Onkel Schwein (German Edition)
Baseballcap zu nennen.
Die Bilder mochten ungefähr zehn Jahre alt sein. Das schloss Teever aus den Autos, die auf manchen zu sehen waren. Teever zog eines der Bilder aus den Fotoecken. Selma Waldén stand vor einem Fischerboot. Ein Arm war nur zur Hälfte abgebildet, dafür sah man schön viel von den Mülleimern am anderen Bildrand. Teever dreht das Foto um. Leider war auf der Rückseite des Bildes kein Datum eingestempelt. Mit blauem Kugelschreiber hatte jemand 1/4 daraufgeschrieben. Er nahm ein zweites Bild aus den Ecken. 2/4 stand darauf. Da war jemand ganz genau gewesen, dachte Teever und sah seine eigenen Fotos vor sich, die mittlerweile aus zwei alten Keksdosen quollen wie Hefeteig aus einer Kuchenform.
Waldén trug immer Polohemden. Mal in grün, dann blau oder gelb. Dazu helle Shorts und braune Sandalen. Nie war das Ehepaar Waldén gemeinsam auf den Fotos. Allerdings schienen beide zu fotografieren, wenn keine dritte Person die Aufnahmen gemacht hatte, denn beide waren gleich oft zu sehen. Er dachte an die Fotos von seinen Eltern. Nur sein Vater hatte die Aufnahmen gemacht und immer gesagt, dass später niemand wissen würde, dass er auch mit auf den Reisen gewesen war, da er nie auf den Fotos zu finden war. Das Auffälligste an Waldén war, neben den Polohemden, seine auffällige Armbanduhr, die er auf jedem Foto trug. Teever hatte alsUhrenliebhaber ein Auge dafür. Eine Tissot, schätzte er, doch das Modell konnte er nicht erkennen. Teuer.
Teever legte das Album zurück, nachdem er die Bilder mühsam wieder in die Ecken gefummelt hatte. Dann öffnete er die Schubladen eines Schreibtisches. Papier, Stifte, Gummibänder, Büroklammern. Ein Tacker, ein Locher und ein Gerät, mit dem man zusammengeheftete Papiere wieder trennen konnte. Teever hatte sich immer gefragt, wie dieses Ding eigentlich hieß. Alles war perfekt sortiert. Auf dem Schreibtisch lag eine Unterlage mit durchsichtiger Folie. Eine Weltkarte darunter. Alt, denn es gab noch Jugoslawien oder die UdSSR. Ein kleiner Standkalender mit dem Werbeaufdruck eines Jagdgeschäftes, das Teever nicht kannte. Das Bild für November zeigte einen Mann in Loden, der auf einen Elch anlegte. Die Waffe schien die Aussage des Fotos zu sein. Teever kannte die Marke nicht.
Nichts deutete auf die Anwesenheit einer Frau hin. Teever konnte nicht sagen, woran das lag. Vielleicht fehlte Raumschmuck. Es gab keinen Zierrat. Keine Kerzen, kein Nippes, keine Vasen. Teever sah keine einzige Topfpflanze. Vielleicht hatte jemand die Blumen aus dem Haus genommen, damit sie nicht verdörrten. Auch an den Wänden hing nichts bis auf ein recht großes Foto. Das Bild fiel insofern aus der Reihe, da es sich in einem edlen, goldenen Rahmen befand und somit im Gegensatz zu den restlichen, eher schäbigen Einrichtungsgegenständen stand. Teever ging zum Fenster und schaute hinaus. Kein Auto in Sicht. Er betätigte einen Lichtschalter und sah seine Vermutung bestätigt. Ein Strahler an der Decke war wie ein Spotlight auf das Foto gerichtet. Schnell knipste er die Lampe wieder aus.
Das Foto war schwarz-weiß und offensichtlich älteren Datums. Es zeigte eine junge Frau mit kurzen Haaren und einem stechenden Blick. An der Hand hielt sie einen kleinen Jungen. Er sah sie fast ehrfurchtsvoll an. Ihr Blick schien Teever zu verfolgen, wohin im Raum er sich auch bewegte. Das berührte ihn unangenehm. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit der Frau, die Waldén im Urlaub fotografiert hatte.
Im oberen Stockwerk schaute er zunächst in das Badezimmer. Die türkis-blauen Kacheln raubten Teever schier den Atem. Auf einem kleinen Kunststoffregal standen vor dem Spiegel aufgereiht Zahnpasta, ein Rasierpinsel, ein Becher mit einer oft benutzten Zahnbürste, eine Tube mit Rasierschaum, ein halbvoller Deoroller. An der Wand daneben hing ein Plastikhalter mit einem Rasierer. Auch hier kein Schmuck. Keine Plastikblumen, keine Bilder. Nur derWC-Sitz fiel aus dem Rahmen. Er hatte das schwarz-weiße Muster eines Fußballes.
Im Schlafzimmer sah alles so aus wie nach dem Einbruch. Scherben und Kleidungsstücke lagen verstreut auf dem Boden. Es schien hier wirklich keiner nach dem Rechten zu sehen.
Plötzlich hörte Teever ein Auto. Er stellte sich seitlich an das Fenster. Ein blauer BMW hielt an der Weggabelung an. Da es an dieser Stelle leicht bergauf ging, leuchteten die Scheinwerfer genau auf das Fenster, hinter dem Teever stand. Der Lichtschein wanderte bis in die hinterste Zimmerecke und stoppte an einem
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