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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unglaublich breiten Grinsen nach, bis sie im Gewühl verschwunden war, und dachte dann immer noch an sie.
    Er dachte an Iva, als er die Rechnung beglich und in die Metro stieg. Er dachte an sie, als er im Zug einen Fahrschein löste, als er ausstieg und in sein Hotel ging. Als er in sein Zimmer trat und aus dem Fenster schaute. Eigentlich dachte Konstantin nur noch an sie und wusste, dass es mehr als Verliebtheit war. Das Gefühl in seinem Inneren hielt sich, das Kribbeln, die Wärme, die Stelle, wo Iva ihn auf die Wangen geküsst hatte – bis er den Mann mit Rock ’n’ Roll-Frisur und Landhausklamotten vor dem Hotel auf der anderen Straßenseite bemerkte.
Er schon wieder?
    Da vibrierte sein Smartphone.
    Konstantin zog es aus der Tasche. Er hatte eine neue Mail erhalten. Sie begann wieder mit einem Zitat:
     
    It is a very sad thing,
    that nowadays there is
    so little useless information.
    Oscar Wilde
    Darunter war eine knappe Meldung aus einer französischen Zeitung einkopiert.
    Paris (afp). In der Innenstadt von Paris wurden in einem Hotelzimmer die Leichen von drei Männern gefunden.
    Ersten unbestätigten Meldungen zufolge handelt es sich dabei um zwei Angehörige des französischen Geheimdiensts sowie einen italienischen Staatsbürger.
    Der Italiener soll an Bord des A 380 gewesen sein, der ins Terminal des Flughafens Paris-Charles de Gaulle raste. Damit wäre der Mann der einzige Überlebende des bislang rätselhaften Vorfalls gewesen, bei dem 842 Menschen ihr Leben verloren, darunter auch Musiker Fred Dizier, Schauspieler Franco Camerone sowie das Model Lilou de Girardin, die Tochter des französischen Stahlmoguls Erneste Xavier Marquis de Girardin.
    Ob die Morde im Zusammenhang mit den Vorkommnissen auf dem Flughafen stehen, ist noch unbekannt.
     
    Die Behörden gaben bislang mit Verweis auf laufende Ermittlungen keinerlei Stellungnahme ab.
    – weiterer Bericht folgt –
    Darunter war geschrieben worden:
    Ich hoffe, das warst nicht du?
    Wir müssen uns treffen.
    Ruf mich an, sobald du aus Moskau zurück bist …
    Konstantin wusste, von wem die Botschaft stammte, die ihm ein generischer blödsinniger Mail-Account gesendet hatte, den es schon nicht mehr gab.
    Zuerst Lilou, die im Airbus gesessen hatte, dann die Meldung über den Mord am Überlebenden des Flugs. Zufall?
    Er glaubte nicht daran.
    Seine Vergangenheit schien ihn gerade einzuholen, und wie es aussah, hatte er sich das selbst eingebrockt, ohne es zu wollen. Ohne es herauszufordern. Indem er schlicht einen Auftrag angenommen hatte.
    Konstantin blickte erneut aus dem Fenster, aber der alte Mann mit der Rock ’n’ Roll-Frisur stand nicht mehr vor dem Hotel.
Nein, das war auch kein Zufall.
    Selbst, als seine Gedanken zu Iva zurückkehrten, verbesserte sich seine Laune nicht nachhaltig.
    Ganz im Gegenteil, denn er bezweifelte, dass er sich selbst davon abhalten konnte, die Cellistin in Leipzig wiederzusehen. Was er streng genommen nicht durfte.
    Unter
keinen
Umständen.
    Er überlegte. Dass ihn sein Freund eines Dreifachmords verdächtigte, kränkte ihn. Dass er wusste, wo Konstantin sich aufhielt, wunderte ihn dagegen nicht. Der Mann mit dem Zoomobjektiv konnte damit zusammenhängen.
    Oder er gehörte zum russischen Geheimdienst und wollte ein neues Foto von mir für ihre Kartei. Schließlich kenne ich eines der größten Geheimnisse des Landes: Lenins Badewasser.
    Konstantin fühlte sich plötzlich unwohl. Zu viele Menschen interessierten sich für ihn. Bekannte und unbekannte.
    Minsk, Weißrussland
    »Mama, hast du
den
Schuss gesehen?«, rief Eugen begeistert, und seine junge Stimme vermengte sich mit tausend anderen, die nicht weniger aufgeregt klangen. Das Spiel der Männer des
HK
Dinamo Minsk
gegen eine russische Auswahlmannschaft des Eishockey-Nationalteams verlief mitreißend, schnell und hart. »Boah, auf
die
Entfernung und
beinahe
drin!«
    Kristin lächelte und fuhr ihrem achtjährigen Sohn durch die kurzen, brünetten Haare, die sie ihm vererbt hatte. Hoffentlich das Einzige, was die Genetik ihm von ihrer Seite mitgegeben hatte. »Das war beeindruckend«, gab sie ihm recht.
    Sie saßen in einer der VIP -Logen, über den Köpfen der Spieler und der knapp 15 000 Zuschauer, die in die riesige
Minsk-Arena
gekommen waren, um das Match zu verfolgen. Sie tranken Tee, aßen Kleinigkeiten vom an der Rückwand aufgebauten Büfett und hatten ihren Spaß, während die Spieler dem Puck hinterherjagten, sich weitgehend harmlos foulten, Tore

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