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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Er wird ein echter von Windau. Ich freue mich darauf, wenn du ihn siehst und er dich in die Arme schließen kann.« Ihre Finger blieben auf der Isolierung. »Es gab einen Rückschlag, wie du sicher mitbekommen hast. Aber Smyrnikov versprach mir, dass es weitergeht, sobald er seine Mannschaft aufgestockt hat. Und ich m-m-muss mich wieder auf die Reise machen.« Sie pochte zweimal gegen das Plastik, ein Zeichen des Abschieds. »Bis bald, Papa.«
    Kristin sah zu den vier verbliebenen Tanks.
    Die zwei ganz hinten in der Ecke waren leer und dienten als Reserve.
    Rechts neben dem Tank ihres Vaters stand der Behälter mit ihrem Namen, den sie nur im äußersten Notfall zu nutzen gedachte.
    Und links daneben wartete das Behältnis für: Eugen.
    Sie hatte das Geld ihres Ex-Mannes gut angelegt, sie war selbst auf den Misserfolg – oder vielmehr einen zu späten Erfolg – vorbereitet, auch wenn sie nicht daran denken mochte. Es gab für alles auf der Welt Profis, sowohl für den Tod als auch für das Leben. Sie hatte beide Seiten für die Zeit nach ihrer bewussten Existenz beauftragt. Smyrnikov würde weiterforschen, bis er ein sicheres Verfahren für die Transplantation des Verstandes und ein Heilmittel für die Insomnie gefunden hätte. Und die Cryo-Experten würden sich in der Zwischenzeit um ihren Körper kümmern – und notfalls auch um den Körper ihres Sohnes.
    Diesen schrecklichen, grausamen Gedanken schob Kristin weit von sich, da sie fest daran glaubte, Erfolg zu haben. Mit allen Mitteln.
    Dazu brauchte sie nur die grauen Zellen eines Todesschläfers, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Leipzig, Deutschland
    Jester schlürfte an seinem Krankenhauskaffee und verzog das Gesicht. »Man merkt, dass das Gebräu so harmlos wie möglich sein soll«, kommentierte er und sah Konstantin an. »Was ist?«
    »Ich warte. Auf die Informationen, die du mir versprochen hast.« Er wunderte sich immer noch, dass sein Freund Nachforschungen zum Tod angestellt hatte. Konstantin hatte geglaubt, dass Jester sein Dasein als Todesschläfer genoss oder zumindest nicht damit haderte, weil er seinen Fluch kannte und steuerte. Und ihn einsetzte, wie Konstantin es getan hatte, um die Bösen aus dem Weg zu räumen. Jester für die Regierung, er für Geld.
    »Well, well.« Jester räusperte sich. »Die Liebe macht selbst vor denen nicht Halt, die den Tod bringen. Es schmerzt umso mehr, wenn dies geschieht. Manchmal glaube ich«, er senkte den Blick und betrachtete das dunkle Braun seines Kaffees, »dass der Tod die Liebe als Waffe gegen uns erfand.«
    Konstantin erwiderte nichts. Er merkte, dass die Heiterkeit seines Freundes nicht ohne Grund verschwunden war.
Oha!
    »So unwahrscheinlich es dir auch vorkommen mag«, sprach er seufzend, »ich verliebte mich vor Jahren. Mit allem, was dazugehört, nur dass ich mich nicht traute, ein Leben mit ihr zu beginnen.
Eine
unachtsame Nacht, und der Schnitter hätte sich über sie hergemacht und sie getötet, während ich friedlich neben ihr geschlafen hätte. Niemals!«
    Konstantin nickte.
Wie gut ich das verstehe!
    »Ich hoffte, dass es eine Möglichkeit geben könnte, mit dem Tod ins Geschäft zu kommen.« Er beugte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf die Knie, nahm die Tasse zwischen beide Hände. »Die meisten von uns glauben, dass er uns nicht sieht, aber weiß, dass es Menschen gibt, die seiner Allmacht trotzen. Nur im Schlaf locken wir ihn zu uns, legen eine Spur für ihn, der er folgt und alles erschlägt, was um uns herum lebt. Aus Rache und Hass, um uns zu schaden. Was weiß ich.«
    Konstantin nickte. Er hatte manche Nacht mit seinem Freund damit verbracht, darüber zu philosophieren, was der Fluch sollte. Was ihn auslöste, auf verschiedenen Kontinenten, bei verschiedenen Völkern. Wie immer war es bei Theorien und Glaubensansichten geblieben.
    »Ich begann, nach schriftlichen Quellen über den Tod zu suchen. In Archiven, zu denen ein Normalbürger niemals Zugang bekommen würde.« Jesters Stimme war tiefer geworden, geheimnisvoll. »Schließlich fand ich einen Hinweis in der Kunst.«
    »Bitte keine Verschwörungstheorien à la Sakrileg oder etwas in der Art«, sagte Konstantin halblaut.
    »Nein. Keine Verschwörung. Aber Hinweise, alter Knabe.« Jester versuchte ein schwaches Grinsen. »Du sitzt drauf. Nun, im weitesten Sinn.«
    »Ich?«
    »Nicht jetzt gerade. Aber sobald du aus dem Krankenhaus entlassen wirst.« Er trank den Kaffee aus, behielt die Tasse aber in den Fingern.
    Konstantin

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