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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Komplikationen tauchten dagegen bei der Steuerung der Organfunktionen auf, eine Niere hatten sie entfernen müssen, außerdem hatten sie ihm einen Zwerchfellschrittmacher eingesetzt, um die eigenständige Atmung sicherzustellen. Danach befand sich Patient  22 aber auf dem Weg der Besserung.
    Und dann
das!
    Zumindest hatte der Zwischenfall bewiesen, dass ein Todesschläfer seine Fertigkeiten nicht verlor, wenn man seinen Verstand verpflanzte. Dass es gerade mit Dickens passierte, war allerdings mehr als ärgerlich. Wie sie heute festgestellt hatte, trug er seinen Ruf zu Recht. Seine Gabe hatte keinerlei Einschränkungen unterlegen. Das war zu einem hässlichen Problem mit weitreichenden Folgen für das Institut geworden.
    Und schließlich ging es bei den Experimenten im Wesentlichen auch um nichts weniger als um die Frage nach der Seele, die einen Menschen erst ausmachte.
    Patient 22 war der Erste, bei dem sich ein sicherer Erfolg abzeichnete. Sie hatten ihn nach der Chemotherapie und der Transplantierung mit embryonalen Stammzellen behandelt, worin die Mediziner den Grund des Erfolgs sahen. Alle vorangegangenen Versuche mussten bereits früher abgebrochen werden.
    Kristin schüttelte frustriert den Kopf. Sie verfolgte diese Pläne nicht für sich selbst. Tatsächlich gab es im Institut eine Abteilung, die sich nur mit dem therapeutischen Einsatz von Stammzellen bei Prionerkrankungen befasste. Vielmehr aber dachte sie an die Zukunft ihres Sohnes.
    Er würde nicht unter der Insomnie leiden, sie hatte bereits einen Gentest durchführen lassen, um sich Gewissheit zu verschaffen. Aber sie war sich sicher, dass auch er ein Todesschläfer werden würde wie sein Großvater und seine Mutter vor ihm. Doch er sollte ein besseres und schier unendliches Leben in verschiedenen Körpern führen können. Ohne die Qual des hohen Alters und allem, was für Todesschläfer danach kommen mochte. Eugen würde sein Gehirn einfach in einen jungen Leib verpflanzen, alle fünfzig Jahre oder früher, ganz nach seinem Belieben. Deswegen musste die Methode zwei sicherer werden.
    »Wir standen kurz vor einem gewaltigen Durchbruch«, murmelte sie und warf zwei Guarana-Koffein-Tabletten in ihren Kaffee, rührte um und trank in kleinen, schnellen Schlucken. »Wir hätten so viel von Dickens erfahren können.« Kristin war immer noch wütend und schlug unvermittelt mit einer Faust auf den Tisch. »Und jetzt ist er tot.«
    Smyrnikov sichtete auf dem Notepad Zahlen und Aufzeichnungen. »Sie haben mit Ihrem Eingreifen sehr gute Ärzte gerettet, Frau von Windau. Es ging nicht anders.«
    Kristin schnaubte. »Ich habe meine größte Hoffnung vernichtet, weil mich Ihre Stümper dazu zwangen. Wenn der Tod sie nicht geholt hätte, hätte ich es getan.« Sie verfluchte die Kopfschmerzen, die sich wegen der Aufputschmittel in ihrem Blut wieder verstärkten. »Ist schon etwas an die Nachrichten durchgedrungen?«
    Der Professor wischte auf seinem Pad herum und verschob die Tabs. »Nichts, was uns Sorgen machen müsste«, erwiderte er. »Nur eine kleine Meldung über ein rätselhaftes Vogelsterben. Ein Schwarm Tauben muss im falschen Augenblick über das Haus geflogen sein. Außerdem erlitten auf der gegenüberliegenden Seite des Instituts zwei Damen Schwächeanfälle, aber es geht ihnen inzwischen wieder gut. Keines dieser Vorkommnisse wird die Behörden zu einer Pseudountersuchung zwingen.«
    »Und das Internet?«
    »Die üblichen Verschwörungstheorien, in denen es um einen Giftgastest geht, weil die U-Bahn nicht weit von hier ist. Zwei andere betreffen das Institut, aber auch das ist harmlos.« Smyrnikov zeigte sich gelassen. »Sie haben
uns
schlechte Publicity und
Minsk
ein Massenbegräbnis erspart, Frau von Windau.« Er schob das Pad zu ihr hinüber, darauf war eine Liste zu sehen, betitelt mit »Verluste«. »Allerdings sieht es innerhalb des Instituts schlecht aus. Ich war so frei, bereits einige Namen von Personen zu notieren, die ich gerne ansprechen möchte.«
    »Tun Sie das. Aber nicht wieder labile Gestalten wie diesen Iren. Die Verluste entsorgen Sie bitte in unserem Krematorium. Ich nehme an, es ist kein kritischer Fall dabei?«
    »Nein. Alles Alleinstehende ohne Familien, wie wir es immer halten. Auch ihre fingierten Anstellungen im Ausland halten einer Überprüfung stand.« Smyrnikov tippte auf zwei Porträts. »Diese beiden hatten eine Frau beziehungsweise eine Familie. Ich lasse ihnen den üblichen Unfug über einen Autounfall zukommen und

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