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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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zurück.
    Samuel schaute sich um. Weder vor dem Tor noch im Hof konnte er jemanden entdecken. »Da ist niemand.«
    »Gleich«, sagte Fabienne und zog Samuel in die Hocke. Fast im selben Augenblick durchschnitt ein Lichtstrahl den Verkaufsraum. Durch die Scheiben wurde er mehrfach gebrochen und legte sich wie ein Fächer über den hellen Fliesenboden. Samuel deutete mit seinem Kopf zur geöffneten Wagentür. Fabienne nickte stumm und schob die Tür Zentimeter für Zentimeter zu. Ein zweiter Lichtkegel schoss in den Verkaufsraum, diesmal von der anderen Seite. Stimmen waren zu hören.
    »Was sollen wir machen?«, wisperte Samuel. »Die werden die Polizei rufen.«
    »Nein, die werden uns abknallen.« Fabienne lauschte auf die Stimmen. Sie schien zu verstehen, was sie sagten. Samuel konnte die Sprache nicht identifizieren. Auffällig war die Härte, die in jedem Wort steckte.
    »Steig ein«, befahl Fabienne und zog vorsichtig die Fahrertür wieder auf. Die Lichtkegel waren verschwunden. Die Stimmen bewegten sich nach rechts und wurden leiser. Dort war der Eingang des Autohauses.
    »Steig endlich ein!«, wiederholte Fabienne.
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Badawi ist noch draußen.«
    »Wir werden uns später um ihn kümmern. Zuerst müssen wir heil hier rauskommen.« Sie hielt die Tür auf. »Los!«
    Samuel stieg in den Wagen und kletterte hinüber auf den Beifahrersitz. Fabienne kam hinterher und tippte auf dem Gerät herum. Sie sah nicht aus, als würde alles nach Plan laufen.
    »Wieso dauert das denn so lange?«, murmelte sie.
    »Was ist?«
    »Das Programm sucht den Code für die Zündung.«
    Samuel blickte auf den Balken, der wie der Sendersuchlauf eines Fernsehers zitternd nach oben stieg. Ein Knarren ließ ihn zusammenfahren. Dann ein Schleifen. Die Männer hatten es in den Ausstellungsraum geschafft. Samuel spähte an der Kopfstütze vorbei durch die Heckscheibe. Drei Männer. Jeder mit einer Stabtaschenlampe ausgestattet. Zwei von ihnen hatten eine bullige Statur wie die Türsteher vor dem Soho’s in Hongkong. Der dritte wirkte schmächtig, beinahe dürr, schien aber der Anführer der Bande zu sein. Er verschwand mit schnellen Schritten im Büro, das in einem Glaskasten untergebracht war. Die anderen beiden inspizierten den Porsche, der rechts von ihnen auf einem Podest stand. Dem Singsang ihrer Stimmen nach zu urteilen, schien sie der Sportwagen zu begeistern.
    »Was ist?«, fragte Samuel an Fabienne gerichtet. »Die sind gleich bei uns.«
    »Das Programm hängt.«
    »Was?«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, zischte sie flüsternd und startete den Vorgang erneut. Samuel sah im Außenspiegel, wie einer der Männer den Kopf hob und sich umschaute. Hatte er sie gehört? Er hielt seine Hand über das Display des Scanners, damit das Licht sie nicht verriet. Fabienne legte ihre Hand auf seine und schob sie ein kleines Stück nach oben. Ein grüner Button war zu sehen. Sie nickte ihm lächelnd zu. »Ich zähle bis drei«, sagte sie fast tonlos.
    »Gut.« Samuel zog seine Hand langsam zurück.
    Fabienne zählte lautlos.
    Eins.
    Eine Tür wurde zugeschlagen. Fabienne tauchte aus der Deckung auf.
    Zwei.
    Einer der Männer begann zu brüllen. Man hatte sie entdeckt. Fabienne ließ die Zentralverriegelung zuschnappen.
    Der Mann war bereits neben dem Wagen, schlug mit den Fäusten gegen die Scheibe. »Get out, you fucking kids!« , brüllte er. Sein Kumpel kam von der anderen Seite und zielte mit dem Lauf seiner Automatik direkt auf Samuels Kopf. Wenn er jetzt abdrückte, war Samuel tot.
    Fabienne hob die Hände und lächelte. »Easy. Everything’s easy.«
    Samuel blickte sie verständnislos an. Wollte sie sich tatsächlich ergeben? Das hier war nicht die Polizei. Das hier war schlimmer als die Polizei. Sie würden ihn abknallen und sich dann wie ein Rudel ausgehungerte Wölfe über Fabienne hermachen. Der Gedanke machte ihn rasend. In den Gesichtern der beiden Männer spiegelte sich kein Funken Mitgefühl. Vielleicht kam es ihnen gerade recht, dass sie außer teuren Wagen auch noch ein schönes Mädchen gefunden hatten. Der Typ an Fabiennes Fenster setzte ein undurchsichtiges Lächeln auf. Fabienne lächelte zurück und bewegte ihre Hand dorthin, wo sich der Schalter für die Zentralverriegelung befand.
    »Good girl« , sagte der Typ. Dann wandte Fabienne ihren Kopf zu Samuel, dessen Hand noch immer über dem Display schwebte. Ihre Augen offenbarten im Bruchteil einer Sekunde, welchen Plan sie verfolgte. Die Pupillen

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