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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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einer Fichte. Der Ball knallte mit hohlem Geräusch gegen den Stamm und zerplatzte.
    „Pass bloß auf, dass sie dich nicht übers Ohr hauen.“
    Im Scherz erwiderte Teever: „Du kannst dir die Unterlagen ja mal durchsehen.“
    „Sind sie auf Deutsch?“
    „Nein, das meiste ist Englisch.“
    Dann hatte er von seiner Zeit bei der Polizei gesprochen, auch das Ende gestreift und die ermordeten Kinder erwähnt. Lisa war eine ausgezeichnete Zuhörerin. Ab und zu stellte sie die richtigen Fragen, schwieg aber auch in den passenden Momenten. Teever erwähnte sogar kurz Axelsson, die verpasste Segeltour und seine nie verwundene Enttäuschung. Nur von Catharina erzählte er nicht. Es tat ihm gut, zu reden. Nicht über alles, aber über vieles. Es kam ihm vor, als spräche er aber auch, um den Augenblick nicht vergehen zu lassen.
    Sie stapften weiter. Kamen ihrem Ziel näher. Leider, dachte er.
    Auf der linken Seite türmten sich nun Steinbrocken, dahinter lag alter Wald. In der Ferne sah Teever den Wendeplatz für die Holztransporter. Teever stolperte. Die schweren Fahrzeuge hatten tiefe Spuren auf dem Weg hinterlassen. Sie waren nun zu Landschaften geformt. Die Gipfel waren glatt, in den Tälern lag der Schnee.
    „Hier ist es“, sagte Lisa und wies auf die Steine, die fast schon Felsen waren. Als Kind hatte er es geliebt, auf solche Brocken zu klettern und sich wie im Felsengebirge von Nordamerika zu fühlen. Bis…
    Plötzlich rutschte er aus und glitt auf seinem Hosenboden die Böschung hinunter. Er fühlte die kalte Nässe an seinem Hintern. Unten angekommen schob er die Schnee beladenen Äste mit den Armen zur Seite. Es rieselte ihm nass in den Kragen. Dahinter saher Waldboden. Das dichte Dach aus Zweigen hatte nur sehr wenig Schnee durchgelassen.
    „Alles klar?“ rief sie und er hörte, dass sie dabei ein Lachen unterdrückte.
    „Wo jetzt?“ rief er.
    „Irgendwo links. Warte, ich komme auch.“
    „Vorsichtig, es ist glatt.“
    „Ich passe schon auf“, antwortet sie fröhlich – und verlor augenblicklich den Halt. Hätte Teever sie nicht aufgefangen, wäre sie genau gegen einen scharfkantigen Felsen geprallt.
    Einen Augenblick hielt er sie umarmt, spürte ihren Körper an seinem. Er roch ihr dezentes Parfum. Sie sahen sich an. Beide sagten kein Wort. Sie lächelte.
    Plötzlich klingelte ihr Mobiltelefon. Nichts hätte die Situation besser verändern können. Die scheinbar willkürliche Abfolge von Tönen überlagerte die Stille des Waldes so, als ob sie neben einem startenden Flugzeug stehen würden.
    Teever stellte Lisa auf die Füße wie eine umgestürzte Holzfigur oder ein kleines Kind, das hingefallen war.
    Tonlos formte sie ihren Mund zu einem Danke. Dann nahm sie das Telefon aus der Brustasche des dicken Wollhemdes und drückte die Empfangstaste.
    Teever trat einen Schritt zurück, so als wolle er Diskretion waren. Dabei war es nun wieder so still, dass er schon ein paar hundert Meter im Wald hätte verschwinden müssen, um ihr Gespräch, offensichtlich mit einem der Kinder, nicht zu hören.
    Tim hatte sich wohl getraut, vom Drei-Meter-Brett zu springen. Das musste dringend berichtet werden. Und dass sie noch mit Papa zu McDonalds wollten. Und in den Supermarkt.
    Nachdem Lisa aufgelegt hatte, sahen sie sich einen Moment verlegen an, ehe Teever sich vernehmlich räusperte und fragte, wo die Knochen gelegen hätten. Lisa steckte das Handy zurück und ging zu einer Felsgruppe, die allerlei Höhlen und tiefe Spalten bildete.
    „Wir hätten eine Taschenlampe mitnehmen sollen“, sagte sie.
    Das dichte Nadeldach schirmte nicht nur den Schnee, sondern auch das Licht ab.
    „Warte“, sagte Teever und klimperte mit seinen Autoschlüsseln. „Besser als nichts.“
    Eine kleine Maglite, ein Werbegeschenk, blendete Lisa.
    Teever schwenkte in einen Spalt. Zwischen bemoosten Steinen, Ästen und Tannenzapfen erblickte er sofort auch einige Knochen.
    „Es ist so ruhig hier. Wie in einem Grab“, stellte Lisa fest. Was beide vorher noch als angenehme Stille empfunden hatten, wirkte plötzlich beunruhigend und gefährlich. Sie sah sich um, wie nach einer nicht greifbaren Bedrohung. Teever nickte. Er mochte keine Friedhöfe. Sein letzter Besuch am Familiengrab lag unendlich viele Jahre zurück. Vor Catharina. In einem anderen Leben.
    „Und?“ fragte Lisa und riss ihn aus seinen Gedanken, „Mensch oder Tier?“
    Teever konnte ihre Frage beim besten Willen nicht beantworten. Es waren kurze Knochen dabei und auch

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