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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wahrheit.«
    Sie schritten durch den Tunnel auf das helle Sonnenlicht zu.
    Konstantin bemerkte sofort, dass draußen keine Vogelstimmen erklangen.
    »Ich bin gespannt«, erwiderte sie und stöhnte leise. »Die Rippe ist durch, glaube ich.« Marna hielt ihn fest, drehte ihn zu sich und gab ihm einen Kuss auf den Mund. »Das war mein Danke fürs Leben retten.« Dann setzte sie ihren Weg fort.
    Sie erreichten das Ende der Röhre und sahen hinaus.
    Auf dem Weg lag ein totes Eichhörnchen, unter den Bäumen, daneben ruhten zwei Amseln mit ausgebreiteten Schwingen in verwelktem Laub. Gräser hingen verschrumpelt herab, Blütenblätter fielen von vertrockneten Stengeln, Brennnesseln und Farn lagen faulend am Boden, die Bäume hatten ihre Blätter abgeworfen, Äste waren abgebrochen. Es roch nach morschem Holz, nach sich zersetzenden Pflanzen – nach Vergänglichkeit.
    Ein feuchtwarmer Wind hob das Laub an und wehte es umher. Raschelnd umspielte es die Schuhe der beiden und flog in den Tunnel hinein.
    »Mein Gott.« Marna blickte sich entsetzt um. »Was …?«
    Konstantin fuhr sich durch die dunklen Haare und atmete tief durch.
    Der Schnitter hatte gemäht, was seine Sense zu schneiden imstande war.
Wie erkläre ich ihr das alles?

[home]
    XXIV

    Es ist mir, als kennte man
    nicht das ganze Leben,
    wenn man nicht den Tod gewissermaßen
    in den Kreis einschließt.
    Wilhelm von Humboldt
    Barcelona, Spanien
    N ur weil es keiner laut ausgesprochen hat, ist es nicht aus der Welt.« Bent Arctander sah in die kleine Runde, die sich in einer Tapas-Bar in eine ruhigere Ecke zurückgezogen hatte. Auf dem Tisch standen einige leere Weinflaschen. Offenkundig hatte der Schwede schon lange keinen Alkohol mehr zu sich genommen, denn er hatte zwar nicht mehr getrunken als die anderen, wirkte aber so. Er grinste, kicherte die ganze Zeit ausgelassen und lachte über alles.
    Es ist schön, ihn so entspannt zu sehen.
Konstantin setzte sein Rotweinglas ab und wartete, dass der andere Mann fortfuhr. Marna, Sastre und Thielke sahen ihn ebenfalls abwartend an.
    Sie saßen schon ein paar Stunden hier, futterten verschiedene spanische Kleinigkeiten, tranken süffigen Rioja und ließen die Ereignisse des vergangenen Tages mit ihrer Feier hinter sich, so gut es ging. Sastre trug ein Kopftuch, die grauweißen Haare hatte sie sich abschneiden lassen, weil sie hoffte, dass sie dunkel nachwuchsen.
    »Darling.« Arctander fuchtelte mit den Händen und machte »Psssscht«. »Lasst mich ausreden, okay? Das
arsle
weiß, dass es mich gibt. Es wird ihn nicht interessieren, dass ich einen Stein habe, der mich für den Schnitter sichtbar macht.« Er goss sich Rotwein nach. »Aber ich habe keine Angst mehr. Ich gehe in den Norden, in meine Heimat, und er wird mich zwischen meinen Tausenden Rentieren nicht finden. Dieses
arsle.
«
    Konstantins Kopf fühlte sich riojabenebelt an. Sein Daumen fuhr die ganze Zeit über Harlekins’s Death, als wolle er prüfen, ob der Schnitterring auch noch da war und ihm Sicherheit gab. Ihm und den Menschen um ihn herum. »Keine Sorge, Bent. Ich spreche mit den
Deathsleepers
und den
Topor’s Men.
Sie machen Darling platt. Er ist ein größenwahnsinniger Verräter, hat seine Macht missbraucht und wollte dich zu seinem Werkzeug machen. Das lassen sie ihm nicht durchgehen.«
    »Ich werde alles bestätigen«, brummte Arctander, hickste und stopfte eine Olive in den Mund. »Dieses
arsle.
«
    »Was heißt
arsle?
«, wollte Marna wissen.
    »Arschloch«, erklärte der Schwede und betonte jeden Buchstaben des Wortes. »
Arsle,
Arschloch.«
    Sie grinste und prostete ihm zu.
    »Es ist die beste Lösung. Wir alleine kommen gegen Darling und seine Leute nicht an«, nahm Konstantin das Thema auf. »Vor allem, da wir gar nicht wissen, wer seine Mitstreiter sind.«
    »Wer weiß, wie viele zu Darling und seinem Projekt Oneiros gehören?«, warf Thielke bissig ein. »Das wird mal was Neues für die Todesschläfer.«
    »Wie meinen Sie das?« Sastre aß von den eingelegten, gefüllten Weinblättern.
    »Normalerweise gefallen sie sich als Richter und Lenker der menschlichen Gesellschaft. Jetzt plötzlich müssen sie in ihren eigenen Reihen aufräumen: Darling und von Windau mit ihrem Institut. Das wird ihre Kräfte für einige Zeit binden, das ist sicher.« Thielke nahm sich die Rotweinflasche und stellte fest, dass sie leer war. Mit einem Wink orderte er eine neue. Die siebte.
    »Ein Bruderkrieg«, sagte Marna nachdenklich. Sie sah Sastre an. »Sie

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