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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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zu bekommen. Lord Chough, dem dieses schauerliche Blatt gehört, ist ein alter Freund von mir. Zufällig besitze ich gewisse Informationen über ihn und eine junge Dame namens Vi.»

     
    ... braucht sich niemals darum zu sorgen, woher seine nächste Mahlzeit kommen wird; meint Onkel Horatio.
    Es kommt wohl darauf an, was dieser Tausendsünder unter einem Gentleman und was er unter einer Mahlzeit versteht. Wobei angenommen werden darf, daß er an die Definition einer Mahlzeit strengere Maßstäbe legt.
    Ein Gentleman ist jemand, der trotz Geld gut lebt. Was heißen soll, daß ein ordentliches Bankkonto die feinen Sitten nicht unbedingt verderben muß.
     
     
     

     
    «Aber das wäre Erpressung», sagte Teddy düster. «Das schwärzeste aller Verbrechen.»
    Lord Brickwood seufzte. «Die Biederkeit der Jugend! Natürlich ist Erpressung kein schwarzes Verbrechen. Man muß schon recht viel auf dem Kerbholz haben, um ihr erst einmal ausgesetzt zu sein, was bei allen anderen Verbrechen nicht Voraussetzung ist. Jedenfalls habe ich keinen Ton mehr von Elaine Norrimer vernommen », fiel ihm in diesem Zusammenhang ein. «Bei einigem Glück wird sie erkannt haben, daß meine gegenwärtige Lage kaum die Spesen eines Anwalts wert ist. Grace Prothero», setzte er erbittert hinzu, «hat gestern am Telefon den 1. Juli für unsere Trauung vorgeschlagen. Sie ist eine Frau mit hervorragenden Eigenschaften, die sicherlich jedem Mann eine wertvolle und liebende Gattin abgeben kann», meinte er vage. «Wenn du bloß deinen kleinen Krach mit der jungen Fitzhammond beilegen könntest, Teddy -»
    Teddy warf das Manuskript beiseite und erhob sich.
    «Onkel, ich habe es absolut satt, daß du und so ziemlich alle anderen Familienmitglieder mich wie den zukünftigen Hahn jener Henne behandeln, die goldene Eier legt. Ich habe Abigail einmal aufrichtig geliebt, und der Gedanke an das schmutzige Geld hatte nicht das geringste mit meinen Gefühlen zu tun. Wir wünschten beide nichts weiter als eine kleine Wohnung, in der Abigail selbst kochen sollte. Dann wären wir an Sonntagen im Park spazierengegangen und alljährlich zu Ostern nach Aldermaston gefahren. Jedenfalls aber ist das alles aus und vorbei», beendete er seine Erinnerung und versetzte dem tausendseitigen Roman einen Tritt. «Jetzt hat sie sich mit jemand anderem aus dem Staub gemacht, und ich wünsche ihnen alles Gute.»
    In dem folgenden Schweigen setzte sich Teddy wieder und sammelte finsteren Blickes die Seiten des Romans auf. Lord Brickwood starrte ihn an und blieb für die Länge einer Zigarre in Gedanken versunken.
    «Teddy», verkündete er schließlich mit tiefer, feierlicher Stimme, «du hast völlig recht. Ja, absolut und unbedingt recht! Ich selbst bin leider so lange in den bitteren Gewässern des Geschäftslebens geschwommen, daß ich die Quellfrische meiner eigenen jugendlichen Ansichten vergessen habe. Ich habe heute morgen im Bad eine sehr ergreifende Erfahrung gemacht», fuhr er fort.
    Teddy sagte nichts.
    «In der Tageszeitung - nicht in der Times, sondern in der komischen Lord Choughs - war ein zu Herzen gehender Artikel dieses prachtvollen Professors Needler.»
    «Needler!» Teddy ließ das Manuskript abermals fallen, daß es über den Boden flatterte.
    Sein Onkel schlug die Zeitung auf, um Professor Needlers Militärhaarschnitt samt Brille unter der Überschrift «seid glücklich, sagt TV-Philosoph» zu enthüllen.
    «Als du vorigen Sonntagnachmittag aus warst», nahm Lord Brickwood seine Ausführungen wieder auf, «spielte ich gelangweilt mit den Knöpfen des Fernsehapparats und stieß dabei auf ihn. Er hatte eben eine Theorie entwickelt, die er als die neue gebrauchsfertige Philosophie der sechziger Jahre beschreibt. Der Schmutz und die Gemeinheit des modernen Lebens kommen aus unserem eigenen Herzen. Wir wollen ihn hinauswerfen und nach den echten und schönen Dingen um uns Ausschau halten. Einer seiner Sätze blieb mir besonders im Gedächtnis haften -     «Tut mir leid, Onkel. Es ist nur, weil ich - nun, ich war mit Professor Needler bekannt.»
    «Da warst du ein vom Glück begünstigter junger Mann. Soviel ich entnehmen konnte, beginnt er damit eine umfassende neue Bewegung im ganzen Land. Prächtig, was man mit dem kleinen Kasten alles anfangen kann. Irgendwie müßte man

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