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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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Kaspar Weinfeld war allerdings meines Wissens nicht dabei.«
    »Nicht?«
    »Nein.« Fabienne zog ihr Handy heraus und fotografierte das Bild.
    »Was hast du vor?«, fragte Samuel.
    »Pablo soll die Fotos mit der Datenbank des Zolls abgleichen. Dann wissen wir, wer die fehlende Person ist.« Sie drückte auf »Senden« und es dauerte gerade mal eine halbe Minute, bis das Ergebnis auf dem Display erschien. »Es ist Kaspar Weinfeld«, sagte Fabienne. »Er fehlt auf den Bildern.«
    »Und wer war dann der Tote in Frankfurt?«
    »Valentin von Hohenlohe.«
    »Den Namen hab ich noch nie gehört. Und wieso lag der Mann in der Wohnung von Weinfeld?«
    »Die Erklärung ist einfach«, sagte Fabienne. »Weil Weinfeld vermutlich der Mörder ist.«
    Ihr Handy klingelte. Sie nahm ab. »Wo ist er? Gut. Aber wir brauchen ein Auto.« Sie hörte zu und nickte. »Ja. Das hoffe ich auch.« Sie legte auf. »Wir haben ihn. Dein Vater hat gerade Zigaretten gekauft. Die Koordinaten kommen gleich rein. Er ist in den Bergen.«

Drei
    Wald | 22 Grad | Sonnenschein
    Kayan öffnete den Koffer und nahm die Pistole heraus. Er hatte Respekt vor Waffen. Respekt vor der zerstörerischen Kraft, die darin schlummerte. Sie lag gut in der Hand. Er schraubte den Schalldämpfer auf und spürte, wie sich sein Körper entspannte. Mit dem Messer zu töten war schrecklich gewesen. Eine Waffe – es genügte ein billiges Küchenmesser – und der Tod fühlte sich nicht mehr so direkt an. Die Pistole gab einem eine noch größere Distanz. Der Schalldämpfer reduzierte die Lautstärke. Natürlich war es mehr als ein dumpfes Klack, wie es in Filmen gezeigt wurde. Das Geräusch, sobald das Geschoss die Mündung verließ, war immer noch ziemlich laut. Doch wenn man, wie Kayan es seit einigen Jahren machte, von hinten tötete, dann war es eine Win-win-Situation, um im Jargon seines Investmentberaters zu bleiben. Kayan musste der Zielperson nicht in die Augen blicken und die Zielperson hatte keine Zeit, sich in Wehmut von diesem Leben zu verabschieden.
    Kayan hatte sich ein paar Hundert Meter in den Wald hineingeschlagen. Er hatte den Feldweg verlassen und war einem schmalen Pfad gefolgt, der in ein Dickicht hineinführte und auf einer kleinen Lichtung endete, die von einem Bachlauf durchzogen wurde. Hier gab es nichts außer dem Summen von ein paar Bienen. Der Bach führte nur ein Rinnsal. Zu klein, um ein Geräusch zu erzeugen, das einem Plätschern nahekam. Auf der rechten Seite lag ein dicker Holzstamm. Efeu hielt ihn im Würgegriff und an der aufgebrochenen Rinde machten sich Käfer zu schaffen. Kayan suchte nach etwas, das er auf den Stamm stellen konnte. Etwas, das aus acht, neun Metern Entfernung als Zielscheibe herhalten konnte. Er sammelte drei dicke Äste und stellte sie so auf den Stamm, dass sie einander gegenseitig stützten. Die Spitze des Kegelgerüsts bildete das Ziel. Schmunzelnd betrachtete er die Konstruktion. Architekt wäre eine gute Option für seinen Sohn, dachte er. So, wie er jetzt schon mit Lego-Bausteinen Häuser zusammenbaute … Aber Eltern waren nicht dazu da, den Weg ihrer Kinder zu bestimmen. Sie mussten sie nur auf ihrem Weg begleiten, wo es sie auch hinzog. Diese Weisheit stammte von seiner Mutter, Gott hab sie selig. Von allen Möglichkeiten, die es gab, um sein Geld zu verdienen, hatte er sich die schändlichste ausgesucht. Aber das würde sie zum Glück nie erfahren.
    Er schaute sich um, beim ersten verdächtigen Geräusch würde er den Test sofort abbrechen. Doch da war nichts, was nicht hierhergehörte. Also ging er in Position, zielte und drückte ab. Erleichtert sah er, wie das Projektil die Pyramide am höchsten Punk traf und zum Einstürzen brachte. Dasselbe wiederholte er noch zweimal. Dann legte er sich auf den Baumstamm in die Sonne und steckte sich ein Zigarillo an. Es würde schnell gehen. Die letzten Morde würden schnell gehen. Das war er sich und seinen Opfern schuldig. Er atmete tief ein, lauschte den Geräuschen der Natur und entspannte sich. Nur ein paar Minuten die Augen schließen. Das ständige Reisen durch die Zeitzonen war Gift für den Körper. Deshalb hatte er gelernt, jede Chance zu nutzen, die sich für ein kleines Nickerchen bot.
    Er zog die Beine etwas an, griff nach dem Schlüsselbund und schloss ihn mit den Händen ein. Das war der Trick. Man durfte nicht ganz einschlafen. Sobald der Schlüsselbund aus der Hand fiel, würde er von dem Geräusch wach werden.

    Das Industriegebiet wirkte verlassen. Samuel

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