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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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gerahmten Poster der Tourismuszentrale von Bangkok. Über einem Foto von einem schwimmenden Markt stand „Stadt der Engel“. Teever blickte nach oben. Ein schwarzes Rollo hing aufgerollt an zwei silbernen Haken. Das brauchte man hier, dachte er, sonst weckt einen jedes vorbeifahrende Auto. Der BMW hatte sich endlich für eine Richtung entschieden und bog nach rechts ab. Beim Anfahren spritzte der Kies.
    Teever ging zurück zum Schrank. Merkwürdig, dachte er, kaum Frauenkleidung. Selbst wenn Selma Waldén für ein paar Monate in Spanien war, hätte sie doch bestimmt nicht alles mitgenommen, was sie besaß. Teever fand zwei Kleider, ein paar Röcke, etwas Unterwäsche. Mehr nicht.
    Wieder hörte er ein Auto. Teever stellte sich erneut an das Fenster. Der BMW kam zurück. Zunächst befürchtete er, dass der Wagen halten würde, da er das Tempo verringerte, doch dann gab der Fahrer wieder Gas und verschwand aus dem Blickfeld Teevers.
    Auf der einen Seite eines wuchtigen Doppelbettes lagen ordentlich gemacht Daunendecke und Daunenkissen. Wie ein gestrandeter Wal ragten sie vor Teever auf. Er ging zum Nachtschrank und zog an der kleinen Tür, die sich mit einem leisen Kratzen öffnete. Das musste der Medizinschrank des Hauses sein. Ein solches Sortiment an Tabletten, Dragees, Säften oder Cremes hatte Teever zuletzt in der Apotheke gesehen. Er zog an der Schublade. Hier ging es weiter. Pillendosen, weitere Cremes, Pflaster und ein Blutdruckmessgerät. Die Tabletten hatten schlimme chemische Namen und auch wenn Teever sie nicht kannte, schien es sich um harte, verschreibungspflichtige Medikamente zu handeln. Auf den meisten stand der Name Selma Waldéns.
    Teever runzelte die Stirn. Das Schränkchen war zum Bersten gefüllt. Entweder war sie ein großer Hypochonder oder schwer krank. Es sah nicht so aus, als ob etwas fehlte. Nahm man seine Medizinaber nicht mit in den Urlaub? Oder deckte sich Frau Waldén vor Ort neu ein? Auf jeden Fall musste sie entweder schwer tablettenabhängig oder wirklich sehr krank sein.
    Über dem Bett hing ein Gemälde von einer Zigeunerin vor einem Sonnenuntergang. Oder sagte man Roma? Wie dem auch sei: Das könnte ich auch nur mit Tabletten ertragen, dachte Teever und ging zurück nach unten.
    Er öffnete die auffällige Tür, die er schon beim Betreten des Hauses gesehen hatte. Sie führte in einen Raum ohne Fenster. Teever vermutete, dass es sich früher einmal um eine Waschküche gehandelt hatte, die zu einer Art Büro umfunktioniert worden war. Im Halbdunkel konnte er Wasseranschlüsse erkennen und eine Steckdosenleiste. Es kam ihm vor, als ob noch der Geruch von Waschmittel in der Luft hing. Er tastete nach einem Lichtschalter. Dann sah er eine Arbeitsplatte, ein paar Bücher. Der Band „S“ des Lexikons, Bildbände von Skandinavien, etwas über Spinnen. An den Wänden schienen einmal Bilder oder Zettel gehangen zu haben. Sie waren abgerissen worden. An manchen Stellen hingen noch die Ecken unter Tesafilmstreifen. Ein Drucker stand da, das Kabel zum Computer verlor sich im Nichts wie das des Scanners. Den Monitor hatte Teever gern selbst gehabt. Dafür fehlte der Rechner. Teever nahm an, dass die Polizei ihn mitgenommen hatte. In einer Ecke befanden sich mehrere Umzugskartons. Teever öffnete den obersten. Ein muffiger Geruch schlug ihm entgegen. Er sah altes Zeug, Bücher, Bilder, Becher aus Zinn.
    Er löschte das Licht und schloss die Tür. Vom Flur ging er über blasse Flickenteppiche in die Küche. Teever sah in die Schränke. Altes, schmuckloses Geschirr, vieles angestoßen, aber ordentlich weggestellt. Ein bunter Mischmasch an Bechern, fast eine Sammlung, viele mit Werbeandruck für Schweden, Abführmittel und Firmen, die Teever nicht kannte. Über dem Herd eine Hakenreihe mit unterschiedlichsten Bratenwendern, Schöpfkellen und Schneebesen. Zwei blau-gelbe Topflappen. Die hatte bestimmt Frau Waldén gehäkelt. Teever dachte an Liza. An den Wänden hingen Stickbilder. Die Motive waren meistens Menschen. Bauern, Fischer, ein Bergmann. Neben der Spüle stand abgewaschenes Geschirr. In der Tür darunter fand er Putzmittel, Eimer und zwei Packungen Rattengift. Komisch, die in der Küche aufzubewahren, ging es Teever durch den Kopf. Er sah in den Kühlschrank, der leise vor sich hin summte. Würde das Elektrizitätswerk irgendwann den Strom abstellen? Wenn sich allerdings genug Geld aufdem Konto befand und eine Abbuchung eingerichtet worden wäre, könnte es noch ein wenig dauern. Dem

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