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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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wären, Mrs. Clifton. Aber reden wir nicht schlecht von den Drachenbäumen. Wenn ich mich recht erinnere, werden auf den Sandwich Islands die holzigen Wurzeln dieses Baums verzehrt, die dort als Ti-Wurzeln bezeichnet werden. Gekocht schmecken sie hervorragend; ich habe davon gekostet. Sie werden auch zermahlen und zu einem wohlschmeckenden Likör vergoren.«
    »Das ist wahr«, erwiderte der Ingenieur, »aber diese Wurzeln stammen vom Purpurdrachenbaum, auf den wir vielleicht auch noch stoßen werden. Dieser hier liefert nur das berühmte Drachenblut, ein Harz, das bei Blutungen erfolgreich verwendet wird und von dem Béthencourt bei der Eroberung der Kanarischen Inseln so viel sammeln ließ.«
    Das Boot war um sechs Uhr losgefahren. Eine Stunde später hatten sie mit Hilfe der Flut den See erreicht. Die Kinder waren entzückt, nun dieses weite Gewässer befahren zu dürfen, von dem sie bisher nur die Ufer kennengelernt hatten. Sie sahen im Westen die Felswand, die dichte Reihe der hohen Bäume, den gelben Dünenteppich und das glitzernde Meer. Nun mußten sie den nördlichen Teil des Sees überqueren, um zur Mündung des oberen Flußlaufs zu gelangen. Der Wind stand gut und wurde jetzt nicht mehr von den Bäumen abgehalten.
    Der Onkel ließ das Segel setzen, und das leichte Boot glitt rasch auf das Ostufer zu. Harry Clifton dachte wieder an das unerklärliche Brodeln zurück, das ihm bei seinem ersten Aufenthalt am See aufgefallen war, und er blickte daher aufmerksam auf das ein wenig verdächtige Wasser. Die Kinder aber waren begeistert von dem schönen Anblick. Der kleine Jack ließ die Hand aus dem Boot hängen und betrachtete amüsiert die glucksende Spur, die er hinterließ.
    Auf Bitten Marcs erkundeten sie das Inselchen, das in dreihundert Metern Entfernung vom Ufer aus dem Wasser ragte. Im Nu legte das Boot an. Die Insel war eine Art Felsen von einem Ar Fläche. Sie war dicht mit Wasserpflanzen bewachsen und wurde anscheinend besonders gerne von den Vögeln des Sees aufgesucht. Sie sah aus wie ein riesiges Nest, in dem ein gefiedertes Völkchen in gutem Einvernehmen zusammenlebte. Fido wollte bellend darauf losstürzen, doch Mr. Clifton hielt ihn zurück. Das Inselchen barg einen Vorrat an eßbaren Wasservögeln, deren Ruhe nicht gestört werden durfte, da sie sonst auf den Gedanken gekommen wären, woanders zu nisten.
    Nach dieser Begehung lenkte Onkel Robinson das Boot auf die Mündung des oberen Flußlaufs zu. Als sie dort angekommen waren, mußten sie nicht nur das Segel streichen, sondern auch den Mast abnehmen, da das Boot sonst unter dem verflochtenen Astwerk, das sich weit herabhängend über den Fluß spannte, nicht hätte durchfahren können. Die Flut war hier nicht mehr zu spüren, so daß der Onkel und Marc sich an die Ruder setzten und dem Ingenieur das Steuern des Bootes überließen.
    »Jetzt geht es ins Unbekannte!« sagte Clifton.
    »Ja, Monsieur«, erwiderte der Onkel, »so weit sind wir noch nie vorgestoßen. Wir haben mit dieser Exkursion auf Sie gewartet. Wo dieser Fluß hinführt, vermag ich nicht zu sagen, doch würde es mich nicht wundern, wenn er sich noch weit ins Landesinnere hinein erstrecken würde, denn wie Sie sehen, ist er noch sehr breit.«
    Tatsächlich maß die Mündung mehr als neunzig Fuß, und das Flußbett schien sich nicht zu verengen. Die Strömung war zum Glück nicht stark, so daß das leichte Boot mit den Rudern schnell vorwärtsgebracht wurde, mal näher am einen Ufer, mal näher am anderen.
    So vergingen etwa zwei Stunden. Obwohl die Sonne schon hoch am Himmel stand, drang sie kaum durch das dichte Blattwerk. Mehrfach hielten die Reisenden am Ufer und stiegen aus. Sie machten dabei nützliche Entdeckungen im Pflanzenreich. Die Familie der Gänsefußgewächse war hauptsächlich durch eine Art wilden Spinat vertreten. Mrs. Clifton pflückte ein paar Setzlinge und nahm sich vor, sie später wieder einzupflanzen. Sie fand auch zahlreiche wild wachsende Kreuzblütler, die sie durch Verpflanzung zu »zivilisieren« hoffte. Es handelte sich dabei um Kohl, Kresse, Meerrettich, Rüben und um leicht behaarte, verzweigte Stengel von etwa einem Meter Höhe, deren kleine, fast braune Samen Clifton leicht als Senfkörner identifizierte.
    Als die kostbaren Pflanzen im Boot verstaut waren, legten sie wieder ab. Es war wirklich eine zauberhafte Fahrt. Auf den Bäumen saßen unzählige Vögel. Marc und Robert holten aus Nestern zwei oder drei Pärchen schwanzloser Hühnervögel mit

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