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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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sagte er. »Es ist schlechterdings unmöglich, daß wir nicht irgendwie wieder zu unserem Feuer kommen! Wissen Sie, worauf ich baue, Monsieur Clifton?«
    »Nein, mein Freund.«
    »Auf die Natur, Monsieur, auf die Natur selbst, die uns eines Tages wiedergeben wird, was sie uns genommen hat.«
    »Und wie?«
    »Durch einen Blitz! Wenn der in einen Baum einschlägt, ist unser Feuer wieder da!«
    »Ja«, antwortete der Ingenieur, »doch selbst wenn Ihr Feuer durch so einen recht unwahrscheinlichen Blitzschlag wieder entzündet werden sollte, so stünde es doch immer noch unter ständiger Bedrohung durch die erstbeste Bö! Haben Sie denn nicht versucht, durch das Aneinanderreihen von zwei Holzstückchen Feuer zu erzeugen?«
    »Doch«, sagte Robert, »aber es ist uns nicht gelungen.«
    »Wenn wir wenigstens eine Linse gehabt hätten!« seufzte Marc.
    »Eine Linse«, entgegnete Harry Clifton, »läßt sich durch zwei Uhrgläser ersetzen, die man mit Wasser füllt.«
    »Sehr richtig, Monsieur Clifton«, erwiderte der Onkel, »nun haben aber Sie eine Uhr, wir jedoch nicht!«
    »Man kann auch«, sagte Clifton, »Wasser zum Kochen bringen, indem man es in einem hermetisch abgeschlossenen Gefäß schnell hin und her schüttelt!«
    »Ein hervorragendes Mittel zum Kochen, nicht aber zum Braten! Sehen Sie, Monsieur Clifton, all diese Methoden sind nicht praktikabel, und meine einzige Hoffnung ist, daß ich einmal einen Pilz finde, der sich als Zunder verwenden läßt.«
    »Als Zunder kann doch auch verbrannte Wäsche dienen.«
    »Ich weiß«, antwortete Flip, »doch möchte ich Monsieur Clifton darauf hinweisen, daß man zum Verbrennen von Wäsche erst einmal Feuer braucht! Und zum Feuermachen …«
    »Ich weiß etwas, was noch viel einfacher ist als all diese Methoden!« sagte Clifton da.
    »Und was?« rief Onkel Robinson und riß die Augen auf.
    »Wir benützen den Zunder, den ich in der Tasche habe!« versetzte Clifton lächelnd.
    Wie jubelten da die Kinder! Und was dem Onkel für ein Schrei entfuhr! War der Mann, der sich sonst von nichts überraschen ließ, plötzlich übergeschnappt? Um der Wahrheit willen muß gesagt werden, daß er mit einem Mal in ein zuckendes Tanzen ausbrach, das einem echten Schotten alle Ehre gemacht hätte. Dann packte er Belle und Jack bei der Hand, zog sie in einen wilden Reigen hinein und sang dabei:
     
    Er hat Zunder,
    Der tapfere, rechtschaffene Mann,
    Es ist ein Wunder,
    Er hat Zunder!

Kapitel 17
    Als der Seemann sich wieder etwas beruhigt hatte, schlug er sich an den Kopf und bedachte sich selbst mit reichlich despektierlichen Bezeichnungen. Da hatte er sich drei Tage lang mit allerlei Kunstgriffen abgemüht, und dabei hatte der Kranke in seiner Tasche … Harry Clifton mochte ja das Ganze noch etwas hinausgezögert haben, als er bei Mrs. Cliftons ersten Worten nicht gleich den Zunder hervorzog, doch wer hätte ihm deswegen böse sein können?
    Die freudige Erregung legte sich allmählich wieder, und der Onkel ging daran, Feuer zu machen. Nichts konnte nun einfacher sein: die abgebrochene Klinge, ein Feuerstein, ein bißchen Zunder, mehr brauchte es nicht.
    Das Stück Zunder des Ingenieurs war etwa so groß wie eine Spielkarte und sehr trocken. Der Onkel riß eine Ecke davon ab und verwahrte den Rest sorgfältig. Dann schichtete er an der Feuerstelle leicht entflammbares Material auf: Laub, dürre Zweige und trockenes Moos. Als er gerade mit der Klinge Funken schlagen wollte, sagte Robert zu ihm: »Onkel Robinson!«
    »Monsieur Robert?«
    »Könnte meine Pistole Ihnen nicht von Nutzen sein?«
    »Wie denn?«
    »Geben Sie in die Zündpfanne anstelle des Pulvers ein Stückchen Zunder und schießen Sie: dadurch entzündet er sich.« Der Onkel nahm die Pistole, steckte in die Zündpfanne ein kleines Stück Zunder und spannte das Schloß.
    »Lassen Sie mich schießen«, bat Robert.
    Der Seemann übergab die Waffe dem Jungen. Der schoß, und die Funken aus dem Feuerstein entflammten den Zunder. Daraufhin bückte sich der Onkel über die Feuerstelle und hielt die brennende Substanz an das Laub. Sogleich entwickelte sich leichter Rauch. Der Onkel blies darauf, zuerst wie ein Wohnzimmerblasebalg, dann wie der Blasebalg einer Schmiede. Das trockene Holz knackte, und bald züngelte eine schöne Flamme empor. Sie wurde mit Freudenrufen begrüßt.
    Gleich wurde über dem Feuer der mit Süßwasser gefüllte Kessel aufgehängt, und Mrs. Clifton legte die Froschschenkel hinein, die der Seemann mit

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