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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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er wach gelegen und über Axelsson nachgedacht. Erinnerungen waren hochgekommen, seine Enttäuschung. Vielleicht auch eine Ahnung eigener Versäumnisse.
    Später ließ ihn dann der Gedanke an Helgi nicht los. Teever wusste nicht, wie er sich dem Isländer gegenüber verhalten sollte. Mit einer Entschuldigung und dann wäre alles klar? Die Sache totschweigen? So wie bei Axelssons Segeltörn? Warten, ob Helgi etwas sagen würde?
    Was wäre, wenn Helgi ginge? Für einen Moment erlaubte sich Teever diesen Wunsch. Doch das war natürlich zu einfach. War er ein Freund? Oder wäre es nur der Verlust einer helfenden Hand? Bedeutete er Teever mehr? Auch, wenn er ihn scheinbar gar nicht kannte? Er dachte an einen Satz, den sein Kollege Wilhelmsson einmal zu ihm gesagt hatte. Teever würde sich in allen wesentlichen Dingen des Lebens als gescheitert betrachten: In der Liebe, in Freundschaften und in seinen Beziehungen. Seine Arbeit wäre der Versuch, nur noch oberflächlich mit Menschen in Kontakt zu kommen; kurz in ihr Leben einzutauchen, aber genauso schnell wieder zu verschwinden. Das hatte fast dazu geführt, den Polizeidienst doch nicht zu quittieren: Er hatte Angst, dann auch noch im Beruf gescheitert zu sein.
    Im Dämmerschlaf, als die Logik sich nicht zwingen ließ und Gedanken kamen und gingen wie sie wollten, hatte Teever gedacht, dass Helgi vielleicht nur bei ihm sein würde, weil er in ihn verliebt wäre. Als er seine Gedanken wieder beherrschen konnte, schien ihm das völlig absurd. Es gab dafür keine Anzeichen. Oder hatte er sie nur nicht bemerkt? Und noch etwas hatte Teever verwirrt: Ein konfuser Traum, in dem Axelsson und er segeln waren. In der Kajüte hatten zwei kleine Kinder gelegen, die Augen geschlossen, mit Mündern wie Striche. Teever wusste nicht, ob sie noch lebten, aber er hatte es eilig, zum Hafen zu kommen, aber je mehr sie kreuzten, desto weiter entfernte sich das Boot vom Ufer. Das Meer hatte ganz ruhig dagelegen und dennoch krängte das Schiff. Enten umkreisten sie, so wie Möwen Fischern auf der Suche nach Abfällen. Dann hatte Axelsson ängstlich geschrien, er wolle nicht ertrinken und war Teever förmlich um den Hals gefallen. Vom Bug des Schiffes, das Teever nicht kannte und das viel größer war als das Boot Axelssons, sahen zwei ehemalige Klassenkameraden zu. Dann war es plötzlich Helgi, der ihn umarmte und die Enten griffen die beiden an wie Küstenseeschwalben einen Strandwanderer in der Nähe ihres Nests. Teever schlug um sich und der Isländer sprang nackt ins Wasser. Dann wachte er auf. Mit einer Erektion.
    Teever war verwirrt. Tote Kinder gehörten zu seinen Träumen wie sein Spiegelbild, doch eine Morgenlatte war ihm schon lange nicht mehr passiert. Er hatte sich das erst kürzlich als eine Alterserscheinung erklärt, obwohl es ihn wunderte, da sein letztes Zusammensein mit einer Frau lange her war. Nachholbedarf. Wieso war er aber gerade erregt, nachdem er von Helgi geträumt hatte? Homoerotische Neigungen waren ihm an sich bisher nicht aufgefallen und er hatte Helgi auf keinen Fall als Gegenstand lustvoller Gedanken betrachtet. Vielleicht stand er ja auf Enten. Teever hatte einmal gelesen, dass eine Menge Männer latent schwul wären, egal ob sie mit einer Frau zusammenleben würden und sogar Kinder hätten. Tatsächlich kannte er einen ehemaligen Kollegen, der von einem Tag zum anderen seine Frau und seine drei Töchter verlassen hatte und mit einem Freund irgendwo nach Norrland gezogen war.
    Teever sprang aus dem Bett, als würden damit die Gedanken abgeschüttelt werden. Das ist lächerlich, dachte er, nur weil ich erregt aufwache, heißt es doch noch nicht, dass ich schwul bin. Wenn er gelegentlich masturbierte, dachte er doch auch nie an Männer, sondern immer an Frauen. Große Frauen.
    Helgi ist auch groß, dachte er. Teever erinnerte sich, wie der Isländer im eiskalten Fluss gebadet hatte. Wieder bekam er eine Erektion. Lag das an Helgi oder dem Gedanken, an etwas Verbotenes zu denken? War schwule Liebe verboten?
    Ich drehe durch, sagte sich Teever. Ich muss etwas tun. Mich ablenken.
    Er schlüpfte in seine Klamotten von gestern, machte eine Katzenwäsche, stellte die Kaffeemaschine an und ging in den Schuppen, der als Lager für die Boote diente. Teever knipste das Licht an. Der alte schwere Schalter klackte angenehm. Auf zwei bunt gesprenkelten Holzböcken lag ein altes blaues Kanu. Ein böser Riss zog sich wie eine Narbe quer über den Boden. Der småländische Granit

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