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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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Oder sind Sie liiert?« Langsam zieht er sich an, behält mich aber fest im Blick.
    »Nein, bin ich nicht. Nur, ich habe da so gewisse Regeln«, druckse ich herum.
    Erst guckt er ein wenig komisch, dann lächelt er: »Ach so, verstehe. Aber Sie führen keine Strichliste, oder?«
    Ich muss lachen und schüttle den Kopf. Dann hat er seine guten Manieren wiedergefunden. »Soll ich Sie zu Ihrem Auto begleiten?«
    »Nicht nötig, ich bin mit dem Zug da.« Dann hänge ich mir meine Tasche um und wende mich zur Tür.
    »Schlafen Sie nachher gut, Lilly«, sagt er zum Abschied.
    »Und Sie arbeiten nicht mehr so lange, ja?«
    Er nickt und grinst: »Sex macht müde. Dann sehen wir uns nächste Woche. Zum Unterricht!«
    »Ja, genau!« Mit einem Lachen schließe ich die Tür hinter mir.
    *
    Ich spaziere den Weg hinunter zur Straßenbahn, die zum Bahnhof fährt. Auf meinen Lippen spielt ein Lächeln. Ich fand Jakob richtig gut! Ganz anders als Timo, der zwar schön, aber doch zu Strange für mich ist. Was für eine Überraschung! Schade, dass meine Regeln besagen, mit jedem Mann immer nur einmal zu schlafen. Er wäre ein Kandidat für einen Regelbruch. Ich hoffe nur, dass ihn genauso wenig Schuldgefühle plagen wie mich.
    Wieder zu Hause rufe ich Jule an, die gar nicht glauben kann, dass unser Dr. Lechmann tatsächlich so ein Hit gewesen sein soll. Doch unser kleines Intermezzo hat mich auf eine weitere Idee gebracht: Ich war schon seit Wochen nicht mehr im Theater und habe jetzt unheimlich Lust darauf bekommen. Früher habe ich mit meinen Eltern regelmäßig Vorstellungen besucht, aber seit die Preise erhöht wurden, haben sie irgendwann damit aufgehört.
    Ich schaue am nächsten Morgen im Internet nach, was gerade läuft, und stelle fest, dass es heute Abend sogar eine Premiere gibt. Gespielt wird Der Sturm von Shakespeare. Die Premierenkarten sind nur leider schon ausverkauft. Egal, so schnell gebe ich nicht auf. Um 19 Uhr stehe ich an der Theaterkasse und hoffe auf eine nicht abgeholte Restkarte zum unglaublich günstigen Studententarif. Ich scheine ein Glückskind zu sein, denn bereits eine Viertelstunde später klappt es. Und dann auch noch neunte Reihe, halbe Mitte. Juhu!
    *
    Die Inszenierung selbst finde ich nicht so toll. Die Bühne ist schrecklich voll gestellt, von oben hängen Netze herab, und der ganze Boden ist mit Dreck bedeckt. Dreck, den die Schauspieler in einer Szene auch Richtung Publikum werfen. Darauf stehe ich ehrlich gesagt gar nicht. Aber scheinbar wollte der Regisseur unbedingt die sicheren Gefilde verlassen.
    Die Premieren-Party jedoch verspricht legendär zu werden. Das Theatervolk trinkt abwechselnd Bier und Rotwein, dazu reden alle wild durcheinander, und keiner hört zu. Auf der provisorischen Tanzfläche im Malersaal wird ekstatisch getanzt, manch einer ist so nass geschwitzt, dass das Hemd tropft. Die Besucher sitzen auf speckigen Kissen, Rollwagen oder plüschigen Couchen, die ihre besten Tage schon hinter sich haben.
    Die Anzugträger lockern ihre Krawatten. Ihre Gattinnen legen das kurze Nerzjäckchen ab. Man steht ungezwungen neben Hornbrillen tragenden Kunststudenten und Mädchen, die ihre Kleider oder Röcke über der Hose tragen und lange Seidentücher um den Hals geschlungen haben. Nirgends findet man so bunt gemischtes Publikum wie im Theater. Die Luft ist blau und zum Schneiden stickig. Hier gehört Rauchen zum guten Ton, und alle paffen, als wenn’s gesund wär. Ich habe schon zu Hause rein präventiv eine Kopfschmerztablette genommen.
    Neben mir hat sich eine Gruppe Schauspielschüler platziert, von denen mir einer vorhin schon aufgefallen ist. Er ist schlank und anmutig wie ein Tänzer. Die tief sitzende Cordhose offenbart hin und wieder eine Shorts im bunten Retromuster. In der rechten Hand hält er eine Bierflasche, in der linken eine Zigarette. Sein Shirt hat einen Riss, der vorhin noch nicht da war. Die Jungs schubsen sich überdreht herum, die Mädchen kichern und rauchen.
    Aus den Boxen dröhnen die Rolling Stones. Er beginnt zu tanzen und schüttelt seine wilden Haare. Ein paar seiner Kommilitonen machen es ihm nach, und wenig später hüpft die ganze Gruppe wild durcheinander. Sie rempeln sich an, Alkohol spritzt durch die Gegend, Zigarettenasche fliegt umher. Ich beobachte das unwirkliche Schauspiel durch die milchig-blaue Luft. Er hat so herrlich blasse Haut, die wunderbar zu seinen braunen Haaren passt. Ich wüsste gerne, was für eine Augenfarbe er hat, aber dafür bin

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