Oneiros: Tödlicher Fluch
Feuerlinien sichtbar und warfen einen orangegelben Schein auf die Gesichter der Getroffenen. Thielke presste sich gegen eine Backsteinwand, den Arm mit dem LeMat-Revolver ausgestreckt.
Die Foqias und Sakkos der beiden Bodyguards beulten sich am Rücken aus und explodierten förmlich, Blut und Gewebefetzen verteilten sich am Haus, auf der Straße, spritzten gegen die Limousinen und besprenkelten das Schaufenster. Die Männer wurden durch die Einschläge der zwölf Millimeter großen Projektile nach hinten geschleudert, ehe sie stürzten. Rote Lachen breiteten sich um die toten Körper aus.
Bin ich froh, dass er mir nur ins Bein geschossen hat!
Konstantin blieb auf seiner Position. Eingreifen konnte und wollte er nicht – höchstens wenn sich die Gelegenheit bot, an die Schatulle mit dem möglichen Schnitterring zu gelangen.
Thielke kann von mir aus unter den Leibwächtern aufräumen. Ich hoffe, Bouler bekommt nichts ab. Ich brauche ihn.
Bouler erschien auf der Schwelle, sah dorthin, wo Thielke sich verborgen hielt, und brüllte Befehle. Das Feuer in seinem Laden verhinderte eine Flucht durch den Hinterausgang. Er blieb kauernd im Türrahmen hocken und schickte seinen Bodyguard vor, der blind in die Richtung des Angreifers ballerte, um seinem Chef auf dem Weg zum Wagen Deckung zu geben.
Ein präziser Kopfschuss zwischen die Augen, der den hinteren Teil des Schädels auseinanderplatzen ließ, warf den Mann gegen die mittlere Limousine, wo er auf der Motorhaube liegen blieb. Blut aus der riesigen Wunde verteilte sich sturzbachartig über dem Blech.
Die übrig gebliebenen Leibwächter mussten die donnernden Schüsse aus dem LeMat gehört haben, aber sie zogen es anscheinend vor, im schützenden Haus von Rabih zu bleiben. Die Fahrer kauerten sich in den Wagen zusammen und wagten nicht, auszusteigen oder wegzufahren.
Bouler schrie immer noch, trat aber nicht aus seinem Geschäft. Erst als Rauchschwaden aus der Tür trieben und den Mann und die Straße vor ihm immer mehr einhüllten, schien er sich für einen Ausfall bereit zu machen.
Clever. Das wird ihn besser vor Thielkes Kugeln schützen als seine Bodyguards.
Konstantin überlegte, ob er jetzt eingreifen sollte. Bouler besaß den Gevatterring und durfte nicht entkommen.
Plötzlich tauchte Bent Arctander auf! Er trat von links aus einer Seitenstraße und schien verwundert über die Geschehnisse zu Bouler zu blicken.
Der Franzose rief ihm etwas zu und reckte den Finger drohend gegen ihn.
Gleich darauf verschwand der Narkoleptiker wieder in die Gasse, aus der er gekommen war.
Zwipp, zwipp, zwipp
– Stein barst an der Häuserecke, hinter welcher der Narkoleptiker eben verschwunden war. Die Leibwächter aus dem Hammam-Zubehörladen schossen auf Arctander. Er lag im Gegensatz zu Thielke direkt in ihrem Schussfeld, ohne dass sie ihre Deckung verlassen mussten.
Konstantin rannte geduckt auf dem Dach entlang.
Sie werden ihn in einen Anfall hetzen, diese Penner! Und welche schrecklichen Folgen ein Anfall haben konnte, war oft genug in den Nachrichten gewesen.
Gleichzeitig hastete Bouler aus seinem Geschäft und hechtete in die Limousine, die sich daraufhin in Fahrt setzte. Sie bog mit hoher Geschwindigkeit in das Sträßchen, in das Arctander gerannt war.
Konstantin richtete sich auf, während er rennend von Haus zu Haus sprang, und sah hinunter in die Gasse, die der Mercedes mit eingeschalteten Scheinwerfern entlangbrauste. Er fuhr Mülltonnen um, zerschmetterte abgestellte Kisten mit altem Gemüse und Obst und gabelte zwei nächtliche Passanten frontal auf die Stoßstange; schreiend flogen sie durch die Luft und blieben schwer verletzt liegen.
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis der Mercedes Arctander erreichte und langsamer wurde. Keine fünf Meter vor der blutfeuchten Motorhaube hetzte er in einer weißen Foqia die Gasse entlang, versuchte verzweifelt zu entkommen. Vergeblich.
Konstantin musste zusehen, wie der Mercedes dem Narkoleptiker in die Waden fuhr und ihn zu Fall brachte. Sofort bremste der Fahrer, um ihn nicht zu überrollen.
Arctander überschlug sich mehrmals und touchierte die Wand mit der rechten Gesichtshälfte.
Bouler, eine Micro-Uzi in der Hand haltend, stieg aus wie von der Tarantel gestochen und packte den bewusstlosen Todesschläfer, um ihn am Kragen in den Wagen zu zerren.
Nein. Der gehört mir.
Konstantin überlegte nicht lange und sprang über den Rand hinab. Er landete genau auf dem Dach des Mercedes, das dünne Metall bog sich
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