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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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kleines Haus war, in einem Dorf nahe eines kleinen Flusses an der Osmanischen Grenze.
     
    Eines Abends kamen drei reich gekleidete Männer, die aus dem Türkenlande stammten, und gingen durchs Dorf, aber die Bewohner fürchteten sich vor ihnen. Es hieß, sie seien Zauberer und Wahrsager. Da sie nirgends ein Nachtlager bekamen, nicht einmal im schäbigsten Wirtshaus, so klopften sie bei jenem alten Mann.
     
    Die drei Zauberer baten ihn um eine Nachtstatt.
    Und der Alte entgegnete ihnen, sie sollten sich ruhig hinlegen, neben den Ofen, wo es warm sei. Doch ein Bette könne er ihnen nicht anbieten.
    Die Osmanen waren dennoch zufrieden. Und sie nahmen ihre Turbane ab und legten sich dort hin.
     
    Der alte Mann bereitete das Abendbrot. Er hatte nur harte Brotkrumen und Krebspanzer, aus denen er sich eine dünne Suppe kochte.
    Er bat seine Gäste mitzuessen, wenn es ihnen schmeckte.
    Die Zauberer bedankten sich. Und so schmausten sie gemeinsam.
     
    Am Morgen, als die Zauberer sich zum Aufbruch anschickten, wollten sie vom alten Mann wissen, was sie ihm für Unterkunft und Mahl schuldig seien.
     
    Der Mann antwortete, dass er keine Münze verlange, er besäße jedoch einen Pflaumenbaum, der nicht mehr trage.
    »Wenn nur die Pflaumen an diesen stattlichen Zweigen hängenbleiben wollten! Kaum beginnen sie zu reifen, so verschwinden sie alle vom Baume.«
     
    Die Fremden versicherten, dass seine Pflaumen von nun an bis ans Ende aller Tage und zum Jüngsten Gericht nicht mehr verschwinden würden.
     
    Eines Morgens ging der Alte hinaus und sah, dass sein Pflaumenbaum voller kleiner Buben war, und droben, im Wipfel, hockte dazu noch ein erwachsener Mann.
    Der Alte fragte ihn: »Sag, wie bist du hierhergeraten?«
    Doch der Mann antwortete nichts.
     
    Nun ließ der alte Mann die Jungen vom Baume steigen, aber den großen Mann ließ er sitzen und ausharren.
    Der Mann begann aber, ihn anzuflehen, und da ließ er ihn hinuntersteigen. Und er freute sich, da er so viele Pflaumen hatte, die er mit einem Stock herabschlug und sich daran labte.
     
    Bald kam der Gevatter Tod zum Alten. »Es ist Zeit, dass du mit mir gehst.«
    »Sicher, sicher«, sagte der alte Mann und bat, der Tod möge ihm erlauben, eine Handvoll Pflaumen mit auf den Weg zu nehmen.
    Der Gevatter erlaubte es.
     
    Aber die Pflaumen hingen weit oben, und der alte Mann gelangte nicht hinauf.
     
    »Ich habe nicht alle Zeit der Welt. Die Menschen erwarten mich, Alter.« Daraufhin kletterte der Gevatter mit seinen langen Beinen hinauf und holte die Pflaumen.
     
    Als er jedoch hinabsteigen wollte, da kam er nicht mehr los!
     
    Sehr wohl schüttelte und rüttelte er den Baum, konnte aber nicht auf die Erde gelangen. Die Magie der Zauberer war selbst für ihn zu mächtig.
     
    Nun flehte der Gevatter den alten Mann an, er möge ihn hinabsteigen lassen.
     
    »Aber nur, wenn du mir noch einige Jahre zu leben vergönnst.«
     
    Der Gevatter versprach es ihm, und als er letztlich vom Baume herabkam, da grämte er sich ob der List des alten Mannes und nahm Reißaus.
    Weltmärchen,
    Lichtenberger Verlag, Hamburg 1863
     
     
    »Schön, oder?« Hoya lachte leise. »Möchten Sie sich die übrigen Stücke anschauen?«
    Nein. Ich würde sie lieber mitnehmen.
Konstantin war nicht danach, eine neuerliche Märchenstunde einzulegen. Er suchte nach Informationen zu den Ringen, nein, zu
seinem
Ring, nicht zu Broschen, Schnallen oder anderen Kleinodien. »Später, danke.« Er nippte nochmals an seinem trockenen Sherry. Möglicherweise gab ihm der Alkohol die Idee, die er benötigte, um voranzukommen. »Señor, ich nehme an, Sie haben sämtliche Geschichten über Ihre Ringe gelesen?«
    Hoya lächelte nachsichtig, was Antwort genug war. »Ich kenne sogar die Geschichte zu Harlekin’s Death.«
    »Angenommen, man wäre ein abergläubischer Mensch und glaubte an die Wirkung einer
deathgem,
ist Ihnen eine Methode begegnet, wie man einen solchen Stein … anwendet?« Konstantin fehlte das passende Wort.
    »Sie meinen, wie man die Wirkung eines Ringes nutzt? Um sich vor dem Griff des Todes zu schützen wie der Pflaumenbaum den alten Mann schützte? Oder um den Tod heraufzubeschwören?« Hoya sah ihn abschätzend an.
    »Beides. Muss man den Ring dreimal drehen, ihn mit dem eigenen Blut benetzen oder einfach nur tragen?«, sprudelte es aus ihm heraus.
    Hoya rieb sich über den Bart, schwenkte den Weinbrand erneut. »Ah, ich verstehe. Sie gehören zu denen, die daran glauben.« Er sah kurz zu

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