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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Weihnachtskarte, ein nichtssagender Anruf zum Geburtstag, dann Stille.
    Engeren Kontakt hatte Teever da schon mit Axelssons Sohn. Wenn auch unfreiwillig. Kent war in der Pubertät immer tiefer in das kleinkriminelle Milieu abgerutscht wie Wanderer in Treibsand. Teever hatte einige Male seine Kontakte genutzt und den Jungen, hart am Rande der Legalität, aus den tiefsten Sandstrudeln gezogen. Er wusste nicht, ob Kent es seinen Eltern erzählt hatte. Wohl nicht, denn es gab nie ein Wort des Dankes von Eva oder Lennart. Oder von Kent selbst.
    Als Teever seine Küche betrat, saß Axelsson am Tisch und blätterte fahrig in einem Kochbuch.
    „Kochst du jetzt italienisch?“ fragte Teever.
    Axelsson klappte das Buch zu. Teever erinnerte sich an den Blick. Erstaunte Abwesenheit. Es hätte auch eine Bedienungsanleitung für einen Waschvollautomaten gewesen sein können.
    „Im Moment esse ich nicht mal.“
    Er fuhr sich mit den Händen durch das Haar und sah Teever an, als wäre er sehr müde. Dieser Eindruck wurde durch die fast geschlossenen Augenlider verstärkt. Teever wusste, dass dieser Blick angeboren war. Dennoch sah sein Gegenüber wirklich nicht sehr gut aus.
    „Bist dünn geworden.“
    Axelsson schniefte leicht und erinnerte Teever dabei an eine traurige magere Maus.
    „Der Stress.“
    „Beruflich oder wegen Kent?“
    „Die Firma läuft gut. Viel zu tun, aber das ist in Ordnung.“
    Teever schüttelte unmerklich den Kopf. Das war schon früher das Problem. Prioritäten.
    Axelsson blickte sich um. „Hast du etwas zu trinken für mich?“
    Seine Stimme war leise wie früher.
    „Entschuldigung“, sagte Teever, „was möchtest du? Kaffee, Wasser, Saft?“
    Axelsson zeigte auf eine Flasche Ramlösa. Teever nahm zwei annähend saubere Gläser aus dem Küchenschrank. Axelsson trank gierig und schnell.
    „Mehr?“, fragte Teever.
    „Danke, später vielleicht.“
    Teever nickte. „Bitte, bediene dich.“
    „Eva und ich hatten eine, wie sagt man, Ehepause. Seit ein paar Wochen versuchen wir es nochmal. Und dann kam die Sache mit Kent.“
    Axelsson rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    „Was war denn nun genau. Ich habe nichts mitbekommen. Ein Mord in Ör? Und er ist verdächtig.“
    „Mehr als das. Für die Polizei steht fest, dass er es war. Zusammen mit einem Kumpel.“
    „Was sagt er selbst?“
    „Er hätte keine Schuld. Sonst nicht viel.“
    „Was glaubst du?“
    Axelsson schluckte unmerklich. Sein linkes Augenlid zuckte leicht. Teever schenkte Wasser nach.
    „Was denkst du?“ wiederholte er.
    „Ich weiß nicht, was wir falsch gemacht haben“, brach es aus Axelsson heraus, ohne die Frage zu beantworten. Für einen kurzen Moment dachte Teever, dass sein Gegenüber in Tränen ausbrechen würde. Betreten suchte er Hilfe in einem Blick aus dem Fenster, doch er sah nur das Spiegelbild zweier Männer, die einmal Freunde gewesen waren.
    Dann fasste sich Axelsson wieder.
    „Ich weiß, dass du Kent ein paar Mal geholfen hast. Ich habe mich nie dafür bedankt. Ich glaube, es war mir zu peinlich. Kent war ein guter Junge. Was ich habe durchgehen lassen, hat Eva ausgeglichen. Wir haben doch alles für ihn getan. Seine Wünsche erfüllt und ihm ein sicheres Zuhause gegeben.“
    Gut gemeint ist nicht gut getan, dachte Teever. Ein weiterer Spruch seiner Tante. Er überlegte, ob er die Frage stellen durfte, sagte dann aber: „Materielle Dinge sind das eine, Rückhalt das andere. Habt ihr mit ihm geredet, konnte er sich euch anvertrauen? Hattet ihr Zeit für ihn?“
    Axelsson fuhr sich wieder durch das Haar. Er schien ein richtiges Nervenbündel geworden zu sein, dachte Teever. Wo war der coole Typ geblieben, der bei 9 Windstärken nach Polen segelte, um eine, nur eine, Flasche Wodka mit Büffelgras zu kaufen. Nicht wegen des Alkohols, sondern nur weil er es konnte.
    „Ich weiß, dass du meinst, wir hätten uns zuwenig um ihn gekümmert.“
    Du, dachte Teever, du.
    „Aber er konnte immer mit uns reden. Und als er klein war, kam er ja mit allen Problemen zu uns.“
    Zu deiner Frau, murmelte Teever, wieder nur in Gedanken.
    „Erst als er fünfzehn oder sechzehn war, hörte das auf.“
    „Woran lag das? Was glaubst du?“
    „Wenn ich darauf eine Antwort hätte. Falsche Freunde? Ich weiß es nicht.“
    „Hat Kent eine Freundin?“
    „Das ist auch so eine Sache.“ Axelsson schüttelte den Kopf. „Er hatte noch nie ein Mädchen. Manchmal glaube ich, dass er vom anderen Ufer ist.“
    Teever hatte diesen

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