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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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kauerte in Sichtweite des Autohändlers hinter einem Container mit ausgemusterten Bürostühlen und wartete darauf, dass Fabienne zurückkehrte, während er das Gelände im Blick behielt. Die Transportbox mit dem zitternden Badawi darin stand neben ihm. Wenn jemand kam, sollte er pfeifen. Fabienne war mühelos über das Tor in den Hof geklettert. Sie war nicht nur schlank, sie war durchtrainiert. Sie sah aus wie ein Mädchen, das täglich Sport trieb.
    Im Hof standen mehrere schicke Sportwagen. Der Verkaufsraum war abgedunkelt. Nur wenn man genau hinschaute, konnte man die Umrisse weiterer Autos hinter den Glasscheiben entdecken. Von einem war die bullige Schnauze zu erkennen. Sie wirkte wie die Fratze eines Ungeheuers, das aus dem Dämmerlicht heraus auf Beute lauerte. Ein SUV. Ein Geländewagen, wie sie auch auf Hongkong Island groß in Mode waren. Sein Vater hatte sich immer darüber lustig gemacht … Warum hatte er ihm nie davon erzählt, was er als Student gemacht hatte? Was wollte er damit bezwecken? Eigentlich konnte er doch stolz darauf sein, einen Plan für eine gerechtere Welt entworfen zu haben. Er musste sich doch vorgekommen sein wie ein Schauspieler. War Samuels Mutter deshalb gegangen, weil sie seine Unzufriedenheit nicht mehr ertragen konnte? Sie hatte ihre Koffer nach einem schrecklich langweiligen Urlaub auf den Malediven gepackt. Sein Vater, der nur selten Alkohol trank, hatte sich dort bei einem Dinner derart mit Whisky abgeschossen, dass er mitten in das Nachspeisenbüfett gekracht war und kichernd liegen blieb. Samuel wollte ihm aufhelfen, aber sein Vater bewarf die umstehenden Leute mit Sahnetörtchen und Mousse au Chocolat. Samuel fand die Situation abgefahren und cool und so grotesk, dass er spontan seine Solidarität erklärte und sich mit seinem Vater eine Schlacht lieferte, bis der Hotelmanager sie aus dem Restaurant führte. Vielleicht hatte dieser trotzige, aufgedrehte Mann, der da vergnügt auf dem Boden gesessen hatte, viel mehr mit dem Menschen zu tun, der sein Vater war, als die Person, die er kannte …
    Hinter der Glasscheibe blitzte ein Licht auf. Fabienne hatte es geschafft. Sie war drin.

    Kayan schlief so tief und fest, wie er schon lange nicht mehr geschlafen hatte. Er träumte von seinem Restaurant, er träumte davon, wie er die Gäste begrüßte und mit ihnen über das Wetter plauderte. Er träumte von seinem neuen Leben – seinem dritten. Drei Stationen, drei Stufen, um dorthin zu gelangen, wohin er wollte. Der Kampf hatte sich gelohnt. Wäre er in seiner Heimat geblieben, würde er wahrscheinlich saufend vor einer Hütte sitzen und sich über das Schicksal beklagen. Er würde seinem Frust über die da oben mit Hasstiraden Luft machen und beim Kartenspiel betrügen. Er würde sich irgendwo an den Straßenrand zu den Tagelöhnern stellen und darauf warten, dass man ihn für einen miesen Job auswählte, bei dem er durch Dornenhecken kriechen und sich von Wachhunden anbellen lassen musste. Er hatte es zu etwas gebracht. Er hatte daran geglaubt, etwas verändern zu können. Auch wenn er sein Schulgeld mit dem Verkauf von Drogen bezahlt hatte, war es richtig gewesen, diesen Weg einzuschlagen. Und als das gestreckte Teufelszeug die Armenviertel, die Favelas hinaufgekrochen war, hatte er aufgehört und als Kurier gearbeitet, obwohl man damit deutlich schlechter verdiente.
    Der Schlüssel, dachte er plötzlich und zuckte zusammen. Er hatte gar nicht gehört, als er auf den Boden gefallen war. Kein Klappern, wie konnte das sein? Im nächsten Moment riss er erschrocken die Augen auf. Wie vom Blitz getroffen fuhr er aus dem Schlaf hoch.
    »Idiot!«, schimpfte er in die Dunkelheit. »Du verdammter Idiot.«
    Sein Herz blieb stehen, als er auf seine Uhr schaute. Hatte er wirklich sieben Stunden geschlafen? Er griff sich an die Gesäßtasche. Wo war sein Handy? Fassungslos schüttelte er den Kopf. Er hatte es im Wagen gelassen, wie ein blutiger Anfänger. Kayan wollte zum Auto zurückrennen, aber kaum hatte der Impuls seine Beine erreicht, bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Er blickte sich um und suchte den Pfad, über den er gekommen war. Das Zwielicht der Abenddämmerung schluckte sämtliche Konturen. Sein Blick wanderte von links nach rechts und wieder zurück. Die Fichtenreihe auf der Längsseite mit der verkrüppelten Tanne dazwischen kam ihm bekannt vor. War er von dort gekommen? Oder hatte er das gesehen, als er aus dem Wald heraus auf die Lichtung getreten war? Er wusste es

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