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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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er sich mit einer gekonnten Kopfbewegung den langen Pony aus der Stirn. Ich starre ihn an und kann nicht mehr damit aufhören. Irgendwann und nach viel zu kurzer Zeit ist das Konzert vorbei, und die Jungs bekommen ihren verdienten Applaus. Sie freuen sich wie kleine Kinder und parken ihre Instrumente, während die ersten Fans um Autogramme bitten.
    Erst halte ich mich zurück, dann nähere ich mich der Menschentraube in gemäßigtem Schritt. Mittlerweile ist es brütend heiß. Die Jungs haben Handtücher um die Nacken gehängt. Ich merke, wie ein Tropfen meinen Rücken runterläuft. Wo ist Lukas? Meter für Meter wusele ich mich durch die Menge näher ans Geschehen, scharenweise pubertierende Girlies in zu engen Klamotten. Die Jungs sind schon wie Profis. Sie geben sich verbindlich, schreiben Autogramme und lassen sich fotografieren.
    »Wo ist denn der Lukas«, kräht auf einmal eine kleine Pummelige. Massenhaft entsetzte Mondkälbchenblicke in Richtung Band.
    Der Sänger rettet uns alle vor einer Massenhysterie: »Keine Panik, Leute. Der ist auch gleich wieder da.«
    Ich wende mich ab. Die anderen Jungs interessieren mich nicht. Mal schaun, ob er aus der Nähe genauso niedlich ist. Da stehe ich nun und übe mich in Geduld, während sich der Rest der Damenwelt um Autogramme schlägt. Etwas unterbeschäftigt zupfe ich an den überlangen Ärmeln meines umgenähten Parkas herum, auf den ich ganz heimlich schrecklich stolz bin. Für die meisten sieht er wohl eher wie ein besserer Putzlappen aus.
    Endlich, da ist besagter Drummer wieder! Sein Gesicht zeigt die perfekte Mischung aus schmolligem Jungengesicht und männlicher Sinnlichkeit. Die Haare gerade lang genug, um ihm immer wieder neckisch ins Gesicht zu fallen. Die Klamotten gerade eng genug, um ausreichend androgyn, aber nicht tuntig zu wirken. Leider bin ich wohl nicht die Einzige, die ihn ziemlich scharf findet. Sofort ist er von einer quietschenden, kichernden Meute umgeben, die ihn fast unter sich begräbt. Also wieder warten. Als auch die letzte Zahnspangenträgerin ihr Autogramm bekommen hat, schlendere ich näher.
    Von Nahem sieht er noch besser aus, obwohl er nicht ganz so groß ist, wie ich vermutet hatte. 180 cm, vielleicht auch 182 cm. Also nach meinem Geschmack eher klein. Doch das ist mir jetzt egal. Als ich endlich vor ihm stehe, starre ich auf seine Haare. Ich habe so einen klitzekleinen Haar-Fetisch. Schöne, volle Haare bei Männern finde ich sexy. Ich will sie anfassen, meine Hände darin vergraben, daran ziehen und den Jungs den Kopf in den Nacken biegen.
    »Hallo«, sagt er einfach.
    »Hallo«, hauche ich zurück.
    »Bist du England-Fan?« Er deutet mit dem Kopf auf meinen England-Flaggen-Aufnäher.
    Ich nicke, er lächelt, ich lächle zurück. Er scheint es nicht seltsam zu finden, dass ich ihn nicht sofort mit einem Autogrammwunsch belästige.
    »Schau mal, was hinten draufsteht!« Euphorisiert vollführe ich eine elegante Komplettdrehung und gucke ihn dann wieder erwartungsvoll an. Er grinst schief, und ich versuche, mein herumgewirbeltes Gleichgewicht zu behalten.
    »Ich konnte es nicht lesen. Was ist das?«
    »Da steht ›God save the Queen‹. Hab ich mit Edding draufgeschrieben.«
    Er guckt auf meinen Mund, während ich rede. »Aha«, sagt er schließlich, als hätte er überhaupt nicht zugehört.
    Ich nicke. Er hustet in sein Halstuch.
    »Sorry, hatte ’ne Halsentzündung.«
    »Dann hättest du dein Hemd nicht ausziehen sollen.«
    »Mir war warm.«
    Er lächelt unwiderstehlich, und ich überlege, wie ich ihn am schnellsten dazu kriege, sich wieder nackig zu machen. Er sieht mich an, als denke er darüber nach, was ich eigentlich mit ihm vorhabe.
    »Das ist aber nicht deine echte Haarfarbe, oder?«, will er dann wissen, und ich merke genau, dass er es sich verkneifen muss, eine der langen roten Strähnen prüfend in die Hand zu nehmen.
    »Oh doch«, antworte ich wie selbstverständlich.
    Er legt lachend den Kopf schief. »Ja, okay, dumme Frage.«
    »Was machst du gleich noch?« Entweder er schickt mich jetzt nach Hause, oder er beißt an. Sofort ändert sich sein Gesichtsausdruck. Er ist schüchtern!
    »Och, weiß ich noch nicht so genau. Wahrscheinlich mit der Band zu Freunden gehen. Schlafen und so.« Er guckt mit seinen schlechtwetterfarbenen Augen unter langen Wimpern zu mir rüber.
    »Ihr geht gar nichts mehr trinken? Ihr seid doch Rockstars.«
    »Hm. Ja.«
    Herrgott, ist er süß.
    »Trinkst du überhaupt

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