One Night Wonder
seufze ich.
»Warum kannst du nicht mit mir schlafen?«
»Marius, ich weiß nicht«, erwidere ich unschlüssig.
»Tu mir doch den Gefallen, du bist meine beste Freundin. Es ist quasi deine Pflicht. Ein Freundschaftsdienst!«
Ich lasse die Schultern hängen. Ob das eine gute Idee ist? »Aber es wird sich nichts zwischen uns ändern?«
Er reicht mir feierlich die Hand: »Versprochen.«
Ich nicke, obwohl ich die Vorstellung noch immer seltsam finde. Marius hingegen hat schon mein Shirt hochgeschoben und mich nach hinten aufs Bett gedrückt. Das ist nicht sexy, das ist einfach nur peinlich. Dann beginnt er, meine Brust zu küssen. Er macht eine Weile rum, und auch gar nicht schlecht, aber dann hebe ich den Kopf und gucke auf sein bestes Stück, das schon längst nicht mehr von dem Handtuch um die Hüfte verdeckt wird.
Nix, niente, nada. Da tut sich gar nichts. Ich schiebe ihn sanft von mir und deute auf seine Lendengegend.
»Das ist der Alkohol.«
Ich sehe ihn skeptisch an. Nach einem Glas Prosecco? »Okay«, sage ich ihm zuliebe, »aber ich bin müde.«
»Na gut«, willigt er schnell ein.
Ich vermeide weitere Peinlichkeiten, indem ich ihn möglichst unverfänglich nach Schlafsachen frage, und verkrümel mich unter die Decken. Marius macht das Licht aus und kriecht dann zu mir ins Bett. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit.
»Schlaf gut«, flüstere ich.
Er kaut nachdenklich auf seinem Unterlippen-Piercing. Seine schwarzen Haare verschmelzen mit der Dunkelheit um ihn herum, und ich sehe nur sein schön geschnittenes Gesicht.
»Es liegt am Alkohol«, sagt er noch mal.
Ich nicke, und dann mache ich die Augen zu.
*
Am nächsten Morgen weckt mich der Duft von Rührei. Ich schwinge gut gelaunt die Beine aus dem Bett. Immer noch verkleidet mit Marius’ Pyjama, schleiche ich Richtung Küche. Mein bester Freund sieht aus wie nach einer wilden Nacht, die keine war: Er hat schlechte Laune.
»Morgen«, nuschelt er und wirft mir einen undurchdringlichen Blick zu.
»Na, Häschen«, sage ich möglichst munter und nehme an der Theke Platz. Ich darf bei ihm in der Küche fast nichts anfassen, deshalb habe ich es aufgegeben, ihm meine Hilfe anzubieten. Wir frühstücken schweigend, Davids Zimmertür bleibt geschlossen.
Wenig später bin ich komplett angezogen und im Begriff, mich vom Acker zu machen. Von Marius habe ich mich schon verabschiedet, jetzt telefoniert er schon wieder. Die Küchentür ist die letzte vor der Haustür, und dort treffe ich auf David. Er lehnt lässig im Rahmen, die langen Beine locker gekreuzt.
»Hey«, sage ich und sehe ihn nicht an. Stattdessen krame ich in meiner Handtasche nach meinem Handy. Mein Herz klopft bis zum Hals, aber das werde ich mir nicht anmerken lassen. Verflixt, ich finde ihn gut!
»Und ich dachte, Marius wäre schwul«, sagt er.
Ich tue überrascht: »Ach ja?«
Er nickt mit ausdruckslosem Gesicht.
»Wie kommst du darauf?«, frage ich scheinheilig und bin mir sicher, dass er mein rasendes Herz hören muss.
»Ich habe lediglich geraten.«
Ich muss tatsächlich den Kopf heben, um ihm ins Gesicht zu sehen. Dann öffne ich den Mund und will etwas sagen, doch mir fällt nichts Passendes ein. Peinlich, peinlich. Er zieht fragend die Augenbrauen hoch, was mich ein klein bisschen ärgert. Arrogant ist er also auch noch, gut zu wissen.
»Ist ja zum Glück jedem selbst überlassen«, sage ich schließlich. Er schaut mich eine Weile wortlos an, dann schiebt er sich die blonden Haare aus der Stirn.
»Na ja, so ganz einig scheint ihr euch noch nicht geworden zu sein.« Er deutet mit dem Kopf Richtung Küche. »Wenn man dort drüben vor dem Kühlschrank steht, hört man jedes Geräusch aus dem Bad.« Ich zucke mit den Schultern. Kommt jetzt eine Moralpredigt, oder ist er eifersüchtig? Wohl eher nichts dergleichen, er guckt einfach nur neugierig.
»Na und?«
»Und du bist seine Freundin?«
»Und das interessiert dich?« Ich finde, er fragt ein bisschen zu viel privates Zeug. Sollte ich ihn auch mal über seine Ex ausquetschen?
»Sieht fast so aus«, antworte ich deshalb ein bisschen weniger freundlich. Dann muss ich mich von ihm losreißen, sonst verpasse ich meine Bahn.
»Ich bin schon zu spät dran, man sieht sich.« Mit diesen Worten drehe ich mich um und greife nach meiner Handtasche.
»Mach’s gut«, sagt er, und ich schmeiße die Wohnungstür hinter mir zu.
Was war das denn bitte? Warum kann er denn nicht seinen Mitbewohner zu seiner Sexualität
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