Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Sie konnte nicht länger widerstehen und griff nach der Wodkaflasche, öffnete sie und gab einen Schuss in die Espressotasse. »Wir haben uns ein System ausgedacht. Massimo war eine Art Sprecher für uns, jemand, der die Aufmerksamkeit bewusst auf sich zieht. Wenn jemand zu ihm kam, entschied er darüber, ob diese Person ein legitimes Anliegen hatte. Wenn dem so war, stellte er ein Empfehlungsschreiben aus, als Botschaft. Ohne sie geben wir uns nicht als Menschen zu erkennen, die mit dem Tod in Kontakt treten können. Es ist nur selten ratsam, seine Besonderheit offen zu zeigen. Einige meiner Vorfahren fielen der Inquisition zum Opfer, wie Sie sich denken können. Diese freundliche Institution gibt es zwar heute nicht mehr, aber die Maschinerie dahinter sehr wohl. Die katholische Kirche ist wachsam, was nicht autorisierte Wunder angeht. Ich hatte schon Besuch von zwei Exorzisten, die mir verdeutlichten, was ich darf und nicht darf.« Sie schob den Ärmel ihres Kittels in die Höhe und zeigte kreuzförmige Brandnarben auf ihrem Arm. »Ego te absolvo. Diese Arschlöcher!«, zischte sie.
    »In diesem Zusammenhang verstehe ich Ihre Zurückhaltung.« Konstantin war überrascht von diesen Neuigkeiten.
Weiß die Kirche auch von uns? Bestimmt. Unsere Vorfahren haben die Inquisition sicher genauso zu spüren bekommen.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Kommen wir noch einmal auf …«
    »… die Steine, ja, ich weiß.« Sastre trank vom Wodka. »Wie gesagt, es ging uns darum, eine Möglichkeit zu finden, den Todesschläfern ein normales Leben zu ermöglichen und die Leute um sie herum vor Schaden zu bewahren. Entsprechende Experimente begannen schon sehr früh. Im späten Mittelalter wurden sie schließlich forciert, vor allem von den Alchemisten, mit denen meine Vorfahren zusammenarbeiteten. Zufall und Geduld führten letztendlich zu einem Ergebnis. Zuerst hielt man eine bestimmte alchemistische Mischung für den Grund, dass ein Todesschläfer plötzlich für den Schnitter sichtbar wurde, ein Trank aus verschiedenen Komponenten, darunter auch gemahlene Edelsteine. Aber nach einigen schwerwiegenden Rückschlägen stellte sich heraus, dass Edelsteine allein verantwortlich waren. Wenn ein Todesschläfer einen Gevatterstein trägt, ist er für den Tod erkennbar, und der Gevatter ist beruhigt und wütet nicht mehr, weil er weiß, dass er den Todesschläfer jederzeit finden und holen kann. Die heilige Ordnung von Sterben und Leben ist hergestellt.«
    »Der Opal«, warf er ein und sah zu Arctander, der langsam seine Finger senkte. Die Hoffnung war in das Zimmer zurückgekehrt.
    »Ja. Aber nicht nur. Ein Stein muss eine gewisse Reinheit aufweisen, um das Phänomen auszulösen. Dazu kommen weitere physikalische Eigenschaften und Spezifikationen, die man nur in einem Labor feststellen kann. Es würde Sie überfordern, wenn ich ins Detail ginge. Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind, ist ein Stein tauglich. Wir lassen jede Nuance prüfen, bevor wir ihn kaufen.«
    »Haben Sie welche?«, flüsterte Arctander begierig. »Was kosten sie? Wie …«
    Sastre richtete ihren Kittel. »Nein. Ich hatte bei Massimo neue erbeten.«
    Der Narkoleptiker wurde noch etwas bleicher, als er ohnehin schon war. »Sagten Sie nicht, sie lagen bei ihm im Safe? Dann wäre ich so nahe an meiner Erlösung gewesen, ohne es zu ahnen.«
    »Ich weiß es nicht. Dank Ihnen kann er mir nicht mehr helfen. Das ist wirklich mehr als grausame Ironie, oder?« Sie lachte bitter und griff nach der Flasche. Ihre Zunge wurde deutlich schwerer, die Wirkung des Wodkas beeinträchtigte das Sprachzentrum.
    Ich läge schon lange besoffen unterm Tisch.
Konstantin entriss ihr den Wodka mit einem entschiedenen Ruck. »Warum wollte Auro Bent hierherschicken, wenn er die Steine bei sich im Safe hatte?«
    »Weil ich die Stärkere von uns beiden bin«, entgegnete sie böse und sah auf die Flasche. »Ein Stein muss durch einen Todseher an den Todesschläfer gebunden werden. Je stärker der Fluch ist, desto schwerer wird es, diese Bindung von Stein und Todesschläfer herzustellen. Da ich viel Erfahrung besitze, wollte Massimo mir das überlassen, denke ich. Aus Sicherheitsgründen.«
    Konstantin und Arctander wechselten kurze Blicke. »Wie kommen wir an neue Opale für Bent?« Er dachte an seinen eigenen Ring, den er in der Hosentasche trug, und an Marna.
Ich könnte sicher etwas arrangieren. Aber erst mal abwarten, was Sastre sagt. Ich möchte Marna nicht unbedingt hineinziehen.
Er

Weitere Kostenlose Bücher