Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
Vom Netzwerk:
langen, dünnen Schnäbeln, langen Hälsen und kurzen Flügeln; es waren Steißhühner. Man beschloß, für den künftigen Geflügelhof ein Männchen und ein Weibchen lebend mitzunehmen. Die jungen Jäger erlegten mit ihren Pfeilen einige Turakos, eine Art taubengroßer Klettervögel mit hauptsächlich grünem Gefieder, zum Teil leuchtend roten Flügeln und einer helmartig aufgerichteten Federhaube mit weißer Borte. Diese reizenden Vögel schmecken auch ausgezeichnet, so daß ihr Fleisch ein gesuchter Leckerbissen ist.
    Während eines Aufenthalts am Ufer kam es zu einer weiteren sehr wichtigen Entdeckung, die dem kleinen Jack zu verdanken war, wenn dieser auch zunächst der Leidtragende war. Der Junge hatte sich auf einer Art Lichtung am Boden herumgewälzt; als er zurückkam, waren seine Kleider von oben bis unten mit gelblicher Erde beschmutzt, was ihm einen Rüffel von seiner Mutter eintrug. Jack schämte sich richtig.
    »Aber aber, Madame Clifton«, sagte Onkel Robinson, »schimpfen Sie ihn doch nicht. Der Junge muß sich doch amüsieren.«
    »Dann soll er sich amüsieren, ohne sich herumzuwälzen!« versetzte die Mutter.
    »Aber ohne sich herumzuwälzen, kann man sich gar nicht amüsieren!« entgegnete der Onkel.
    »Ach, guter Onkel!« sagte Mrs. Clifton. »Ich würde gerne erfahren, was sein Vater dazu meint.«
    »Ich denke«, sagte Clifton, »daß wir Jack diesmal nicht schimpfen sollten; wir sollten ihm vielmehr dazu gratulieren, daß er sich in dieser gelben Erde herumgewälzt hat.«
    »Und warum?«
    »Weil diese gelbe Erde Ton ist, Lehm, und sich daraus gewöhnliches, aber doch nützliches Tongeschirr anfertigen läßt.«
    »Tongeschirr!« rief Mrs. Clifton aus. »Ja, denn ich zweifle nicht daran, daß Onkel Robinson auch Töpfer ist, so wie er Zimmermann, Holzfäller und Gerber ist.«
    »Sagen Sie einfach, daß er Seemann ist«, sagte der Onkel, »das genügt.«
    Clifton und der Onkel ließen sich von Jack zu der Lichtung führen. Der Ingenieur erkannte, daß der Boden sich aus jener Lehmart zusammensetzte, die zur Herstellung von gewöhnlichem Steingut verwendet wurde. Daran konnte es für ihn keinen Zweifel geben, und als er sich ein Quentchen dieser Substanz auf die Zunge legte, spürte er auch gleich, wie sie auf die für Ton ganz typische Art daran kleben blieb, weil sie extrem wasseranziehend ist. Diesen auf der Erde so weit verbreiteten, wertvollen Stoff bot die Natur der kleinen Kolonie nun auf großzügige Weise dar. Der Ton trat an dieser Stelle inmitten von kieselhaltigem Sandboden auf, deren Grundmasse er bildete.
    »Eine wunderbare Entdeckung!« rief Mr. Clifton. »Einen Augenblick habe ich sogar gedacht, es sei Kaolin, dann hätten wir Porzellan herstellen können. Wenn wir diesen Lehm zerkleinern und ihn durch Waschen von den gröbsten Teilen befreien, können wir Steingut machen.«
    »Begnügen wir uns mit einfachen Tonwaren«, sagte Onkel Robinson. »Für einen irdenen Napf würde Madame Clifton bestimmt ein Vermögen hergeben.«
    Sie sammelten also eine gehörige Menge dieser formbaren Erde zusammen, die im Boot nunmehr anstatt der Kiesel als Ballast diente. Nach ihrer Rückkehr zur Grotte würde der Onkel sich unverzüglich an die Arbeit machen und zur Freude der Hausfrau Töpfe und Teller herstellen.
    Sie stiegen wieder ins Boot, das von den gleichmäßigen Ruderstößen weiter den Fluß hinaufgetrieben wurde. Das Flußbett wurde nun immer gewundener und verengte sich stark. Sie konnten nicht mehr weit von der Quelle entfernt sein, denn auch die Wassertiefe nahm ab. Als der Onkel sie maß, stellte er fest, daß das Boot nur noch zwei bis drei Fuß Wasser unter dem Kiel hatte. Clifton schätzte, daß sie seit der Stelle, an der der obere Flußlauf in den See mündete, etwa zwei Meilen zurückgelegt hatten.
    Das enge Tal, das die Reisenden nun durchfuhren, war weniger bewaldet. Die Bäume standen nicht mehr dicht beisammen, sondern in einzelnen Grüppchen. An den Ufern ragten große, scharfkantige Felsen empor. Die Bodenbeschaffenheit veränderte sich deutlich. Hier begannen die ersten Ausläufer der Berggegend, die in dem zentralen Gipfel ihren Höhepunkt fand.
    Gegen halb zwölf Uhr war es unmöglich weiterzukommen. Dem Boot fehlte es an Wasser. Das graslose Flußbett war mit schwärzlichen Steinen übersät. Seit kurzer Zeit war aus nicht allzu großer Entfernung das Rauschen herabstürzenden Wassers zu vernehmen.
    Und tatsächlich hatten sie nach einer jähen Flußbiegung einen

Weitere Kostenlose Bücher