Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
kannte. Sie wusste um seine Rücksichtnahme auf andere Menschen, um seine Sensibilität und Hilfsbereitschaft. Er war immer für sie da gewesen, wenn sie ihn gebraucht hatte und so langsam zu ihrem Ritter geworden.
Sie liebte seinen Humor und sein Temperament. Würde er es verstehen? Es könnte ihm gut tun, zu wissen, dass er wegen anderer Dinge als seinem Aussehen allein geliebt wurde.
Aber es würde ihn unter Druck setzen, ihn möglicherweise zu einer Entscheidung zwingen! Wenn er sich nun aus seinem Beschützerinstinkt heraus für sie entscheiden würde, wäre es nicht fair! Und wenn er sich für seine Freiheit entscheiden würde, wäre es wahrscheinlich das Aus für ihre Freundschaft und er würde aus ihrem Leben verschwinden.
Was sollte sie nur sagen?
Sie spürte seinen Blick auf sich; er wartete auf eine Antwort.
Sie gab sich einen Ruc k und sagte mit sanfter Stimme:
„Ich verstehe dich, Dan. “
Er beugte sich zu ihr hinüber und gab ihr einen zarten Kuss auf die Wange.
„Danke! Ich danke dir, Kleines. Du rettest meinen Glauben an die Frauen!“
Es gab nichts, was sie darauf hätte sagen können.
Und bevor eine peinliche Pause entstehen konnte, schaltete sich das Schicksal in Gestalt eines kleinen roten Minis älteren Baujahrs ein.
Der kleine Wagen begann zu ruckeln, dann machte er einen kleinen Satz und der Motor ging aus.
Sammy lenkte das rasch langsamer werdende Fahrzeug an den Fahrbahnrand und schaltete den Warnblinker ein.
„Ist das Benzin zu Ende?“ fragte Dan stirnrunzelnd.
Sammy sah sicherheitshalber noch mal auf den Tankanzeiger, obwohl sie es genau wusste.
„Nein, ich habe heute erst getankt! Aber er wollte in der Früh schon nicht so recht anspringen. Und nachdem er sich den ganzen Tag nicht gemuckt hat, habe ich nichts unternommen. Es tut mir leid, Dan!“
„Was denn? Da kannst du doch nichts dafür! Das kommt nun mal vor. Hast du eine Taschenlampe? “
„Ja, i m Handschuhfach.“
„Mach mal die Motorhaube auf, ich sehe mal nach! Aber du weißt ja, ich bin nicht gerade Automechaniker aus Leidenschaft. “
„Soll ich dir die Lampe halten? “
„Nein, bleib sitzen! Es reicht, wenn einer nass wird. “
Sammy lächelte ihn an.
„Das ist auch so etwas, was die Frauen anzieht! Du bist ein Kavalier und vergisst das nie.“
Dan lächelte sie an und strich ihr kurz üb er die Wange.
Dann stieß er die Tür auf und sprang hinaus. Der Regen hatte bereits kurz hinter Ottawa eingesetzt.
Aber Sammy war er nicht so bewusst geworden, weil sie so auf das Gespräch konzentriert gewesen war. Sie hatte nur automatisch die Scheibenwischer angestellt.
Nun regnete es ziemlich heftig und Sammy bezweifelte, dass Dan etwas ausrichten kann. Nach einigen Minuten kletterte er tropfnass wieder in den Wagen.
„Also, die Kabel sind überall da, wo sie hingehören. Aber mehr ist nicht zu sehen. Nachdem es sich angehört hat, als wenn er kein Benzin mehr bekommt, tippe ich auf einen verstopften Filter oder eine Leitung! Ich rufe den Abschleppdienst an. “
Er zog sein Handy aus der Tasche und sc himpfte.
„Kein Netz hier. Warum versteht kein Mensch!“
Sammy lachte:
„Dan – wie könnte es anders sein? Das ist nun einmal Murphy‘s law! Das Auto hinüber, das Handy geht nicht und es schüttet aus allen Kübeln.“
Dan grinste sie an.
„Stimmt genau! Weißt du, wenn du ein Auto hättest, das annähernd den Normalmaßen entspräche, könnten wir ja hier schlafen, aber in spätestens zwei Stunden habe ich Genickstarre und Knieschmerzen.“
„Selbst schuld! Wärst du kein Kavalier, hättest du Jeannie und Larry mit meinem Auto fahren lassen. Aber nein, du musstest das Opfer bringen, dich hier reinzuquetschen. “
„Sei froh, dass ich so bin! Denn Larry fährt meistens neben dem Highway, weil er ihn nicht mag.
Und stell dir Jeannie mitten in der Pampas vor! Wir dagegen müssen höchstens eine halbe Stunde laufen bis zu diesem Motel, an dem wir gerade vorbeigekommen sind.
„Also dann los! “
Sie stiegen aus und sperrten den Wagen zu.
Dan stellte ein Warndreieck auf, während Sammy einen kleinen Regenschirm aus dem Kofferraum holte. Als Dan diesen sah, begann er lauthals zu lachen.
„O nein, Sammy! War der beim Wagen dabei? Die Größe passt ja genau dazu. “
S ammy versuchte drohend dreinzublicken, schaffte es aber nicht wirklich. Kichernd gingen die beiden unter Minischirm und Smokingjacke, so gut wie gar nicht vor dem Regen geschützt, am Straßenrand
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