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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Unglücke geschahen.«
    Er sprach mit irgendjemandem über den Schnitterring, hinter dem Arctander und Korff her waren. Ob an der Geschichte wirklich etwas dran war? Thielke spähte um die Ecke.
    Hoya stand auf den Stufen, das Handy ans rechte Ohr gepresst, und lehnte sich gegen das Geländer. Er hörte seinem Gesprächspartner aufmerksam zu, sein Gesicht verriet die Anspannung, unter der er stand. Mit der anderen Hand trommelte er einen Takt auf seiner dünnen Brust. Schließlich ging er langsam weiter, Verärgerung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Nun, da kann man nichts machen. Ich sage dir Bescheid, sobald sich der Thanatologe meldet.« Er senkte den Arm und drückte das Gespräch ohne Gruß weg, eilte die restlichen Stufen nach oben.
    Thielke hatte ihn zuerst einfach vorbeigehen lassen wollen, doch ihm fehlte ein wichtiger Gegenstand zu seinem Glück:
Ich will den LeMat zurück.
    Kurz bevor Hoya die letzte Stufe erreichte, sprang Thielke auf und rempelte ihn an, so dass der Spanier das Gleichgewicht verlor. Aufschreiend fiel er rückwärts die Treppe hinab.
    Thielke rutschte auf dem Geländer hinterher und erreichte den Boden sogar noch vor Hoya. »¡Hola!, wie man bei Ihnen sagt«, grüßte er spöttisch. Der Mann vor ihm blutete aus der Nase, der rechte Arm hatte eine unnatürlich abgewinkelte Haltung, als sei er entweder gebrochen oder aus dem Gelenk gesprungen. »Ich habe Ihre Tochter mehrmals gebeten, mich gehen zu lassen. Da mein Wunsch nicht erfüllt wurde, ist mein Abschied ruppiger geworden.« Er zog den benommenen Mann auf die Beine und versetzte ihm einen Fausthieb gegen den Mund. »Wo ist mein Revolver?« Noch ein Fausthieb, der Hoya zwei Zähne ausschlug. »Ich schwöre, dass ich dir jeden …«
    »Arbeitszimmer«, nuschelte der Spanier stöhnend.
    »Mit der Munition? Und meine Papiere?«
    »Si.«
    »Dann gehen wir mal.« Thielke drehte ihn um, legte die Arme auf die Schultern des Spaniers und hüpfte hinter ihm her ins Arbeitszimmer. Dort gab ihm Hoya wirklich den LeMat zurück, ebenso die Munition, die noch übrig war. Zwanzig Schuss und eine volle Trommel, auch die Schrotladung war ersetzt worden.
    »Hinsetzen«, befahl Thielke und zielte mit dem Revolver auf ihn, während er sich selbst auf den Schreibtisch schwang.
    Hoya ließ sich in einem Sessel nieder, nahm langsam ein Taschentuch aus der Tasche und tupfte sich damit das Blut von den Lippen, presste es dann dagegen. »Verpissen Sie sich«, zischte er ihn undeutlich an.
    »Ah, die feine spanische Art.« Thielke grinste breit.
    Hoya wandte den Kopf, sah stoisch aus dem Fenster und hielt sich den Arm.
    »Richten Sie Ihrer bescheuerten Tochter aus, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Sehe ich sie irgendwo in meiner Nähe, schieße ich sofort auf sie. Das war’s dann auch. Zum Abschied gebe ich Ihnen was gegen die Schmerzen. Hilft immer, macht aber später Kopfweh.« Thielke holte aus und verpasste Hoya mit dem Kolben des LeMat einen Hieb gegen die Schläfe. Röchelnd brach er im Sessel zusammen.
    Schnell verließ Thielke das Zimmer und griff sich im Vorbeigehen einen Besen, der an der Wand lehnte. Er drehte ihn mit den Borsten nach oben und nutzte ihn als improvisierte Krücke. Damit lief er wesentlich schneller und besser.
    Thielke trat durch die Haustür ins Freie. Der BMW der Señora parkte direkt davor, leider war der Wagen kein Automatik.
Tja.
Er humpelte weiter und warf die Schlüssel auf der Straße in einen Gulli. Er sah sich regelmäßig um, während er zur nächsten U-Bahn-Station hastete.
    Das Hoya-Intermezzo hatte Tage verschlungen. Wichtige Tage, in denen Arctander über alle Berge sein konnte.
    Die Spuren und Hinweise zur Reiseroute des Narkoleptikers, die er sich mühsam erarbeitet hatte, waren inzwischen nichts mehr wert. Er stand bei null, ohne zu wissen, was Arctander als Nächstes beabsichtigte.
    Thielke entdeckte noch vor der U-Bahn-Station eine Bushaltestelle. Eine der Verbindungen führte zum Hauptbahnhof. Dort gäbe es Geldautomaten und vor allem: eine Apotheke, um Insulin sowie Nikotinpflaster zu kaufen.
Sollten sich die Pillendreher weigern, mir ohne Rezept etwas zu geben, habe ich den LeMat.
Ohne die Symptome des Entzugs und mit Süßigkeiten im Bauch würde er besser nachdenken können als jetzt, gereizt, unterzuckert und hungrig wie er war.
    Kaum hatte er den Bahnhof mit dem pünktlich fahrenden Bus erreicht, eine Zigarre gekauft und geraucht, seinen ersten Hamburger sowie ein Softeis verschlungen, formte sich

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