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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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getragen?«
    »Ein paar Wochen. Nach dem, was ich alles angestellt hatte und wie oft ich ihn reizte, indem ich absichtlich ständig einschlief, hätte er angeflogen kommen müssen, um mich mit seiner Sense in Stücke zu fetzen, um ein Klischee zu bemühen.« Er zuckte mit den Schultern. »Du siehst, alter Knabe, ich sitze hier. Lebendig.«
    Konstantin begriff langsam, dass sein Freund gerade gestanden hatte, dass er einen Selbstmordversuch unternommen hatte.
Aus Verzweiflung? Aus Liebe? Wegen der Ausweglosigkeit ihrer Situation?
    »Ich selbst glaube seitdem nicht mehr an das Märchen.« Jester erhob sich. »Es ist nur eine Geschichte, auf die ich hoffte, wie kleine Kinder an Sterntaler glauben. Oder an das Schlaraffenland.« Er entfernte ein imaginäres Haar von seinem Anzug. »Ende der Erzählstunde. Es war nichts weiter als eine lächerliche Hoffnung.« Daumen und Zeigefinger öffneten sich, ließen das unsichtbare Haar los. »Weg ist sie. Und seitdem mache ich das Beste aus dem, was ich bin. Indem ich Arschlöcher erledige, die der Welt auf die Eier gehen, oder Todesschläfer jage, die mit ihrer Gabe Unheil anrichten.« Er tippte sich an die Stirn und deutete auf Konstantin. »Denk an Bent Arctander. Lass mich nicht alleine jagen. Du bist der Einzige, der mir wirklich helfen kann. Der Mann, der die
Topor’s Men
unentwegt foppte.«
    Konstantin konnte sich nicht von Jesters Geschichte lösen. »Das ist schon lange her? Das mit der Recherche und deinen Versuchen?«
    »Oh, sehr lange.«
    »Hast du noch alles? Die Unterlagen und …«
    »Den Schmuck? Nein. Ich habe ihn bei Tiffany verkauft. Hat mir ordentlich Geld eingebracht. Mehr als ich bezahlen musste.« Jester warf ihm einen warnenden Blick zu. »Du willst nicht hinter dem gleichen Gespenst herjagen wie ich, oder? Es ist sinnlos, alter Freund. Ich habe dir das zur Abschreckung erzählt, nicht, um dich anzustacheln.«
    Konstantins Gedanken kreisten unablässig um die Legende von Kali und ihren Geschenken. Jesters Worte hörte er kaum.
Es wäre herrlich, wenn ein winzig kleiner Kern Wahrheit darin steckte. Möglicherweise finde ich etwas, was er übersah?
»Sei so gut und sende mir das, was du herausgefunden hast.« Er hob die Hand. »Pass auf: Du schickst mir alles, ich lese es mir in Ruhe durch und recherchiere selbst. Dafür unterstütze ich dich bei der Suche nach Arctander.«
    Jesters Züge hellten sich auf, und er schlug ein. »Guter Vorschlag! Absolut großartiger Vorschlag! Du wirst jeden Buchstaben von dem Unsinn bekommen. Aber verschwende nicht zu viel Zeit damit. Denk lieber an Arctander und was er alles anrichten könnte.« Er schüttelte nochmals die Hand des Freundes. »Ich muss zurück nach London. Die Queen wartet mit dem Tee.« Jester sah zur Kaffeetasse, in der sich am Porzellan eine schwache bräunliche Ablagerung gebildet hatte, und schüttelte sich. »Das möchte ich nie, nie, nie wieder trinken müssen. Und dir gute Besserung. Sobald ich was über den Revolver rausgefunden habe, schicke ich dir das auch.« Er verließ das Zimmer.
    Konstantin legte sich aufs Bett und sah zum Fenster hinaus, vor dem Vögel in der Luft tanzten. Ihr Gezwitscher drang leise durch das Glas.
    Da taufe ich mein Schiff Vanitas. Als ob ich es gewusst hätte.
    Er konnte es kaum abwarten, Jesters Nachforschungen zu den Schmuckstücken zu lesen und eigene Schlüsse zu ziehen. Er hatte in langen Nächten eigene Theorien gesponnen, wie man mit dem Schnitter ins Geschäft kommen könnte, damit der Wahnsinn endete, ohne dabei selbst ins Gras zu beißen. Erfolglos.
    Er wollte nach Dingen suchen, die Jester vielleicht entgangen waren, bei aller MI 6 -Schulung.
    In Sachen Intuition sah er sich seinem Freund überlegen, und das wollte er ausnutzen, wie er es damals schon getan hatte, um ihm und seinen Männern zu entkommen.
    Und wenn man nur in eine andere Richtung denken musste? Wenn es Steine gab, die den Tod anzogen, gab es vielleicht auch welche, die ihn abschreckten. Eine Art Schutzstein, der vor dem Zugriff des Todes bewahrte?
Es würde reichen, wenn wenigstens Iva geschützt ist,
überlegte er.
Oder es gibt einen Stein oder ein Symbol, das es ermöglicht, mit dem Gevatter zu sprechen und einen Deal einzugehen.
Seine Aufregung stieg mit jedem Herzschlag. Er wollte mit Iva ein normales Leben beginnen.
Das
war seine Zukunft!
    Doch der logische Teil seines Verstandes schaltete sich langsam auch wieder ein. Konstantin wurde bewusst, dass er sich absolut irrational verhielt. Er

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