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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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deprimierend, dachte er. Ein Geruch, der ihm bekannt vorkam, den er aber nicht einordnen konnte, erinnerte ihn an seine Großeltern. Überall hing oder stand weihnachtlicher Schmuck. Eine Lichterkette flackerte hektisch. Unter einer Tanne lagen bunt verpackte Geschenkattrappen.
    In einem Schaukasten wurde für Veranstaltungen von gemeinsamem Wandern über adventliches Singen bis hin zu Bewegungstherapie im Wasser geworben. Ein Vorleser würde um 16 Uhr Geschichten von Astrid Lindgren zum Besten geben. Auch Michel, Karlsson oder Pipi Langstrumpf wurden alt. Ein Speiseplan, in Großschrift auf rosa Papier, versprach Limande süß-sauer, auf Minz-Raita mit Tomaten-Timbal.
    „Na denn, Mahlzeit“, sagte Teever irritiert. Er hatte keine Ahnung, was die alten Leute da auf ihren Tellern vorfinden würden.
    „Ist es denn schon halb zwölf?“ antwortete eine Frau mit grauem Dutt in breitem småländischen Akzent. Sie saß kerzengerade auf einem Stuhl und beäugte Teever neugierig.
    „Wie bitte?“ fragte Teever verwirrt zurück.
    „Gibt es bald Mittag?“ sagte sie übertrieben laut, als ob sie mit einem Schwerhörigen sprechen würde.
    Ein junger Mann in weißem Hemd und weißer Hose kam Teever zu Hilfe.
    „Schon gut, Frau Boman, ich gebe Ihnen Bescheid, wenn es so weit ist. Heute ist Sonntag, da essen Sie um halb eins.“
    Dann wendete er sich Teever zu und sagte mit gesenkter Stimme: „ Für die gibt es immer nur ein Thema: Essen.“
    Er schob hastig etwas hinter dem Tresen zur Seite. Teever meinte, Spielkarten gesehen zu haben.
    „Bitte?“ fragte der Pfleger, „was kann ich für Sie tun?“
    Der Mann war um die zwanzig und weiß. Nicht nur Hemd und Hose, auch Schuhe und Socken leuchteten frisch gestärkt. Er war strohblond, seine Augenbrauen waren nicht zu sehen und die Haut schimmerte blass wie Papier. Den einzigen Kontrastpunkt bildeten seine gelben Zähne. Snus, dachte Teever. Schön, Tabak in Verbindung mit einer kompletten Ablehnung jeglicher Mundhygiene. Er schüttelte sich.
    Teever hatte bewusst nicht vorher angerufen. Er wollte Folke Waldéns Schwester überraschen. Sie sollte keine Gelegenheit bekommen, sich eine Geschichte zurechtzulegen. Die Alte vom Eingang rief wieder irgendwas vom Mittagessen: Hoffentlich war die gute Cäcilie nicht so verwirrt.
    „Ich komme wegen Cäcilie Waldén“, sagte Teever.
    Der Mann verschmolz mit dem weißen Tresen vor der weißen Wand. Selbst die Lippen wirkten blutleer. Teever kam es vor, als ob ein Vampir ihn ausgesaugt hatte.
    Der Mann stieß einen Seufzer aus, der fast schon einem kleinen Freudenschrei glich.
    „Na prima. Endlich Platz.“
    Teever sah ihn fragend an.
    Der Blasse stand auf und ging ohne eine weitere Erklärung durch eine Tür in einen Nebenraum. Teever hörte etwas poltern und einen erstickten Fluch.
    Dann öffnete sich die Tür wieder und der junge Mann kam zurück. Er schleifte einen offensichtlich schweren Umzugskarton hinter sich her und stellte ihn neben den Tresen. Die Alten guckten interessiert.
    „Der stand uns schon ganz schön im Weg rum“, stöhnte er.
    Teever blickte zunehmend ratlos drein, doch den Mann schien es nicht zu kümmern. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen, öffnete eine Schublade und förderte eine Klarsichthülle hervor, aus der er einen Computerausdruck mit dem Briefkopf des Altenheimes nahm. Dann zauberte er einen, natürlich weißen, Kugelschreiber aus der Brusttasche seines Hemdes hervor und schob Zettel und Stift zu Teever.
    „Einmal da..“, er dreht das Blatt um und suchte, „da unten links unterschreiben.“
    Teever nahm das Papier und las. Als erstes fiel ihm ein Haftzettel auf: Wird abgeholt, hatte jemand mit Blockschrift draufgeschrieben. Darunter befanden sich eine unleserliche Unterschrift und dasDatum 31.12. Das Papier zeigte eine Art Inventarverzeichnis. Doch dann fiel ihm die Überschrift ins Auge: Nachlass C. Waldén, Rest.
    Teevers Gedanken rotierten. Cäcilie Waldén war tot. Wahrscheinlich schon etwas länger und deshalb auch kein Thema für Wilhelmsson gewesen. Der junge Pfleger schien Teever für einen Verwandten zu halten oder zumindest für jemanden, der befugt war, die letzten Habseligkeiten der alten Dame zu übernehmen. Wenn er die Frau nicht mehr sprechen konnte, würde er vielleicht in dem Karton etwas Interessantes finden. Zumindest könnte es nicht schaden, einmal hinein zu sehen. Doch würde er dies hier verlangen, könnte der Mann ablehnen. Also spielte Teever mit.
    „Wenn bis

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