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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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drin!«
    »Kannst dir ja ’ne neue kaufen.«
    »Ja, das kann ich. Mit dem Geld meines Vaters, von dem ich nicht weiß, wie er es verdient hat!« Samuel knallte die Tür zu.
    »Deine beschissene Ignoranz geht mir auf den Sack!«, brüllte Fabienne. »Wegen Leuten wie dir geht die ganze Welt den Bach runter.«
    »Komm mal runter«, sagte Samuel. Fabiennes plötzlicher Gefühlsausbruch, die Art, wie sie ihn dabei anschaute, mit hasserfüllten Augen und bebendem Unterkiefer, erinnerte ihn an seine Mutter, wenn sie früher mit seinem Vater gestritten hatte. Sie wollte wieder in den Wagen steigen, doch Samuel hielt sie an der Schulter fest. »Was hab ich dir getan?«, fragte er ruhig. »Was wirfst du mir vor? Dass ich keine Ahnung hab von dem, was ihr da treibt? Dass ich nicht daran glaube, dass die Welt untergeht oder alles nur schlecht ist, und deshalb auch keinen Sinn darin sehe, mich eurem Verschwörungsclub anzuschließen?«
    Fabienne schüttelte seine Hand ab und erwiderte mit mahlenden Kiefern: »Ich werfe dir vor, dass du von nichts eine Ahnung hast. Und dass es dir auch scheißegal ist.«
    »Jetzt hör mir mal zu.« Samuel holte tief Luft. »Ich bin gerade mal drei Tage in Deutschland, hab zwei tote Menschen gesehen, die Hauptzentrale der neuen RAF, kann keinen erreichen und hänge hier fest. Wie wärst du denn drauf, wenn dir das alles passieren würde?« Er machte eine Pause. Fabienne starrte ihn stumm an. Samuel redete so ruhig weiter, wie er es fertigbrachte: »Alles, was ich will, ist, die Sache aufklären und weiter nach London fliegen. Ich kann nicht mehr, verstehst du? Ja, vielleicht weiß ich nicht, was hinter den Kulissen abgeht, vielleicht bin ich ignorant. Aber jetzt ist der falsche Zeitpunkt, um mich zu bekehren. Verstehst du? Im Moment will ich nur eines: irgendwo ankommen.«
    »Ankommen?« Fabiennes Handy klingelte. Sie schaute auf das Display, drückte den Anrufer aus der Leitung und atmete tief ein, als würde sie in Gedanken bis zehn zählen. »Ich fand dich nett, das war alles. Ich dachte, du wolltest vielleicht dabei sein, wenn sich die Welt verändert. Aber ich hab mich wohl getäuscht.«
    »Was ist das denn jetzt für ein alberner Vorwurf? Wir kennen uns doch kaum.«
    »Ja, ist vielleicht auch besser so. Also geh.«
    »Deshalb schmeißt du mich jetzt raus? Weil ich anders bin? Deswegen willst du mich hier, mitten in der Pampa, stehen lassen?«
    »Irgendwann gehen wieder Flüge nach London. Wenn du deinen Daddy anrufst, besorgt er dir sicher einen Platz in einer Maschine. Und es gibt bestimmt jemanden, der dich mitnimmt. Streck den Daumen raus und warte.«
    Erneut das Klingeln ihres Handys. Sie ging ran. »War in einem Funkloch«, sagte sie und winkte Samuel fort wie eine lästige Fliege. »Ich weiß«, sagte sie genervt und drehte sich von ihm weg. »Aber ich werde die Flyer trotzdem abliefern. Das ist meine Entscheidung. Punkt!« Sie stockte. »Wir haben gesagt, dass es nur eine Option ist! … Nichts weiter. Hast du die anderen befragt, wie sie dazu stehen? Hast du das? Solche Entscheidungen kannst du nicht im Alleingang treffen.« Sie entfernte sich einige Meter vom Auto. Samuel gab Badawi etwas zu trinken. Er zog sein Handy heraus und versuchte seine Mutter zu erreichen. Der Empfang war gut. Kurz glaubte er, ein Freizeichen zu hören, doch dann drang wieder das hektische Besetztzeichen durch den Hörer. Samuel fragte sich, ob die beiden Morde in den Nachrichten kommen würden.
    »Was ist, alter Herr?« Er hielt Badawi die getrockneten Garnelen hin. Sie hatten ja schon immer mies gerochen, aber jetzt musste Samuel würgen. »Hast du auch genug von diesen Spinnern?« Badawi drehte den Kopf weg. Samuel zog schnell den Zippverschluss zu. Noch eine Sekunde länger und er hätte sich übergeben. Dann machte Badawi etwas, das er nur selten tat. Er drückte sich gegen Samuels Hand und schloss die Augen. Sein Fell zitterte. Samuel streichelte ihn. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, den Kater mitzunehmen. Eigentlich hatte er es ja nur wegen sich selbst getan und nicht, wie er sich eingeredet hatte, um ihn nicht allein zu lassen. »Vermisst du Hongkong?«, flüsterte er und kraulte ihm den Hals. »Tut mir leid. War wirklich egoistisch von mir, dich aus deinem Zuhause rauszureißen.«
    Samuel bemerkte, dass Fabienne wieder hinter ihm stand. Er blickte zu ihr auf. »War nett, dich getroffen zu haben«, sagte er verärgert und wandte sich wieder dem Kater zu, der zu schnurren begonnen

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