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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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doch nicht sein. Selbst in Hongkong wurde er aus der Leitung geworfen, obwohl seine Nummer von dem blöden Sicherheitssystem erkannt werden musste. Samuel probierte es noch mal bei seiner Mutter und hinterließ eine Nachricht. Er erzählte nicht, was vorgefallen war, sondern sagte, dass es ihm gut gehe, sie sich aber bitte bei ihm melden sollte, weil es Probleme mit Badawi gebe.
    »War er nett?«, fragte Fabienne, ohne ihren Blick von der Straße zu wenden.
    Samuel ließ das Fenster herunter. Frische Luft wehte herein. »Was?«
    »Ob dein Onkel nett war.«
    »Er hat mit mir Fußball gespielt und witzig war er auch.« Er hielt seine flache Hand in den Fahrtwind, spielte mit dem Widerstand, als seien es die Tasten eines Klaviers, und dachte darüber nach, wie seltsam sich dieser Satz anhören musste. Und witzig war er auch … Jetzt war er tot. Justus war tot.
    »Warum hattest du seine Adresse nicht mehr?«
    »Justus hat sich mit meinem Vater zerstritten. Danach hat er uns nicht mehr besucht und wir haben uns nur noch ein paar Mails geschrieben. Irgendwann ist der Kontakt abgebrochen.«
    »Und du bist nie auf die Idee gekommen, ihn zu besuchen?«
    »Hatte Flugangst.«
    »Aber jetzt bist du doch auch geflogen.«
    Samuel lächelte leicht. »Mein Arzt hat mir Tabletten gegeben, damit ich nicht ausraste. Hat einigermaßen funktioniert.«
    »Womit hat dein Onkel sein Geld verdient?«
    »Irgendwas mit Finanzen, glaub ich.«
    »Du weißt es nicht?«
    »Nein.«
    »Spielt es für dich keine Rolle, womit jemand sein Geld verdient? Ist es dir egal, ob er dafür Leute abmurkst oder mit Menschen handelt?«
    »Du liebst es, hinter allem und jedem irgendetwas Schlechtes zu sehen, hab ich recht?« Samuel war nicht in Stimmung für eine neue Lektion in Sachen Ungerechtigkeit. Er wollte wissen, was es mit den beiden Morden auf sich hatte. Beide waren Freunde von seinem Vater gewesen. »Soll ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass ich aus einer Familie komme, die Kohle hat und eben nicht am unteren Ende der Gesellschaft lebt? Dass wir einen Chauffeur haben und eine Haushälterin? Gehören Leute wie ich zu deinem Feindbild oder dem deiner Organisation? Wollt ihr sie dafür bestrafen, wenn sie es zu etwas gebracht haben?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf denn?«
    »Auf das Wie. Auf die Quelle und den Ursprung ihres Reichtums. Das ist alles, was zählt.«
    »Ihr spielt also nicht nur Robin Hood, sondern seid auch gleich noch die Richter. Und wie lautet dann das Urteil? Murkst ihr die Leute ab, die durch das Raster fallen? Steckt ihr sie in ein Ghetto?«
    »Wenn sie es verdient haben, wäre das vielleicht gar nicht schlecht.«
    »Weißt du was? Ihr seid verrückt. Ihr verurteilt Menschen, die ihr gar nicht kennt. Wer zu viel hat, wird enteignet. Deinem Freund scheint die Rolle des Gerechtigkeitsfanatikers besonders gut zu gefallen. Er führt sich ja jetzt schon wie ein König auf. Möchte gar nicht wissen, was aus ihm wird, wenn euer Plan tatsächlich funktioniert.«
    »Hast du schon mal für irgendwas gekämpft, außer für die eigene Kreditkarte oder die Erlaubnis, dich zu besaufen?«
    »Bisher war das nicht nötig.«
    »Dann formulieren wir es mal anders: Das Leben des verwöhnten Samuel ist so verlaufen, dass es keinen Grund gab, nach rechts und links zu schauen. Man bleibt unter sich und wirft dem Pöbel die Brotkrumen hin, damit er brav weiterschuftet.«
    »Es tut mir leid«, sagte Samuel sarkastisch. »Es tut mir leid, dass du offensichtlich kein gutes Los gezogen hast.«
    »Was?«, blaffte Fabienne. »Spinnst du jetzt?«
    »Hast du deshalb so einen Hass auf die Menschheit?«
    Sie trat unsanft auf die Bremse. »Ich habe keinen Hass auf die Menschheit. Im Gegenteil! Ich will nur nicht, dass wir alle weiterhin verarscht werden.« Sie lehnte sich über Samuel und öffnete die Tür. »Nicht mal dich hasse ich, obwohl du keine Ahnung hast, was gerade abgeht. Obwohl es dir nicht schaden könnte, mal ein bisschen über den Tellerrand zu schauen. Auch wenn du glaubst, dass diese beiden Morde eine Entschuldigung dafür sind, dass du dich weiterhin nur mit deinem eigenen Schicksal beschäftigst.« Sie drückte die Tür auf. »Raus!«
    »Hier?«
    Fabienne antwortete nicht, sondern stieg aus, öffnete die hintere Tür, zog die Transportbox heraus und stellte sie auf den Grünstreifen neben die Fahrbahn. Den Rucksack warf sie hinterher.
    »Was soll der Scheiß?« Samuel sprang aus dem Wagen. »Du hast sie echt nicht mehr alle. Da ist meine Kamera

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