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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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bleibe stehen und schaue unschlüssig zu ihm rüber. Ich kann mich an alle Details erinnern, seinen Geruch, die weichen Haare, seine zärtliche Art. Dann treffen sich unsere Blicke. Er ist wie vor den Kopf gestoßen. Er kneift die Augen zusammen, als wolle er überprüfen, ob ihm seine Fantasie einen Streich gespielt hat. Ich halte seinem Blick stand, dann lächele ich vorsichtig. Er sieht mich immer noch an, als wäre ich ein Geist. Zögernd gehe ich ein paar Schritte vorwärts. Er löst sich von der Gruppe, niemand sieht ihm nach. Dann ist er plötzlich wieder umringt von vier Mädels, die ihn wegen Autogrammen bedrängen. Artig lässt er sich auch noch fotografieren. Dann endlich stehen wir voreinander, und ich muss sofort wieder auf diesen unwiderstehlichen Mund gucken.
    »Die roten Haare …«, sagt er nur.
    »Ja, die roten Haare.«
    »Ich dachte, ich hätte es mir eingebildet.«
    »Hm, nee. Ich bin ganz echt.«
    Er guckt immer noch verblüfft. »Dachte nicht, dass ich dich noch mal wiedersehe.«
    »Hm«, sage ich nur. »War ja auch eigentlich so angedacht.«
    »Hat dir das Konzert gefallen?«
    »Ja«, nicke ich.
    »Ja wie, ›Geht so‹, oder …?« Er legt fragend den Kopf schief.
    »Kommst du dieses Mal mit zu mir?«
    Oh, jetzt habe ich es doch getan. Er grinst über beide Ohren. Ich kann nicht anders, ich musste ihn fragen. Ich habe in diesem Moment nicht mal nachgedacht.
    »Aha, dafür also bin ich gut genug, ja?«, kontert er in gespielter Empörung. »Kein ›Na, wie gehts dir?‹ oder ›Womit hast du so deine Zeit verbracht?‹« Er lächelt verschmitzt.
    »Ich bin halt eher der direkte Typ …«, sage ich. Und nun?
    »Also, eigentlich bin ich ja nicht so einer …«
    Das glaube ich ihm aufs Wort.
    »War das ein Nein?«, frage ich. Ich traue ihm tatsächlich zu, mir einen Korb zu geben. Er tut so, als überlege er. Wenn er jetzt ablehnt, kann ich immer noch gehen und mir vormachen, mich an meine eigenen Regeln gehalten zu haben.
    »Und was soll ich den Jungs sagen?«, denkt er laut nach.
    »Sag ihnen, ich bin deine Kusine.«
    »Wart mal eben ’nen Moment hier.« Er blickt sich suchend um. »Und nicht einfach abhauen, ja?«
    »Nö.«
    »Wehe, du bist gleich weg!«
    »Na geh schon.«
    Er trabt von dannen, irgendwo Richtung Bühne. Knapp zwei Minuten später ist er schon wieder da.
    »Alles klar!«
    »Und, was hast du gesagt?«
    »Dass du ’ne alte Freundin bist und wir noch quatschen wollen und ich dann bei dir die Nacht über bleibe.«
    »Das haben sie dir geglaubt?«
    »Ich denke schon, bin ja sonst auch kein Märchenonkel.«
    »Okay …«
    »Bedingung ist, dass ich mich morgen um Punkt elf hier wieder einfinde, dann geht’s weiter, wir haben morgen Abend noch ’nen Gig. Zum Glück fahren wir nur drei Stunden bis zu dem Club.«
    »Kriegen wir hin. Dann lass uns jetzt verschwinden.«
    »Lass uns lieber hinten rausgehen, wegen der Fans und so.«
    »Gut, ich folge dir …«
    Wir laufen durch ein paar dunkle Gänge und stehen endlich im Freien. Er guckt ganz verlegen, als er sich umdreht. Ich erkenne in seinen Augen, dass er mich küssen will, bevor er mein Gesicht in seine Hände nimmt.
    »Tut mir leid, ich muss das jetzt machen.«
    »Küsst man denn seine alte Freundin?«, antworte ich dicht an seinem Mund.
    »Ist mir gerade scheißegal«, murmelt er, bevor er mich filmreif küsst. Ich bekomme weiche Knie.
    »Du?«, murmelt er ein wenig später an meinem Ohr.
    »Ja?«
    »Gefällt dir so was auch?«
    »Mit ›so was‹ meinst du küssen?«
    Er nickt, ohne sich von mir zu lösen. Ich spüre, wie er an meinem Hals angespannt atmet.
    »Ich mag es.«
    »Hm.« Die kurze Antwort scheint ihm nicht zu genügen.
    »Sag es ihm, na los, sag es ihm doch einfach!«, hämmert es in meinem Kopf. Ich schlucke. »Ich mag es, wie du mich küsst«, sage ich leise. Ich spüre, wie er lächelt. Er löst sich vorsichtig von mir.
    »Dann lass uns schnell von hier weg, damit wir weitermachen können.« Wieder dieser leicht verlegene Blick. Er ist zum Anbeißen! Auf dem Weg zum Auto nimmt er meine Hand. In mir rebelliert es. Allein diese kleine unschuldige Berührung geht mir durch und durch. Ich kann sogar die harten Stellen mit der Hornhaut von den Drum-Sticks spüren. Im Auto bringe ich kein Wort heraus. Auch er ist irgendwie verkrampft, er scheint die ganze Zeit vor sich hin zu grübeln. Ich versuche, mich immer wieder ganz sachlich daran zu erinnern, dass er auch nur ein Kerl ist. Er ist lecker, und ich will ihn eben ein

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