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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Weihnachtsfest über geweint, weil er nur Lego bekommen hatte.“
    Teever ging zum Küchenschrank, holte eine Tüte mit Salzstangen heraus und stellte sie in einem Glas auf den Tisch. Axelsson nahm eine Stange. Dann eine zweite. Seine Schneidezähne waren groß. Wenn er kaute, erinnerte er Teever an ein Kaninchen.
    Er hob eine Hand und ließ sie wieder auf den Tisch fallen.
    „Was aber soll ich machen? Du weißt doch, dass ich nicht mehr bei der Polizei bin.“
    Teever holte mit dem Arm aus, beschrieb einen Bogen. „Das hier ist jetzt mein Job. Ich kann dir nicht helfen,“ sagte er und dachte: Helfen nicht, aber vielleicht ist Zuhören auch eine Hilfe. Aber wollte er das?
    „Du warst ein ausgezeichneter Polizist. Du kennst eine Menge Leute. Leute, die mir nichts mitteilen. Aber vielleicht dir. Du kannst Rückschlüsse ziehen. Du weißt, wie man sich umhört.“ Axelsson wurde wieder lauter. „Die Polizei tut nichts. Nichts, nichts, nichts. Kent verrottet im Knast. Und die suchen gar nicht nach einem anderen Täter. Ich frage dich: Warum sollten zwei Einbrecher sich solche Mühe mit dem Opfer machen. Wenn er sie überrascht hätte, ja, eins auf die Nuss, vielleicht. Aber ausziehen und aufhängen. Im Stall? Das passt doch nicht.“
    Teever nickte. Das war ihm auch merkwürdig vorgekommen, wenn es natürlich auch zum Vertuschen gedient haben könnte.
    „Und wie kommst du darauf, dass die Polizei keine anderen Spuren verfolgt? Womöglich weil keine da sind?“
    „Weil sie mit einem anderen Fall beschäftigt sind. Einer, der wichtiger ist.“
    „Welcher soll das sein?“
    „Das weiß ich auch nicht, aber ich habe durch Zufall ein Gespräch mitbekommen, bei dem ein Beamter so etwas sagte. Von wegen, dass man hier ja zwei Täter hätte und man sich nun ganz auf die ROCX-Sache konzentrieren könne.“
    „ROCX-Sache? Was soll das denn heißen?“
    Axelsson zuckte mit den Schultern.
    Teever trommelte ein kleines Solo mit den Fingern auf den Tisch. „Nochmal: Ich bin nicht mehr im Dienst und ich habe hier jede Menge zu tun. So ein Bootsverleih mit Pension macht mehr Arbeit als man denkt.“
    Teever hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen.
    Sein Gegenüber sah ihn an. „Ich weiß. Aber du bist der einzige, der mir helfen kann. Der uns helfen kann. Und ich dachte, die Saison hat doch noch nicht begonnen und.“ Er verstummte, sagte dann leise „und du warst doch mal ein Freund. Ich weiß, es ist nicht alles gut gelaufen zwischen uns. So genau weiß ich immer noch nicht, warum. Vielleicht war ich schuld, vielleicht auch du. Oder wir beide. Vielleicht ist das auch völlig egal. Ich weiß nur, dass du meine letzte Hoffnung bist. Und ich würde mir nie verzeihen, wenn ich den Versuch nicht gemacht hätte. Glaube mir, das war auch für mich nicht ganz einfach.“
    Teever hatte dann nicht mehr viel gesagt. Dass er sich die Sache überlegen würde. Axelsson hatte sich für Wasser und Salzstangen bedankt und für die Zeit, die sich Teever genommen hatte. Teever hatte Axelsson zur Tür gebracht, ihm zugesehen, wie er in sein Auto gestiegen und in der Nacht verschwunden war. Dann war er in das Zimmer mit seiner Stereoanlage gegangen und hatte eine CD von Oasis voll aufgedreht. Noel Gallagher jaulte „Don’t look back in Anger“. Dem ging es auch nicht gut.

13. Dezember: Lucia
    Am nächsten Morgen war der Schnee wieder verschwunden, kaum mehr eine Erinnerung wie die Erlebnisse der frühen Kindheit. Nur dort, wo er vom Wind oder eifrigen Schneeschiebern zusammengeschoben war, konnte man die Pracht des Vortages noch erkennen. Der Rest war Herbst.
    „Das Wetter schlägt Kapriolen“, sagte Teever beim Blick aus dem Fenster seines Schlafzimmers zu niemandem außer ihm, „wie meine Stimmungsschwankungen.“ Er zog den Vorhang wieder zu und kuschelte sich noch einmal in die linke Hälfte seines Doppelbetts. Natürlich hatte er viel zu erledigen, aber dennoch genoss er den Luxus, nicht wie früher auf die Minute pünktlich zur Arbeit erscheinen zu müssen. Jetzt konnte er um vier Uhr nachts beginnen oder auch mal um halb zehn. Meistens jedoch stand er, da er sowieso wach lag, früh auf. Besonders in der Saison. Die Paddler wollten zeitig los, es wurde laut und vor allem hieß es für ihn dann, bei den Booten zu helfen, Fragen zu beantworten, letzte Lücken im Proviant aufzufüllen, Geld zu kassieren oder einfach nur „Gute Fahrt“ zu wünschen.
    Die letzte Nacht hatte ihn in etwa so erholt wie ein Marathon. Lange hatte

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