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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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ein wenig perplex zustande.
    Er schüttelt vorsichtig meine Hand. »Möchtest du was trinken?«
    Ich grinse. »Haben die an dieser Bar noch was Kaltes?«
    Er lächelt unwiderstehlich zurück.
    »So alt wie die Kühlschränke aussehen, bestimmt nicht.«
    Ich versuche, seine Augenfarbe zu erkennen.
    »Was ist?«, fragt er.
    »Ich wollte deine Augenfarbe rausbekommen.«
    »Grün. Mit goldenen Sprenkeln, wenn Sonne drauffällt.« Er lehnt sich ein Stück vor, lächelt wieder und sieht dabei aus halb geschlossenen Augen in mein Gesicht.
    »Aha«, flüstere ich. Meine Güte, ist er ein Verführer! Die Sorte Mann, vor der gute Mütter ihre Töchter warnen. Die Sorte, deren Kerben im Holzbettgestell nicht vom Umzug stammen. Die Sorte, die so ziemlich alles kriegen, was sie wollen, und das leider auch wissen.
    Ich schmachte ihn an, als plötzlich jemand eine Hand auf meine Schulter legt. Jannick schaut hoch und lächelt, als würde er die Person, die hinter mir steht, bereits kennen. Neugierig drehe ich den Kopf.
    »Hey, Dorle!«, sage ich überrascht.
    »Lilly«, sagt sie und quetscht sich ungeniert auf den schmalen Hocker neben mich.
    »Hi«, Jannick nickt Dorle zu.
    »Mein Lieber«, sagt sie und wedelt mit einem Geldschein. »Sei ein Schatz und hole Lilly und mir etwas zu trinken. Ich nehme ein Wasser. Und du, Lilly?«
    »Äh, ich auch«, stammele ich. Was passiert denn hier gerade?
    Jannick nickt, aber nicht wirklich freundlich. Dann bahnt er sich einen Weg durch die Menge.
    »Kennst du ihn?«, frage ich Dorle.
    Sie nickt undurchsichtig.
    »Lass dich von ihm nicht einwickeln«, warnt sie mich. Ich verstehe immer noch nicht. Was will sie jetzt hier? Warum vergrault sie meine nächste Eroberung?
    »Ähm, Dorle«, sage ich energisch, »ich wickle. Und nicht er.« Ich versuche, ihm nachzuschauen, aber ich kann ihn nicht mehr sehen.
    »Aha«, sagt Dorle. »Trotzdem. Egal, was er dir erzählt, du kannst davon ausgehen, dass es ganz anders ist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine – und das sage ich dir, obwohl ich nicht deine Mutter bin –, dass er kein Umgang für dich ist.«
    »Aha.« Dorle steht vom Hocker auf.
    »Glaub mir, ich kenne genug Geschichten über ihn.«
    »Woher? Und woher weißt du, dass sie stimmen?«
    »Ich weiß es«, sagt sie. Dann dreht sie sich um und geht. Ich bleibe irritiert sitzen. Jannick kommt zurück, und mein Verstand verabschiedet sich schon wieder. Wow, er sieht so gut aus. Er stellt fest, dass Dorle nicht mehr da ist, und verstaut die beiden Alibi-Getränke achtlos neben uns auf dem Boden. Dann lässt er sich frech neben mir auf meinem Hocker nieder.
    »Krasse Haarfarbe«, sagt er und zupft an einer Strähne.
    Ich frage mich wirklich, worüber Männer mit mir reden würden, wenn ich einfach nur braune Haare hätte.
    »Ja, krass.«
    »Ist aber viel Arbeit, oder? Das ganze Vorblondieren und so.«
    Aha, wieso hat er davon Ahnung? Ich bin schon wieder völlig fasziniert von ihm. Dories ominöse Warnungen lösen sich in Luft auf.
    »Wolltest du mal Friseur werden?«, lache ich.
    »Nein!« Er schüttelt seine schöne Mähne, und auf den Wangen bilden sich liebreizende Grübchen.
    »Ich hatte eine Zeit lang grasgrüne Haare. Fand ich ganz toll!«
    »Ach so.«
    »Ja …« Er wackelt ein bisschen auf dem Hocker herum, dann schaut er mir lange in die Augen, als suche er eine Antwort.
    »Ist dir auch so warm?«, will er wissen. Das Manöver ist so alt, dass es schon staubt, aber es klappt immer noch hervorragend.
    »Kalt ist mir nicht«, meine ich und bin gespannt, wie er auf die mögliche Abfuhr reagiert. Doch sein Selbstbewusstsein ist unerschütterlich, er lächelt entspannt, als wüsste er genau, dass es sowieso egal ist, was er sagt oder tut.
    Ich kann nachempfinden, wie Fische sich in Netzen fühlen.
    »Aber die Luft ist hier sehr schlecht.« Er nickt nur. Ich wette, er hat vorher gewusst, dass ich mitkomme.
    »Ich hole eben meine Jacke«, sagt er, und weg ist er. Ich ziehe meinen Mantel an und beobachte ihn, wie er zu der Gruppe zurückschlendert. Die haben mittlerweile mitgekriegt, dass er weg war, und er wird mit allerlei Geläster zurück begrüßt. Er kramt in einem Jackenberg abwehrend nach seinem Army-Parka. Ein Mädchen hält ihn plötzlich am Arm fest und redet eindringlich auf ihn ein. Er schüttelt sie mühelos ab, und sie wirft mir einen bösen Blick zu.
    »Was war das denn?«, frage ich, als er wieder vor mir steht.
    »Ach nix«, sagt er und zieht mich mit sich.
    »Deine

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