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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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Sex«, und ich grinse. Dann schlafe ich noch ein wenig weiter.
    *
    Als ich zwei Stunden später wirklich aufstehen muss, finde ich noch eine Nachricht von David in meinem Postfach. Ob ich morgen Abend zu ihm kommen wolle, Marius würde mittags nach Holland reisen, um dort das ganze Wochenende lang einen Freund zu besuchen. Ach, das ist ja interessant. Einen Freund, soso. Während ich David eine Zusage schreibe, ist eine weitere Nachricht in meinem virtuellen Postfach gelandet. Ich lese sie und verschlucke mich fast. Es ist ein Newsletter von Lukas’ Band, die mittlerweile auch bei MySpace vertreten ist und die ich natürlich auf meine Friends-Liste gepackt habe.
    Sie springen für eine befreundete Band ein, deren Sänger erkrankt ist, damit deren Event deswegen nicht ausfallen muss. Sofort denke ich an Lukas und unser Intermezzo auf der Herrentoilette. Ich will da hin, ich will da hin, ich will da hin! Ich will ihn wiedersehen. Oh nein, was soll ich bloß machen? Nur noch eine Woche Zeit zum Nachdenken. Ich kaue die Spitze eines Bleistifts kaputt, bis ich das bittere Holz im Mund habe. Was für eine Zwickmühle, verdammt. Jule kann ich unmöglich davon erzählen, dann macht sie mir gleich wieder Vorhaltungen wegen meiner bescheuerten Regeln. Und wenn ich nur hinfahre und ihn von Weitem anschaue? Na, hoffentlich wird das so einfach, wie es sich anhört.
    Ich überlege während der gesamten Bahnfahrt, was ich machen soll. Er ist echt süß, und ich weiß nicht, was das Richtige ist. Was soll ich mit ihm reden? Außerdem muss ich ihm bestimmt erklären, warum ich ihm meine Nummer nicht geben wollte, und dazu habe ich keine Lust. Zumal er danach nicht mehr mit mir schlafen wird. Schwierig, schwierig. An der nächsten Haltestelle lässt sich ein Mann neben mich auf den Sitz plumpsen, der so stark nach Alkohol riecht, dass ich kaum noch atmen kann. Manchmal verstehe ich Jules Allergie gegen öffentliche Verkehrsmittel.
    Im Laden geht es schon drunter und drüber, als ich ankomme. Sylvia hat einen hochroten Kopf und faltet Pullis im Akkord, während die Kundinnen sie zeitgleich wieder auseinanderreißen. Gundis sieht mit ungerührter Miene von ihrer Kasse aus zu. Wüsste ich nicht, dass sie immer so ist, würde ich auf Tranquilizer der übelsten Sorte tippen. Eine Etage höher steht der Falttisch verlassen da, auf seiner hölzernen Platte türmt sich ein Klamottenberg. Im Lager steht Debo und heult.
    »Süße, was ist los?«, will ich wissen.
    »Männer sind alle Arschgeigen!«, sagt sie und schluchzt laut. Ich vermute, dass Georg als momentaner Hauptvertreter der männlichen Spezies dahintersteckt.
    »Was hat er gemacht, Süße?«
    »Er hat …«, schnieft sie. »Er hat … er hat … er hat … dieser Mistkerl!«
    »Aha«, sage ich vage. Dann nehme ich sie in den Arm und streichle über ihre Haare.
    »Er hat … er hat«, schluchzt Debo weiter.
    »Was hat er denn?«
    »Er hat sie unter einem falschen Namen gespeichert!«
    »Sie? Welche sie?«
    »Na, seine andere Freundin!«, heult Debo.
    »Oh.« Ich dachte, er hätte ganz viele andere Freundinnen, doch das sage ich jetzt lieber nicht.
    »Ja! Und dann … und dann hab ich das Gespräch angenommen! Weil ich dachte, es ist sein Freund von der Uni, dieser Thorsten. Den kenne ich ja. Und dann bin ich drangegangen, weil Georg gerade duschen war. Und dann war es eine Frau, die ihren Freund sprechen wollte. Und dann habe ich gefragt, welchen Freund. Und dann hat sie gesagt, sie will Georg sprechen! Und dann hab ich aufgelegt und mich angezogen und bin gegangen, und sie hat die ganze Zeit immer wieder angerufen!« An Debos Wange kullern dicke Tränen herunter.
    »Und diese andere hat er unter falschem Namen gespeichert?«
    »Ja, nämlich unter Thorsten! Und seitdem weiß ich, dass die ganzen SMS, die er ständig zu unmöglichen Zeiten bekommen hat, auch von ihr waren. Da stand nämlich immer: ›1 neue SMS von Thorsten‹. Was für ein Mistkerl! Das war Vorsatz!« Sie löst sich aus meiner Umarmung und wischt sich das nasse Gesicht mit dem Ärmel ab.
    »Ich werde nie wieder mit ihm reden«, sagt sie endgültig.
    »Das würde ich auch nicht«, pflichte ich ihr bei.
    »So einem verlogenen Kerl würde ich keine zweite Chance geben.«
    Debo schnieft immer noch, aber sie scheint sich wieder etwas beruhigt zu haben. Ich ziehe meinen Mantel aus und krame meine Ballerinas hervor. Bis ich mich aus meinen Stiefeln geschält habe, hat Debo sich wieder ganz im Griff. Sie wischt sich mit

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