich dort der Interstate 10 befand. Diese Richtung würde er wenigstens auch nachts einhalten können, indem er den Polarstern nutzte. Den Bayou würde er jedenfalls nicht noch einmal durchschwimmen.
    Eine halbe Ewigkeit grübelte er darüber nach, wie er die schwimmende Gucci-Tasche loswerden sollte, aber ein adäquates Patentrezept wollte sich einfach nicht einstellen. Missmutig registrierte Ondragon, dass sich die Sonne schon wieder auf der absteigenden Bahn befand. Ein oder zwei Uhr, schätzte er. Sein Blick blieb an seinen Füßen hängen, der eine in Socken, der andere im Schuh. Ein einzelner nützte ihm nicht mehr viel.
    Endlich erleuchtete der ersehnte Geistesblitz die dunklen Wolken seiner Einfallslosigkeit. Rasch wand er sich die Krawatte vom Hals und legte das Holster ab. Beides verknotete er zusammen mit seinem Gürtel zu einer langen Leine, an der er den Schuh mit den Schnürsenkeln befestigte. Mal sehen, ob sich Mr. Caiman nicht ein wenig ärgern ließ. Vielleicht verschwand er ja, wenn man ihn zu sehr stresste.
    Let’s dance! Ondragon seilte den Schuh ab und ließ ihn auf den Rücken des Alligators klatschen. Das Raubtier ging unter und war nicht mehr gesehen. So viel zum Stresstest von Reptilien.
    Ondragon wollte den Schuh hochziehen, da spritzte das Wasser auf und der Kopf des Alligators erschien mit geöffnetem Maul und schnappte nach dem Köder. Rasch zog Ondragon an der Behelfsleine und konnte den Schuh gerade noch retten. In seinem Kopf hörte er Roy Scheiders Stimme in Jaws : „ I think, we‘re gonna need a bigger boat!“
    Erneut ließ er den Schuh hinab und triezte das lauernde Tier, das sogleich zum Angriff überging. Wieder schnappte es ins Leere und platschte zurück in die braune Brühe. So ging es eine ganze Weile, bis es so schien, als verliere der Alligator die Lust an dem Spiel. Beinahe beleidigt zog er sich vom Baum zurück und beäugte ihn aus gebührender Entfernung.
    Zufrieden holte Ondragon die Leine ein. Er würde das Vieh schon kleinkriegen, und wenn nicht mit Waffen, dann mit Psychoterror.
    Plötzlich tauchte ein zweiter Kopf aus dem Wasser auf. Und kurz darauf ein dritter, noch viel größerer. Durch das Theater

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