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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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wie Fabienne ihr Handy zückte. Wahrscheinlich alarmierte sie Kyoti. Sobald er bei der Polizei war, wäre er in Sicherheit. Er hetzte durch die Schrebergartensiedlung, zurück auf die Hauptstraße.
    Zu spät! Das Polizeiauto fuhr davon. Keuchend stellte er die Transportbox ab und beobachtete den Menschenauflauf vor der Kneipe. Alle Blicke waren nach oben gerichtet, als würde gleich etwas am Himmel passieren. Vielleicht ein Meteorit oder so, dachte Samuel. Gerade hob er ebenfalls den Kopf, als ein gebündelter Lichtstrahl schräg über die gereckten Köpfe hinwegschoss und auf den Kirchturm traf. Der Lichtkegel tastete sich zögernd die grobe Steinmauer entlang nach oben, bis er den zwiebelförmigen Glockenturm erreicht hatte, wo er zitternd verharrte. Das Kirchenschiff dahinter wurde hell erleuchtet. Flugblätter segelten durch die Luft und bedeckten die Straße. Dann wurde es still. Nur die Zischlaute flüsternder Zungen und das Plätschern des Bachlaufs waren zu hören.
    »Jetzt kommt das Signal.« Samuel zuckte zusammen, als hinter ihm Fabienne auftauchte. »Sogar hier auf dem Land schließen sich uns die Leute an. Das Spiel beginnt.«
    »Was?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    Fabienne antwortete nicht. Plötzlich begannen die Kirchenglocken zu läuten. Die tieferen Töne drückten wie ein schweres Gewicht gegen Samuels Körper, die höheren rissen an seinem Trommelfell. Nie zuvor hatte er etwas Vergleichbares gehört. Ein Sturm brach los. Doch niemand rannte davon, keiner brachte sich in Sicherheit, auch nicht, als sich unter das Läuten das an- und abschwellende Geräusch einer Sirene mischte. Es kam von rechts, von einem Fachwerkgebäude, vermutlich dem Rathaus oder der Schule. Jedenfalls steckte sich Samuel die Finger in die Ohren. Fabienne weitete die Augen und starrte mit entrücktem Blick hinüber zur Kirche, als sei sie soeben Gott begegnet. Der Lichtkegel senkte sich und das Läuten ebbte ab. Zuerst verstummte die Sirene, es folgten noch ein paar letzte tiefe Glockenschläge und die Stille kehrte zurück. Sie hielt nur kurz, dann sah man die Leute in alle Richtungen davoneilen.
    »Komm mit«, sagte Fabienne. »Du kannst auch morgen noch weiter.«
    Samuel starrte sie verständnislos an. »Morgen bringe ich dich, wohin du willst. Auch zur Polizei, wenn es sein muss.«

    Kayan bog in eine Seitenstraße und wich einer Katze aus, die zwischen parkenden Autos hervorgestürzt war. Im Rückspiegel beobachtete er, wie das Tier ungerührt mitten auf der Straße stehen blieb, als wäre das ihr Revier und Kayan ein unerwünschter Besucher. Wäre sie ein Mensch gewesen, hätte sie ihm mit Sicherheit den Mittelfinger gezeigt. Schließlich stand die Tachonadel noch immer deutlich oberhalb der vorgeschriebenen 30 km/h. Doch der Hybridmotor des Porsches schnurrte so leise und das Fahrwerk war so perfekt abgestimmt, dass er wie auf Schienen dahinrollte. Kein Aufschaukeln, kein Moment der Gefahr. Nicht für ihn jedenfalls. Wenn die Deutschen etwas konnten, dann Autos bauen. Er atmete tief durch. Auch wenn er nicht abergläubisch war – eine schwarze Katze zu überfahren, hätte er als schlechtes Omen empfunden. Schließlich stand er kurz vor einem wichtigen Deal. Er wollte den Grundstein für sein neues Leben legen. Sein eigenes Restaurant, benannt nach seiner Mutter, die nach langer Krankheit, wie es die Frau von der Zeitung in der Todesanzeige so treffend formuliert hatte, von ihnen gegangen war. Sich mitten in der Nacht mit einem Immobilienmakler zu treffen, war der Sache nicht angemessen. Eigentlich hätte er Frau und Kinder dabeihaben wollen, aber das würde er nachholen, sobald er die letzten beiden Ziele ihrer Bestimmung zugeführt hatte. Er starrte auf sein Handy. Kein Empfang! Und das mitten in Berlin. Verdammt! Hoffentlich kam die Mail mit den Koordinaten nicht jetzt rein. Warum musste diesmal alles schiefgehen?
    Die Straße machte eine Biegung. Kayan stieg so heftig in die Eisen, dass sich das ABS mit einem heftigen Stottern meldete. Beinahe wäre er in einen weißhaarigen Geist gerast, der in Tippelschritten auf der Straße ging und einen Rollator vor sich herschob. Mitten auf der Straße, obwohl daneben ein breiter Gehweg angelegt war. Wie konnte man nur so bescheuert sein?
    Natürlich war der Mann kein Geist, auch wenn das helle wehende Pyjamaoberteil im kalten Licht der Straßenlaternen dieses Bild vermittelte. Die Frauenstimme aus dem Navigationssystem meldete in gewohnt freundlichem Singsang: »Kein

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