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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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sagte vor Überraschung lediglich:
    „Hallo Ellen.“
    Er hatte einige Sekunden benötigt um zu erkennen, dass das zweite Augenpaar einem kleinen Mischlingshund gehörte, dem Ellen in ihrem viel zu großen Parka Unterschlupf gewährt hatte. Der Hund war drahtig und hatte kurzes Fell. Es war nicht klar, wer hier wen wärmte. Noch nie hatte Teever jemanden so sehr vor Kälte zittern sehen wie Ellen. Dabei waren es nur zwei oder drei Grad unter Null. Einen Moment fragte er sich, ob sie auf Entzug war, doch ihre blauen Lippen sprachen dafür, dass sie fror.
    Ein paar Minuten später saß sie an seinem Küchentisch. Beide Arme aufgestützt, hielt Ellen einen dampfenden Becher mit schwarzem Tee in den Händen. Ein blauer fadenscheiniger Wollpullover voller Hundehaare reichte bis an die Handflächen. Ihr Haar war stumpf, die Wangen eingefallen. Verwischte Make-up-Reste erinnerten an Tränen. Der Hund hatte es sich auf ihren Füßen, die in derben grauen Wollsocken steckten, bequem gemacht.
    Teever und Ellen hatten beide wenig gesprochen, ehe er behutsam zu fragen begann.
    „Bille hat mich einfach so rausgeworfen. Es war so lächerlich. Wir haben uns über die Farbe des Weihnachtsbaumes gestritten.“
    Teever verkniff sich gerade noch den Einwurf, dass er nur grüne Bäume kennen würde.
    „Also die Farben der Kugeln. Silber oder bunt. Wegen der Farbe des Weihnachtsschmucks.“
    Ihre Stimme wurde schrill.
    „Bille ist manchmal so spießig.“
    Ellen sah sich um.
    „Du hast ja überhaupt keine Dekoration. Willst du verreisen?“
    „Für wen soll ich dekorieren? Ich sitze hier allein herum wie immer.“
    „Hast du keine Frau?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Freundin?“
    Teever winkte ab.
    „Freunde? Keine Verwandten?“
    Er schüttelte weiter den Kopf.
    „Deine Eltern?“
    „Gestorben.“
    Ellen schluchzte.
    „Wie deprimierend.“
    Doch dann wendete sie sich wieder ihrer eigenen Traurigkeit zu.
    „Dabei weiß Bille ganz genau, dass ich niemanden habe. Nur sie.“ Ellen schniefte und wischte sich die Nase mit einem Ärmel.
    Der Hund schien sie verstanden zu haben, denn er bellte beleidigt.
    „Und Loppa!“
    Ellen kraulte den Hund hinter den Ohren. Wieder schluchzte sie und zog den Rotz hoch.
    Teever reichte ihr eine Rolle Haushaltspapier.
    „Ich dachte, sie liebt mich.“
    „Vielleicht tut sie das“, sagte Teever. Eine Trennung nur wegen der Farbe der Christbaumkugeln schien ihm sehr unwahrscheinlich. Es steckte bestimmt eine größere Geschichte dahinter. Teever wartete auf weitere Erläuterungen.
    Gedankenverloren fingerte Ellen an einem Pickel am Kinn herum.
    Im Bruchteil von Sekunden schien ihr die eigene Lebensgeschichte durch den Kopf zu gehen.
    „Wie scheiße kann es einem gehen, dass man zu jemand fährt, den man nur einmal kurz gesehen hat.“
    „Der aber gesagt hat, dass du jederzeit kommen darfst.“
    Sie blickte ihn dankbar an.
    „Aber so schnell? Nimmst du immer wildfremde Menschen auf?“ fragte sie leise, ohne ihn anzublicken. So als ob er sich es dann noch einmal überlegen würde.
    „Manchmal.“ Er verstummte kurz. „Eigentlich erst einmal.“
    „Helgi?“
    „Ja.“
    „Ein Schwuler und eine Lesbe.“ stellte sie fest und das erste Mal fragte sich Teever, wie sie seine sexuelle Orientierung einschätzte.
    Wahrscheinlich asexuell.
    „Hast du auch keine Verwandten?“ versuchte Teever das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Nein, nicht wirklich. Irgendwo sind noch ein paar Cousins. In Sundsvall glaube ich. Aber die habe ich als Kind zuletzt gesehen.“
    „Kommst du aus Medelpad?“
    „Ja, aus Timrå. Mein Vater hat in einer Zellstofffabrik gearbeitet.“
    Das erste Mal leuchteten ihre Augen lebhaft, obwohl sie ins Nichts irgendwo links über Teevers Kopf blickte.
    „Wusstest du, dass in Medelpad der geografische Mittelpunkt Schwedens liegt?“ fragte sie dann.
    „Nein. In Erdkunde war ich nie so gut.“
    Er schenkte sich einen Kaffee nach.
    „Mit so viel Kaffee am Abend könnte ich nicht schlafen“, stellte Ellen fest.
    „Ich schlafe sowieso schlecht.“
    Sie zuckte mit den mageren Schultern.
    „Ich bin übrigens in Blekinge geboren. Kennst du unseren Landschaftsvogel?“
    Ellen lachte. „Das ist leicht. Der Kleiber.“
    Teever war beeindruckt. Ellen sah es ihm an.
    „Mein Vater hat früher mit mir alle Symbole geübt. Die meisten kann ich noch“, erklärte sie, „ er hatte so einen Heimatkunde-Tick.“
    „Der Pilz von

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