Onkel Schwein (German Edition)
sah sie verwundert an.
„Eine hübsche Frau“, ergänzte sie augenzwinkernd.
Teever nahm den Beutel und öffnete das goldene Band, mit dem er zusammengebunden war.
„Kekse?“ fragte Ellen.
Er nickte stumm und sah sie an. Sie trug einen Slip und ein enges T-Shirt. Ihre Brustwarzen waren mehr als zu erahnen.
„Hast du so aufgemacht?“
„Klar, wieso nicht?“ fragte sie unschuldig.
Teever schnaubte leicht.
„Habe ich etwas falsch gemacht?“ fragte Ellen.
„Nein. Ja. Nein. Ach, ich weiß auch nicht.“
Sie zog die Beine hoch auf den Stuhl und umfasste sie mit den Armen.
„Da habe ich wohl Mist gebaut?“ stellte sie fragend fest.
Teever wusste keine Antwort.
Er sah den Hund an. Der konnte ihm aber auch nicht helfen. „Wollte sie nicht hereinkommen?“ fragte er dann.
„Ich habe sie gefragt.“
„Und?“
„Sie wirkte … enttäuscht“, Ellen suchte nach dem richtigen Wort, „oder … überrascht?“
Dessen war sich Teever sicher.
Na toll, dachte er. Dabei konnte es ihr doch egal sein, mit wem er die Nacht verbrachte.
Und jetzt musste er sich bei Lisa auch noch für die Kekse bedanken.
Teever hatte Hunger. Zumindest fühlte es sich wie Hunger an. Oder wie Aufregung. Es war jedenfalls unangenehm.
Er hatte nichts gegessen – es konnte also gut Hunger sein. Doch andererseits hatte er überhaupt keinen Appetit. Ellen hatte ihm Toast angeboten. Teever hatte gemerkt, dass sie sich gern nützlich machen wollte, doch er hatte abgelehnt und sich an seinen Schreibtisch gesetzt. Er wollte den Sonntag beim Wort nehmen und ihn ruhig angehen. Das Geschehene Revue passieren lassen. Doch er konnte keinen klaren Gedanken länger als ein paar Augenblicke halten. Immer wieder kam ihm Lisa in den Sinn. Warum hatte sie enttäuscht ausgesehen?
Im Radio jaulte der Boss. Er war „on fire“ und auch Teever fühlte sich, als würde jemand mit einer schartigen, stumpfen Klinge eine 15 Zentimeter lange Kerbe in seine Seele schnitzen. Nach Nächten, in denen ein Güterzug durch seinen Kopf raste. „Only you can cool my desire.“
Teever stand auf, zog Holzschuhe an und ging in den Garten. Gab es da etwas zu tun? Einen Zaun zu reparieren? Mussten nicht noch ein paar Boote geflickt werden?
Er atmete tief ein. Schnee durchnässte seine Socken. Falsche Schuhwahl.
An seiner Jacke fehlte ein Knopf. Den könnte er annähen. Plötzlich kam ihm der silberne Knopf wieder in den Sinn, den er mit Lisa im Wald gefunden hatte.
Leider gingen seine Gedanken den Weg mit Lisa weiter und nicht den Pfad mit dem Knopf.
Warum war sie so nett zu ihm? Flirtete sie einfach nur gern? Deutete er wieder mal viel zu viel in die Gesten einer Frau? Konnte er immer nur dasselbe denken?
„Du hast es gut“, sagte Teever zu einer Ente, „paddelst hier herum und machst dir keine Gedanken.“
Die Ente blinzelte ihm zu und drehte den Kopf zu ihren Schwanzfedern.
„Ihr Enten seid euch euer Leben lang treu. Ewige Liebe.“
Die Ente guckte kurz auf und putzte sich dann weiter.
Teever atmete erneut ganz tief ein und wieder aus. Der Atem stieß wie ein Geysir aus seinem Mund auf.
„Du merkst aber schon, dass du mit einer Ente sprichst?“ sagte unvermittelt eine Stimme hinter ihm.
„Und diese Ente trägt keinen Matrosenanzug und kommt auch nicht aus Entenhausen.“
Teever wirbelte herum.
„Helgi, Mann, hast du mich erschreckt.“
„Tut mir leid.“
Teever wies auf den Vogel, der sich langsam entfernte.
„Das ist wie mit Selbstgesprächen. Donald widerspricht einem nicht.“
Helgi lächelte.
„Wenn: Daisy. - Beziehungsprobleme?“ fragte der Isländer und wies mit einem Nicken auf das Haus. „Mit ihr?“
Hinter der Scheibe konnte man Ellen mehr erahnen als sehen.
Teever dachte, dass die Fensterrahmen demnächst gestrichen werden müssten.
„Du weißt nicht, wer das ist?“
Helgi schüttelte den Kopf.
„Müsste ich sie kennen?“
Teever nickte.
Helgi hielt die Hand wie einen Sonnenschutz über die Augen und späte zur Küche.
„Mach es nicht so spannend. Wer ist sie?“
„Ellen.“
„Ellen?“
„Na, Ellen Ammann. Aus dem Lido.“ Dabei dehnte Teever die letzten beiden Buchstaben des Namens der Bar.
Helgi starrte ihn verdutzt an.
„Du und Ellen? Ich dachte, sie…“
„Sie ist lesbisch. Ich weiß.“
„Aber..“
„Sie ist von ihrer Freundin auf die Straße gesetzt worden und weil ich ihr neulich gesagt habe, sie könnte jederzeit zu mir kommen.…“
Weil du so ein großes Herz für Homosexuelle
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