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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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schon allein deshalb so schwer aufzuklären, weil die Frauen aus Scham oder Angst nur ungern über das Erlebte berichteten. Einem Mann gegenüber schon gar nicht. Einem unbekannten Mann noch dazu.
    „Warum bist du nicht…?“
    „Zur Polizei?“
    Er nickte.
    „Wem hätten die wohl geglaubt? Dem angesehenen Mitglied des Jagdvereins und ehemaligem Gemeinderat oder der arbeitslosen Alkoholikerin?“ Sie lachte humorlos.
    Die Frau war Teever ein Rätsel. Mal verschlossen, dann redselig. Einmal klar, dann verwirrt. Laut und leise.
    „Später hat er dann gedroht, Martin etwas anzutun.“
    „Wenn du seiner Frau etwas sagst?“
    Er fragte sich, wer wem zuerst gedroht hatte.
    „Trotzdem hat er dir Geld gegeben?“
    „Du hältst mich für eine Schlampe, weil ich es genommen habe!“
    Er schüttelte den Kopf.
    Geistesabwesend umwickelte Annika Aulin einen Finger mit einer Haarsträhne. Teever zuckte leicht zurück, als sie das Bündel ohne mit der Wimper zu zucken herausriss und auf den Boden fallen ließ.
    Sie ging auf Teever zu und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn.
    „Du hättest das Geld auch genommen. Er sollte zahlen für das, was er getan hatte. Ein Kind ist teuer.“
    War der Mord an ihm die letzte Rechnung von Annika Aulin gewesen? Doch warum sollte sie ihren Goldesel töten? Ihre sonstigen Einkünfte schienen eher kärglich zu sein. Oder hatte er seinen Sohn nicht mehr unterstützen wollen?
    „Und falls du dich fragst, warum ich keine Abtreibung gemacht habe“, sagte sie und fuchtelte wieder mit dem Finger vor Teever herum.
    In der Tat hatte er sich das gefragt, doch sie blieb eine Antwort schuldig.
    „Ansonsten ließ er uns in Ruhe. Jeden Monat kam ein Brief mit dem Geld. Und er wollte Martin gelegentlich sehen.“
    „Daher die Besuche. Ich frage mich nur, wie er sie seiner Frau erklärt hat.“
    „Die war oft nicht da. Weiß gar nicht, wann ich sie zuletzt gesehen habe.“
    „Die Briefe kamen mit der Post?“
    „Nein, sie lagen immer ohne Briefmarke im Kasten. – Auch ohne Brief“, fügte sie hinzu, „nur das Geld. Er muss abgepasst haben, wenn ich nicht zu Hause war oder geschlafen habe.“
    „Wie hoch war die Summe?“ fragte er.
    Annika Aulin schien einen Moment zu überlegen, ob sie eine Antwort auf die Frage geben wollte, doch dann sagte sie: „Zweitausendfünfhundert Kronen. Im Monat.“
    Teever hatte keine Ahnung, ob das eine angemessene Summe zur Befriedigung der Bedürfnisse eines Kindes war. Und ob sie Waldén vor finanzielle Probleme gestellt hatte. Wenn sie eine Summe vor Gericht eingeklagt hätte, wäre die Summe wahrscheinlich höher gewesen. Teever sah sie an, sich dann um. Für das Haus und sich selbst schien sie nicht viel zu benötigten.
    „Er hat das Geld freiwillig bezahlt“, sagte Annika Aulin in die neuerliche Stille, „der hatte doch genug davon.“
    „Aber offiziell hat er Martin nicht anerkannt?“
    „Dann hätte seine Frau doch etwas gemerkt.“
    Da hatte Annika Aulin zweifelsohne Recht.
    „Martin hat doch noch Geschwister, oder?“ fiel Teever plötzlich ein. „Aber da ist Waldén nicht auch der Vater?“
    Sie lachte trocken und schüttelte den Kopf. Dann zeigte sie auf ein kleines Foto in einem Bilderrahmen neben der Tür. Zwei kleine Jungs mit einem Mann auf einem Spielplatz. Teever kannte das Gerät, eine Art Karussell zum selber ziehen. Es hatte früher aufdem Spielplatz neben dem Dom in Växjö gestanden, war aber vor kurzem abgebaut worden. Das Foto musste schon etwas älter sein. Der Mann war wahrscheinlich der Vater: Ein großer Farbiger mit freundlichem Gesichtsausdruck und einem abscheulichen Hemd. Definitiv nicht Waldén.
    „Die Kinder sind gerade bei ihrem Vater. Ab und zu holt er sie.“
    „Unterstützt er euch?“
    „Wenn er gerade mal Geld hat.“
    Plötzlich fiel Teever etwas ein. Auch wenn er sich im Erbrecht nicht so auskannte, müsste Martin auch als unehelicher Sohn erbberechtigt sein. Sollte Annika Aulin das bewusst geworden sein? Er musste Wilhelmsson danach fragen und ob es ein Testament gäbe. Wenn der ihm überhaupt noch antworten würde.
    Als er später wieder im Auto saß, lief ein Lied von Abba. „Money, Money, Money“, ging es ihm durch den Kopf, „all the things I could do if I had a little money.“
    „Du traust dich hier her?“ begrüßte Wilhelmsson Teever.
    Seine Haare standen über dem rechten Ohr zu Berge, als ob er darauf gelegen hatte. Teever fragte sich jetzt auch, ob der Besuch bei seinem ehemaligen Kollegen im

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