Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
Vom Netzwerk:
weiter.
    „Bei mir schon.“
    Helgi berichtet ihm von seinem Erfolg. Sein Kollege war tief beeindruckt.
    „Das ist ja super. Wer hätte das gedacht. Wir sollten das feiern.“
    „Bei einem Glas Wasser und Graubrot.“ Helgi zeigte auf den leeren Kühlschrank.
    Plötzlich schlug Andresen mit der flachen Hand auf die Zeitung.
    „Ha“, rief er.
    Helgi sah ihn verständnislos an. „Was denn?“
    Andresen deutete auf die Seite vor ihm.
    „Kennst du den denn nicht?“
    „Homer Simpson?“ Andresen zeigte auf den Comic am Fuß der Seite.
    Andresen schüttelte den Kopf. „Unsinn. Den hier!“ Er streckte den Zeigefinger auf ein Foto unter einer fetten Überschrift.
    Helgi dachte einen Moment nach und schüttelte den Kopf.
    Andresen nahm einen Stift zur Hand und kritzelte einen dichten Bart um den Mund des Mannes. Verlängerte die Koteletten ein wenig. Zog die Augenbrauen nach. Obwohl er nur krakelte, schaute seine Zunge in aller Konzentration zwischen den geschlossenen Lippen hervor.
    „Und jetzt?“ fragte er stolz.
    Und tatsächlich. Helgi nickte bedächtig.
    „Ja, richtig. Das ist er.“
    „Das war er.“
    Teever fragte sich, ob es rechtens war, kein Mitleid mit der Frau zu empfinden. Annika Aulin weinte nicht mehr, sondern schluchzte nur gelegentlich. Er hatte ihr eines seiner Papiertaschentücher angeboten, doch sie hatte einfach eines der Sweatshirts ihres Sohnes genommen und sich die Tränen abgewischt. Zum mangelnden Mitleid gesellte sich bei Teever die Unsicherheit, wie er mit ihrem Gefühlsausbruch umgehen sollte. Er wusste ja nicht einmal, wie er mit eigenen Gefühlen verfahren sollte.
    Jetzt stand sie da, etwas verloren in der Unordnung ihres Wohnzimmers und ihres Lebens und versuchte krampfhaft, abwechselnd mit der linken oder der rechten Hand, eine Hautrötung in ihrem Dekollete zu verdecken. Teever hätte ohne diese Bemühungen wahrscheinlich gar nicht hingesehen. Ihre Brüste luden ihn nicht zum Verweilen ein, nicht einmal mit den Augen.
    „Folke Waldén war Martins Vater“, stellte er mehr fest, als dass er fragte.
    Sie schüttelte weder den Kopf, noch nickte sie. Stattdessen gab sie einen weiteren tiefen Seufzer von sich.
    „Wie komme ich denn nun über die Runden?“ fragte sie und Teever war sich nicht sicher, ob dies als Frage an ihn gerichtet war und ob sie ihn überhaupt noch wahrnahm.
    „Hat Waldén für seinen Sohn gesorgt“, fragte er leise.
    Ein unmerkliches Nicken.
    Teever hatte erwartet, dass sie die Beziehung leugnen würde.
    „Wusste seine Frau davon“, flüsterte er fast, in Sorge, seine indiskreten Fragen würden sie abschrecken. Als ob die Lautstärke an der Sache etwas ändern würde.
    Ein Zucken mit den Schultern. Jetzt hatte sie beide Hände vor der Brust. Es erinnerte ihn an einen Tanz.
    „Wie kam…“, setzte er an, doch plötzlich unterbrach sie ihn.
    „Wieso ich mit so einem alten Knacker ins Bett gegangen bin?“
    Ihre Stimme war plötzlich laut und kräftig. Teever erschrak fast ein wenig.
    „Ist es das, was du denkst?“
    Das war genau das, was er dachte.
    „Er konnte manchmal ganz nett sein. Wenn er etwas getrunken hatte. Beschwippst war. Aber er war auch ein Schwein.“
    Sie sah Teever lange an. Sie schien eine Bestätigung dafür zu suchen, sich ausgerechnet ihm zu offenbaren. Irritiert blickte er zur Seite. Vielleicht gab seine Unsicherheit den Ausschlag. Die Tatsache,viel zu lange mit dem Geheimnis gelebt zu haben. Der Mangel, einen wirklichen Vertrauten zu haben, einen Mann oder eine Freundin.
    „Bei einem Dorffest haben wir gequatscht. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er mir immer wieder nachgeschenkt hat. Erst Bier, dann härtere Sachen. Irgendwann bin ich aufs Klo. Da ist er mir hinterhergekommen. Hat mir von hinten an die Titten getatscht.“
    Ihre Hände rutschten über ihre Brüste, so als ob sie nachträglich seinen Griff verhindern wollte. Teever bemerkte, dass ihre Fingernägel abgekaut waren. Teilweise sah man den blutigen Nagelbettrand.
    „Und dann hat er mich in die Toilette gedrängt und meinen Rock hochgeschoben. Im Stehen hat er…“
    Wieder schien sie seine Gedanken zu erraten.
    „Er war recht sportlich für sein Alter“, ergänzte Annika Aulin.
    Sie verstummte. Teever ließ ihr Zeit und betrachtete ein kitschiges Bild, eine Waldszene in einem goldenen Rahmen über dem Sofa. Doch eigentlich hing er eigenen Gedanken nach und nahm das Motiv gar nicht wahr. Er wunderte sich über ihre Offenheit. Die meisten Vergewaltigungsfälle waren

Weitere Kostenlose Bücher