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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihm, ihn für Hoya abzuholen und das Geld am gleichen Abend zu ihm zu bringen. Ich hatte noch genug Geld von den Konten des MI 6 im Hotel, holte es und kehrte zu dem Laden zurück. Aber dann … lief alles durcheinander. Jemand schoss auf mich. Bouler verfolgte mich, dann tauchtest du auf.« Er schüttelte sich. »Dann der Anfall …«
    Konstantin nickte. Er sah die Schießerei sowie die Toten auf dem Djemaa el Fna genau vor sich.
Es war nicht seine Schuld. Jester hat ihn dazu gemacht. Dieses dumme Arschloch!
    Arctander benötigte einige Sekunden, um die Fassung zurückzugewinnen. »Da Bouler tot war, reiste ich nach Madrid, traf mich mit Hoyas Tochter und tat so, als wollte ich den Harlekin’s Death verkaufen, um mit Hoya ins Gespräch zu kommen.«
    »Aber was um alles in der Welt hat dich dazu gebracht, in ein vollbesetztes Fußballstadion zu gehen?« Konstantin versuchte, seine Frage so ruhig wie möglich zu stellen, und konnte trotzdem nicht verhindern, den Vorwurf darin anklingen zu lassen.
    »Ich musste einfach dorthin«, erwiderte Arctander mit rauher Stimme. »Bitte, versteh mich! Mir waren alle möglichen Gestalten auf den Fersen, und je schneller ich den Fluch los war, desto uninteressanter wäre ich. Für Darling und … diesen Typ mit dem Revolver.«
    »Er heißt Thielke und ist ein Todesschläfer, der …«
    »Ich weiß. Er war auch im Stadion und versuchte, mich zu erschießen.« Arctander berührte sein linkes Bein. »Zwei Streifschüsse. Hätte ich keine Deckung gehabt, wäre ich jetzt tot.«
    Das wäre besser für alle.
Konstantin tat der Gedanke sofort leid, aber er war schlicht und einfach wahr. Es
wäre
besser für die 80 000 Besucher des Stadions gewesen.
Er kann nichts dafür,
sagte er sich erneut. »Warum musstest du dorthin?«
    »Die Ärztin. Eine Todseherin. Sie war dort. Sie ist ein Barcelona-Fan. Ich habe erfahren, dass sie in der VIP -Lounge sitzen würde, und … ich dachte, ich … die Tabletten …« Arctander brach in Tränen aus. »Ich war mir so sicher. So sicher! Und jetzt sind die Menschen alle tot! Sie war nicht einmal da. Ich bin sinnlos ins …« Er schluchzte und sackte plötzlich vor Konstantin zusammen. Abrupt verstummte er und fiel mit stocksteifen Gliedmaßen auf den Hallenboden.
    Ein Kataplexie-Anfall.
Konstantin legte seine Jacke unter Arctanders Kopf, damit er bequemer lag, und wartete ab. Etwas anderes konnte er nicht tun.
    Er fragte sich, woher Arctander wusste, dass die Ärztin eine Todseherin war. Hatte er berechtigte Gründe für seine Annahme, oder gab er sich einer trügerischen Hoffnung hin? Wieder musste Konstantin auf Antworten warten, die ihm alleine der Narkoleptiker geben konnte.
    Aus den leisen Stöhnlauten des Pärchens war lautes Ächzen geworden, Mann und Frau schrien um die Wette, sie auf Spanisch, er in einer Sprache, die Konstantin nicht zuordnen konnte.
    Was immer sie machen, es scheint gut zu sein.
Er sah auf Arctander, der die Augen aufriss, dann senkten sich seine Lider, und er erschlaffte. Aus der Kataplexie war ein neuroleptischer Anfall geworden.
    Konstantin hörte den Tod im nächsten Moment heranrasen: Es krachte und knisterte um ihn herum, als stünde er auf einem Stück Eis, das sich berstend von der Platte löste und zur Scholle werden wollte.
Da ist er. Hasserfüllt, wütend, rachsüchtig. Auf der Suche nach uns und nach jedem Leben, das er vernichten kann.
Das Geräusch verursachte ihm Gänsehaut, die feinen Härchen im Nacken und auf den Armen stellten sich.
    Die Geräusche der Leidenschaft vor der Halle verstummten plötzlich. Das Pärchen hatte wohl den Höhepunkt erreicht und den Koitus eingestellt. Auch das Knistern verstummte. Das bedeutete, dass der Tod wieder gegangen war, weil es nichts in dem gewaltigen Raum zu töten gab.
    Oder … Nein!
Konstantin kam ein erschreckender Verdacht. Er sah auf Arctander, schaute in der Halle umher, prüfte mit den Augen, ob wirklich alle Fenster geschlossen waren, sah dann zum Transporter – und bemerkte die tote Taube, die davor lag.
Scheiße, nein!
    Schnell kletterte er hinaus, ging zum Wagen und versuchte, die Tür zu öffnen.
    Abgesperrt.
    Er klopfte mehrmals, lauschte und vernahm nichts aus dem Inneren.
Das kann nicht sein!
Mit dem Ellbogen schlug er die Scheibe der Beifahrertür ein, entriegelte sie und blickte in den Laderaum.
    Das Paar lag auf einer Decke, er hinter und halb auf ihr. Es roch nach erhitzten Körpern, nach Leidenschaft, nach leichtem Parfüm und Autoreifen. Das

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