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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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Egal, der Typ ist abgehakt. Klassisches Strohfeuer, würde ich sagen.
    Um mich abzulenken, gucke ich mir Davids Seite noch mal an. Er ist ein interessanter Typ, und er beschäftigt mich. Vielleicht, weil er einfach nur gut aussieht, ich weiß es nicht. Es bleibt also spannend. Noch vier Tage, dann ist Donnerstag, und da ist das Konzert. Ich gehe mir Lukas live anschauen, endlich! Vielleicht sollte ich schon mal überlegen, was ich anziehe.

5. Kapitel
Das Mädchenpensionat
    Dienstag ab 13 Uhr gehe ich arbeiten. Um diese Uhrzeit ist der Laden meist schon ziemlich verwüstet. Bis mittags die studentischen Aushilfen eintrudeln, ist Gundis mit Sylvia, unserer einzigen Festangestellten, nämlich alleine. Die obere Etage gleicht dann einem Schlachtfeld. Am schlimmsten trifft es immer die Umkleidekabinen. Gebrauchte Taschentücher sind noch das Harmloseste. Wie automatisch ziehe ich die Vorhänge zurück, hebe die Klamotten vom Boden auf und packe sie zusammen mit den herumliegenden Kleiderbügeln auf den Holztisch, den wir zum Falten der Kleider benutzen.
    »Lilly!«, kräht Gundis von unten.
    Ich beuge mich über das Treppengeländer. »Ja?«
    »Räumst du oben auf?«
    »Jaha!« Natürlich, dafür bin ich doch angestellt, oder?
    »Mach zuerst die Umkleiden!«
    »Die sind okay!«
    »Was heißt das?«
    »Ich hab schon nachgeguckt!«
    Gundis brummt etwas Unverständliches. So was mag sie gar nicht, dass jemand schon etwas macht, bevor sie es sagt. Doch dann ist sie gleich wieder abgelenkt, denn Sina rauscht in den Laden. Ich hänge immer noch überm Geländer und beobachte Gundis, die überlegt, was sie Sina an den Kopf werfen soll, bevor diese ungestraft an ihr vorbeihasten kann. Leider brauchen ihre grauen Zellen zu lange. Sina lispelt ihr ein hastiges »Sorry, es war Stau« über die Schulter und redet dann weiter auf ihr Handy ein. In Zwei-Meter-Schritten erklimmt sie mit ihren langen Beinen die Treppe.
    »Nein, so geht das nicht!«, sagt sie in ihr Telefon. Noch hat sie mich nicht gesehen. »Du behauptest, ich klammere, und willst selbst über jeden Schritt von mir informiert sein!«
    Hm, wahrscheinlich redet sie mit Holger. Es ist nicht nur die wahrscheinlichste, sondern die einzige Möglichkeit. Seit Sina Holger kennt, hat sie nicht nur ihn an der Backe kleben, sondern auch ihr Handy. Die beiden streiten sich Tag und Nacht. Allerdings nur übers Telefon. Treffen sie sich, herrscht Harmonie pur. Ich komme da nicht ganz mit.
    Jetzt hat sie mich gesehen. Sie deutet ein Winken an, zeigt dann auf ihr Handy und macht ein leidendes Gesicht. Ich nicke verständnisvoll. Wie kann man nur den ganzen Tag aufeinander einquatschen? Ich glaube, ich selbst bin ein wenig redefaul. Zehn Minuten später erscheint Sina wieder aus dem Lager, ohne Handy.
    »Na, hast du’s geschafft?«
    »Ach, er spinnt mal wieder«, sagt sie kopfschüttelnd und greift sich wahllos eins der verknüllten Shirts aus dem Regal hinter mir. »Letzte Woche habe ich ihn abends nicht erreicht, weil er mit seinen Freunden Billard spielen war, und heute macht er mir eine Szene, weil ich nachher mit ein paar Kommilitonen in den Biergarten will und ihm das erst heute Mittag gesagt habe. Letzte Woche hat er mir nicht mal erzählt, dass er wegwollte, ich hab ihn einfach nicht erreichen können. Und er macht jetzt so ein Drama.«
    »Ja, so was kann sehr anstrengend sein, ich weiß, wovon ich rede, Mark war genauso«, sage ich.
    Bevor Sina etwas erwidern kann, ertönt Gundis’ Stimme aus der unteren Etage: »Sina, komm mal bitte zu mir.«
    Oh oh, das gibt Ärger, das war eindeutig der Mädchenpensionats-Ton. Gundis ist nicht kleinlich, aber über unangekündigtes Zuspätkommen ist sie »not amused«. Sina lässt die Schultern hängen und trabt brav die Treppe hinunter. Unten höre ich die beiden leise diskutieren, während aus dem Lager der Klingelton von Sinas Handy dudelt.
    Inzwischen haben zwei Kundinnen den Laden betreten und sind schnurstracks in die obere Etage gewackelt. Ich beobachte die zwei Grazien aus sicherer Entfernung. Beide tragen spitze Pumps, für die sie erstens noch zu jung und zweitens zu ungeübt sind. Die eine Kleine ist gnadenlos eidottergelb blondiert, ihre Haarpracht hat die liebliche Struktur von Isolierwolle. Die andere ist gestreift. Wirklich! Ihre dunkelbraunen Haare sind von cremefarbenen Blocksträhnen durchzogen, sodass sie aussieht wie ein kleines Streifenhörnchen. Beide sind höchstens vierzehn Jahre jung, aber schon geschminkt wie

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