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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zu, wie die Holzschatulle irgendwo unter dem Tresen im Tresor verschwand.
    Bis morgen bekam er Zeit, das Geld zu beschaffen. Es wäre sicherlich sinnvoller, Bouler die gewünschte Summe zu bezahlen. Vor allem wollte Konstantin erfahren, welche Todesfälle sich rund um den Ring ereignet hatten und, und, und … Es schien Schicksal zu sein, dass die Suche nach Arctander sich mit seinen Nachforschungen zu den Schnittersteinen verband.
Rückzug.
»Ich bedanke mich für Ihre Zeit und Ihre Mühe.« Er zog sämtliche Dirhams aus der Tasche und drückte sie Rabih in die Hand. »Ach, hätten Sie zufällig eine Foqia für mich? Es wird angenehmer sein als meine Sachen.«
    »Aber sicher, mein Herr. Folgen Sie mir.«
    Gemeinsam verließen sie den Laden und kehrten in Rabihs eigenes Geschäft zurück, aus dem Konstantin keine fünfzehn Minuten später in einer weißen Foqia mit silberner Borte herauskam und noch zwei weitere gekauft hatte, in Grau und Schwarz. Er trug die beiden zusammen mit seiner alten Kleidung er in einer Plastiktüte. Plastiktüten schienen neuerdings sein beliebtestes Accessoire zu sein.
    Im Hotel gönnte er sich zunächst einen Besuch im hauseigenen Hammam, ließ sich die Müdigkeit und den Schweiß abwaschen, bekam eine Schaummassage und warf sich danach die schwarze Foqia über, um ein nahes Restaurant zu besuchen. Zum Lesen hatte er die Grimmsche Märchensammlung dabei.
    Gemütlicher geht es kaum.
Bei Tee und Orangensalat widmete er sich dem Märchen
Die Boten des Todes.
    Auch hier war der Tod real, eine Gestalt, mit der man sprechen und die man sogar niederschlagen konnte. Märchen waren jedoch keine Fakten, auch wenn er sich wünschte, ebenso mit dem Gevatter umspringen zu können. Er betrachtete die Erzählungen der Grimms als Anregung und Ideengeber.
    Was geschähe wohl, wenn der Tod stirbt?
Konstantin suchte nach Informationen zu dem Riesen, dem es gelungen war, den Schnitter niederzuschlagen, entdeckte aber nichts.
    Interessant fand er die Aussage, dass der Schlaf der leibhaftige Bruder des Todes sei.
    Da ist die Verbindung zu mir. Dem Todesschläfer.
Er sah sinnierend auf seinen dampfenden Tee hinab, dann grinste er plötzlich.
Ich sollte ein eigenes Märchen schreiben. Darüber, wie sich Schlaf und Tod stritten, und der Schlaf uns erschuf, um seinen Bruder zu ärgern. Ein Familienstreit.
    Konstantin spann die Annahme weiter, dass der Schlaf ebenso wie der Tod eine personifizierte Gestalt hatte.
    Der Schlaf war ohnehin ein Scherzbold, ein Sadist und ein Freudenspender, gab den Menschen gute und schlechte Träume, je nach Belieben. Einem derartig sprunghaften Charakter traute Konstantin zu, Todesschläfer zu seinem eigenen Vergnügen erschaffen zu haben, um sich an den Ausbrüchen seines Bruders zu ergötzen.
    Er verwarf den Gedanken. Da er nicht annahm, in der echten Welt auf einen Riesen zu treffen, den er dazu bringen konnte, den Schnitter niederzuschlagen und festzuhalten, wandte er sich einer anderen Idee zu. Mit dem Stift schrieb er die Überlegungen auf die Restaurantserviette.
    Folgte er der Spur des
Gevatter Tod
-Märchens, war es vielleicht möglich, dass manche Ärzte den Tod erkannten. Intuitiv. Dass es unter ihnen Menschen gab, die den Tod sogar als Gestalt wie im Märchen sahen, glaubte er nicht.
    Konstantin seufzte.
Aber es würde alles viel einfacher machen. Ich könnte den Arzt bitten, mit dem Schnitter an meiner Stelle zu reden und ihm einen Deal vorzuschlagen. Irgendwas als Gegenleistung. Er bekäme alles von mir, damit ich ein normales Leben führen könnte.
    Erst mal musste er einen Arzt finden, der irgendeine Verbindung zum Tod hatte. Die Zahl der Mediziner auf der Welt war unüberschaubar, aber wenn es unter ihnen solche geben sollte, wie er sie suchte, dann waren es sicher die effektivsten Ärzte der Welt. Mediziner, die todgeweihte Patienten retteten, ohne dass die Fachwelt eine Erklärung fand; ohne dass es einen nachweisbaren Grund gab. Religiöse Menschen oder selbsternannte Heiler, die Schwerkranke vor dem Tod bewahrten, wanderten ebenso auf seine Serviettenliste.
    Nachdenklich rührte er in seinem Tee und betrachtete seine gekrakelten Stichwörter.
Das ist unglaublich viel Arbeit. Suchen und aussortieren, suchen und aussortieren.
    Konstantin legte sich einen Plan zurecht. Er wollte bei den erfolgreichsten Ärzten und Medizinern beginnen, von denen in seriösen Zeitungen berichtet wurde. Das erleichterte die Recherche. Parallel dazu würde er Klatschblätter lesen und

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