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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Wenn diese Fahrt beendet ist und die beiden einander Wiedersehen, kann ich Ihnen allerdings garantieren, daß sie sich in die Arme fallen werden wie zwei Stürmer vor dem Goal», schloß er zuversichtlich.
    Morag betrachtete die Aussicht und sagte kein Wort. «Herzchen», eröffnete sie ihm schließlich, «nur weil Sie es sind, werde ich etwas Entsetzliches tun.»
    «Entsetzliches?» fragte George. Einen Augenblick durchzuckte ihn der Verdacht, daß sie sich vom Felsen hinabstürzen würde.
    Sie nickte. «Jawohl. Ich werde ein richtiges Hand-aufs-Herz-Versprechen brechen. Aber es bahnt sich eine ganz besonders grauenhafte Tragödie an.»
    «Was für eine Tragödie?»
    «Neben der König Lear wie Jimmy Edwards aussehen würde.»
    «Doch nicht der Kapitän?» fragte er in banger Hoffnung. «Hat ihn vielleicht der Schlag getroffen?»
    Morag schüttelte den Kopf, daß ihr Schlangenhalsband klapperte.
    «Es handelt sich um jenen Mervyn Spode.»
    «Ach, Ihren Freund —»
    «Er ist nicht mein Freund, Herzchen. Obwohl er mir vor langer Zeit mehr Anträge gestellt hat als so manches Unterhausmitglied dem Parlament. Er ist ein widerliches Subjekt. Ein Vampir. Saugt einem völlig das Blut aus.» Sie schüttelte sich. «Jetzt hat er die arme kleine Abigail fest an der Kehle.»
    «Aber Morag!» lachte George. «Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ein so ungemein vernünftiges und aus so gutem Haus stammendes Mädchen wie Abigail sich wirklich mit einem Burschen einläßt, den es erst an Bord kennengelernt hat?»
    «Einläßt, Herzchen? Die beiden sind unzertrennlich.»
    George sah sie verdutzt an. «Ich kann es einfach nicht glauben.»
    «Auf dem Meer ist schon Schlimmeres passiert, Herzchen», sagte Morag düster.
    «Dann müßte ich wohl etwas unternehmen», meinte George stirnrunzelnd. «Und zwar sehr energisch.»
    «Ganz bestimmt, Herzchen. Noch ehe er sie völlig in den Klauen hat.»
    «Armer Teddy!» murmelte George.
    «Sie könnten ihr raten», schlug Morag vor, «sich das nächste Mal, wenn Merv sie an die Reling preßt und an ihrem Haar herumkaut, bei ihm zu erkundigen, wie es der lieben Caroline geht.»
     
    Als die Snowdonia am gleichen Abend von Gibraltar auslief, riß George sich von seiner Wäscheabholung los und machte sich energisch auf den Weg zur Hauptstiege, um Abigail zu finden. Er war es Teddy schuldig, sagte er sich, als er nach oben eilte, dem Mädchen nachdrücklich klarzumachen, daß dieser Spode, der ständig in ihren Nacken schnaufte, nichts weiter als ein skrupelloser Schmarotzer war, um den selbst Blaubart einen weiten Bogen geschlagen hätte. Weiter würde er anführen, fiel die Sonne der Gunst, in der sich Abigail momentan badete, sonst wahllos auf Mädchen recht anspruchsloser Herkunft. Von Caroline ganz zu schweigen.
    Auf der Brücke kommandierte Kapitän Kettlehorn das Auslaufmanöver. Eine unsichere Stimmung hatte sich auf seine epaulettengeschmückten Schultern gesenkt. Seit der Ankunft in Gibraltar hatten sich die Passagiere und Mannschaft recht merkwürdig benommen.
    Gewöhnlich reagierten die Menschen auf dem Schiff auf sein Erscheinen damit, daß sie sich in ein passendes Versteck verdrückten und nervös abwarteten, ob der Sturm Vorbeigehen oder sich in Blitz und Donnerschlag entladen würde. Jetzt standen sie einfach da und grinsten. Sonderbar, dachte Kapitän Kettlehorn. Anfangs glaubte er, er hätte einen Teil seiner Uniform nicht richtig an, aber Huffkins versicherte ihm, daß er Steuer- und backbords tadellos gekleidet sei. Er grübelte nun, ob eine Meuterei bevorstünde und er ein Telegramm an die Royal Navy senden sollte, ehe es zu spät war und er sich auf dem Atlantischen Ozean befand, wo man ihm die Kehle durchschneiden würde.
    «Zwei Grad backbord», befahl er dem Steuermann. «Heiliges Kanonenrohr, Mensch! Wachen Sie auf! Wollen Sie das verdammte Schiff auf den Felsen rennen lassen?»
    Er wandte sich um, weil er ein Kichern hinter seinem Rücken vernommen hatte. Es stammte von dem sanftäugigen Stabsoffizier.
    «Ich muß schon sagen, Stabs! Ich begreife nicht, was so lächerlich daran ist, wenn das Schiff auf Grund läuft! »
    Der Stabsoffizier kicherte wieder. Kapitän Kettlehorn ließ seine funkelnden Blicke über die Kommandobrücke wandern. Seine Augenbrauen schnellten ruckartig hoch. Alle seine Offiziere starrten ihn mit einem blöden Grinsen an.
    «Es ist mir völlig unverständlich», donnerte er, «warum alle Mann an Bord plötzlich begonnen haben, mich wie ein

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