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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Wasserfall vor sich. Es war ein bezauberndes Fleckchen Erde. Aus einer von Nadelbäumen umstandenen, mit bizarren, moosüberwucherten Felsen malerisch ausgefüllten Schlucht schoß der Fluß etwa dreißig Fuß in die Tiefe. Sein Volumen war nicht beträchtlich, aber das Wasser wurde von Felsspitzen abgelenkt und an einigen Stellen von natürlichen Schalen aufgefangen. Strahl schlug gegen Strahl, die Spritzer kreuzten sich, und das Ganze ergab einen hinreißenden Anblick. Die Familie hielt inne, um das herrliche Schauspiel zu bewundern.
    »Oh, was für ein schöner Wasserfall!« rief Jack.
    »Vater, Vater«, bat darauf Belle, »fahren wir doch noch näher hin!«
    Dem Wunsch des kleinen Mädchens konnte jedoch nicht entsprochen werden. Bei jedem Ruderschlag berührte das Boot den Grund. Sie mußten fünfzig Fuß vor dem Wasserfall am linken Ufer anlegen. Dort stiegen alle aus, und die beiden kleinen Kinder begannen, am Ufer umherzuhüpfen.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Marc.
    »Gehen wir gleich zum Berg«, sagte der ungeduldige Robert und deutete auf den Gipfel, der nördlich von ihrem Landeplatz emporragte.
    »Kinder«, sagte Mrs. Clifton, »bevor wir zu dieser nächsten Exkursion aufbrechen, hätte ich einen Vorschlag zu machen.« »Und zwar, Mutter?« fragte Marc.
    »Daß wir erst einmal zu Mittag essen.«
    Der Vorschlag wurde ohne Widerspruch angenommen. Sie holten ihre Vorräte aus dem Boot. Außer dem kalten Fleisch hatten sie nun auch die Turakos und die Steißhühner. Mit trockenem Holz wurde ein Feuer angemacht, und bald schon garte das auf einen Stock gespießte Wildbret über einer prasselnden Flamme.
    Die Mahlzeit war rasch beendet. Alle hatten es eilig, weiterzukommen. Clifton und der Onkel besahen sich die Gegend aufmerksam, um sich auf dem Rückweg nicht zu verlaufen. Doch den Fluß, der sie bis an diese Stelle geführt hatte, konnten sie ohnehin nicht verfehlen.
Kapitel 20
    Die Familie machte sich auf den Weg. Der Onkel und seine beiden Freunde Marc und Robert gingen mit ihren Bogen voraus und warfen ein wachsames Auge auf die unbekannte Gegend. Mr. und Mrs. Clifton kamen mit etwas Abstand nach, während Jack und Belle trotz aller Ermahnungen um sie herum tollten und sprangen und sich unnötig anstrengten.
    Der offensichtlich von plutonischen Kräften aufgeworfene Boden war sehr uneben; auffällig waren die zahlreichen Basalt-und Bimssteinüberreste. Daß das Stück Land vulkanischen Ursprungs war, trat immer deutlicher zutage. Die Reisenden waren allerdings noch gar nicht über die Baumgrenze hinaus, jenseits derer der verschneite Gipfel emporragte. Die Nadelbäume, die hier noch wuchsen, waren – wie immer in dieser Höhe – Tannen und Kiefern, doch auch sie wurden schon immer seltener. Während dieser letzten Etappe ihres Aufstiegs wies der Onkel Harry Clifton auf breite Fußabdrücke hin, von denen auf die Gegenwart großer Tiere geschlossen werden konnte. Um was für Tiere es sich dabei handelte, ließ sich aber nicht sagen. Es war also angebracht, auf der Hut zu sein, und den Kindern wurde ans Herz gelegt, sich nicht zu weit zu entfernen.
    Als Mr. Clifton und der Onkel sich über diese Angelegenheit unterhielten, kam der Ingenieur nach genauer Begutachtung der Fußspuren zu einem ziemlich plausiblen Schluß.
    »Diese Tiere«, sagte er zum Onkel, »sind anscheinend kräftig und zahlreich. Das läßt mich vermuten, daß das Schicksal uns eher auf ein Stück Festland verschlagen hat als auf eine Insel, es sei denn eine sehr große Insel. Eine solche kenne ich aber nicht in dem Teil des Pazifiks, in dem wir von der
Vankouver
ausgesetzt worden sind. Ja, wir sind auf einem Kontinent, und zwar wahrscheinlich auf einem Abschnitt der amerikanischen Küste, der zwischen dem vierzigsten und dem fünfzigsten Grad nördlicher Breite liegt.«
    »Steigen wir weiter hinauf«, erwiderte der Onkel. »Wir werden vielleicht wissen, woran wir sind, wenn wir erst über die Baumgrenze hinaus sind.«
    »Aber, teurer Freund«, sagte Clifton, »wir werden von dort nur auf eine Seite des Landes hinabsehen können, es sei denn, wir steigen bis zum Gipfel hinauf.«
    »Das wäre ein schweres Stück Arbeit«, antwortete der Onkel, »und vielleicht ist der Gipfel ja auch gar nicht zugänglich. Eventuell können wir an seiner Basis um ihn herumgehen und dann endlich feststellen, ob wir Insulaner sind oder … wie soll ich sagen … Festländer.«
    »Nun gut, gehen wir ein wenig schneller!«
    »Wenn der Herr Ingenieur auf

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